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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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fragte
Emily mit unsicherer Stimme.
    »Ich hatte damals keine Ahnung
davon. ich dachte, sie hätte mit einem der Wildhüter oder der Diener eine
Affäre gehabt. Dann dachte ich wieder, es sei ein Landstreicher auf dem Gut
gewesen und hätte sie wegen ihrer Juwelen ermordet, sei aber dann in Panik
geraten und geflohen, ohne den Schmuck an sich zu nehmen.
    Am Tag vor ihrem Begräbnis verließ
uns Harry, ohne sich auch nur zu verabschieden. Von da an hatte ich ein ungutes
Gefühl, weil er so plötzlich abgereist war. Ich erfuhr, dass er ein
Hauptmannspatent in einem Regiment gekauft hatte. Das war seltsam, weil Harry
immer beteuert hatte, dass nur Dummköpfe in den Krieg zögen. Er hat mir nie
geschrieben, aber ich habe von Zeit zu Zeit von ihm gehört, und letztes Jahr
hat mir einer seiner Offizierskollegen, der auf Urlaub zu Hause war, erzählt, dass
er sich mit Wellingtons Truppen nach Portugal eingeschifft hatte.«
    »Wie hast du denn herausgefunden, dass
er den Mord begangen hat?« fragte Emily leise.
    »Der Idiot hat einen versiegelten
Brief für mich hinterlassen, der erst nach seinem Tod geöffnet werden durfte.
Es ist ein Wunder, dass sein Vorgesetzter ihn nicht gelesen hat. Ich habe
meiner Schwester heute gesagt, was Harry getan hat. Jetzt habe ich es dir
erzählt. Ich hatte das Gefühl, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben
sollten.«
    »Oh, Fleetwood, es muss schrecklich
für dich sein!«
    »Nein, nicht wirklich«, sagte der
Earl und lächelte plötzlich.
    »Siehst du, ich glaube, ich wusste
im Grunde schon, dass Harry Clarissa getötet hatte. Und Harry und ich waren
einander sehr fremd geworden, auch schon vor Clarissas Tod. Er steckte immer
in Schwierigkeiten. Ich muss dir die Wahrheit sagen, und die Wahrheit ist, dass
die Nachricht vom Tod meines Bruders mich verdammt erleichtert. Kannst du das
verstehen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Emily.
    »Ich muss natürlich trotzdem eine
gewisse Trauerzeit einhalten, aber es besteht kein Grund, dass diese Tragödie
einen Schatten auf unsere Ehe wirft.«
    Emily machte sich an ihrem Glas zu
schaffen.
    »Was wolltest du mir denn sagen?«
fragte er sanft. »Es kann auf keinen Fall so furchtbar sein wie das, was ich
gerade berichtet habe.«
    Emily schaute auf. Sie hatte gute
Lust zu lügen, damit sie sich wenigstens noch eine Nacht lang lieben konnten.
    Sein stolzes, schönes Gesicht war
ihr unendlich lieb geworden. Aber sie wusste, dass sie nie wieder den Mut
finden würde, wenn sie es ihm nicht an diesem Abend erzählte.
    »Ich werde erpresst«, sagte sie
zaghaft.
    »Was zum Teufel wirst du? Von wem?
Und warum?«
    »Du wirst mich verachten, Fleetwood,
aber hör mir geduldig zu und versuche, mich zu verstehen.« Unfähig, ihm in die
Augen zu sehen, sprach Emily zu ihrem Weinglas.
    Mit müder, tonloser Stimme erzählte
sie ihm alles, angefangen von ihrer Zeit als Stubenmädchen bis zu ihrem
Ehrgeiz, Countess zu werden, von Rainbirds Fälschung bis zu Percival Pardons
Erpressung.
    Das Gesicht des Earl nahm einen
verschlossenen Ausdruck an. Er beobachtete sie erbarmungslos, während sie
nervös mit ihrem Glas herumspielte, und dachte, er könnte sie glatt ermorden,
so wie der arme Harry Clarissa ermordet hatte.
    »Ich hätte es dir bestimmt gesagt«,
seufzte Emily. »Auch wenn ich dich nicht so sehr liebte, hätte ich es dir
gesagt, Fleetwood. Das dumme Küchenmädchen hat sich verführen lassen zu
stehlen, weil sie dachte, es wäre großartig, einen ersten Lakaien zu heiraten.
Aber wenigstens hat sie ihn nicht geliebt jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass
sie ihn nicht geliebt hat. Ich werde einen Anwalt aufsuchen und dich von dieser
Heirat entbinden lassen. Ich werde —«
    »Hast du gesagt, dass du mich liebst
?« unterbrach sie der Earl.
    »0 ja, Fleetwood«, sagte Emily
unglücklich. »Sehr sogar.« »Und du warst ein Stubenmädchen?«
    »Ja. Und heute habe ich in deinen
Papieren gekramt und bin auf ein Manuskript dieses Buches gestoßen—du weißt,
über das Stubenmädchen Emilia. Auch wenn Pardon nicht versucht hätte, mich zu
erpressen, hätte das Buch allein schon genügt, mich zu zwingen, dir die
Wahrheit zu sagen. Ich weiß, dass du Diener verabscheust.«
    »Mein Liebling«, sagte er. »Sieh
mich bitte an.«
    Emily hob die Augen.
    Er schaute sie mit einer Mischung
aus Zärtlichkeit, Liebe und Erbitterung an.
    »Ich hätte dich erwürgen können, als
du gesagt hast, du wolltest eine Countess sein. Als du aber dann gesagt hast, dass
du mich liebst,

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