05 - Spiel der Intrigen
Diener zu blicken.
»Das ist doch
nicht möglich!« rief er aus, als er Lord und Lady Fleetwood glücklich mit ihren
Dienern trinken sah. »Lords und Ladys sollten wissen, wo sie hingehören. Lord
Charteris hat niemals auch nur einen Fuß in unser Zimmer gesetzt.« Und den
gepuderten Kopf missbilligend schüttelnd, ging er in das Nachbarhaus und
hinunter in sein dunkles, düsteres Zimmer, wo er versuchte, sich einzureden,
dass es ein Glück sei, kein gemieteter Butler wie Rainbird zu sein.
Drei Stunden später — denn nach dem Fest
bei den Dienern war er noch in die Park Lane gefahren, um Mr. Goodenough zu be richten, dass er sich keine Sorgen mehr zu machen
brauche zog der Earl of Fleetwood seine Frau in die Arme und begann ihre
kühlen Lippen zu küssen.
»Was ist los,
Emily?« fragte er, wobei er sich auf den Ellbo gen stützte und auf seine neben ihm im Bett liegende
Frau hinunterschaute.
»Nichts,
Fleetwood«, sagte Emily unglücklich.
»Ich möchte, dass du mich Peter
nennst, zumindest, wenn wir im Bett sind.«
»Nichts, Peter.
Ich bin müde, das ist alles.«
»Dann würdest du wahrscheinlich
lieber schlafen?« »Ja, Peter«, sagte Emily mit leiser Stimme.
Er drehte ihr den Rücken zu und
blies die Kerze aus. Hinter seinem Rücken ertönte leises, unterdrücktes
Schluchzen. Er zündete die Kerze wieder am Nachtlicht an, drehte sich um und
schaute seine Frau an.
»Was in aller Welt ist los?« fragte
er verärgert, denn seine Enttäuschung machte ihn wütend.
»Ich m-möchte m-mich w-wie eine Lady
b-benehmen, aber ich kann einfach nicht!« jammerte Emily.
»Was in aller
Welt meinst du damit, mein Liebling?« »
Ladys sind nie
leidenschaftlich«, sagte Emily und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
»Und wie kommst
du auf diese dumme Idee?«
»Ich habe es aus deinem Buch
gelernt... und von Mrs. Middleton.«
»Mein liebster
Engel, ich stelle mir vor, dass Mrs. Middleton in Wirklichkeit eine Miss ist
und noch Jungfrau. Und was mein Buch
betrifft, so wurde es von einem verbitterten Mann mit einer sehr engherzigen
Meinung über das Leben geschrieben. Ich bin durch dich gewachsen, Emily. Ladys sind leidenschaftlich, wirkliche Ladys, Ladys wie du, die warmherzig und
großzügig sind.« Emily nahm die Hände vom Gesicht.
»Du wirst mich also nicht
verabscheuen, Fleetwood — ich meine Peter —, wenn ich deine Leidenschaft
erwidere?«
»Ich werde dich verabscheuen, wenn
du es nicht tust!« Emily barg ihr Gesicht an seiner Brust. »Ich war auch eifersüchtig
auf Clarissa«, murmelte sie.
»Warum?«
»Nun, du hast gesagt, dass sie
geistreich und schön und amüsant und —«
»Und so kalt wie eine Hundeschnauze
war. Das einzige, was sie begehrte, war, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu
stehen — und die Macht, die ihr das verlieh. Ich war sehr unerfahren, als ich
sie geheiratet habe. Oh, Emily, küss mich! Du, und nur du, kannst mich in den
Himmel versetzen und wieder auf die Erde zurückholen...«
»Ich habe Mylady schreien hören!« rief
Mrs. Middleton und sprang auf.
»Was ist passiert?« rief Lizzie.
Aber die Männer lachten, und Alice
und Jenny erröteten, und sogar der kleine Dave lief feuerrot an und vergrub
seine Nase in seinem Glas.
»Es ist furchtbar, wie hellhörig
dieses Haus ist«, sagte Rainbird und blinzelte mit einem Auge. »Spiel uns noch
etwas vor, Joseph, und bring dem glücklichen Paar ein Ständchen.« Lizzie und
Mrs. Middleton saßen nebeneinander und waren in ihrer Verwirrung vereint. »Es
gibt Dinge zwischen Männern und Frauen, die ich nicht verstehe«, flüsterte Mrs.
Middleton und nahm Lizzies kleine verarbeitete Hand in die ihre.
»Ich auch nicht«, sagte Lizzie.
»Aber keiner von den anderen scheint sich Sorgen zu machen, deshalb können wir
das Fest auch genießen.«
Epilog
Der Fluch, unter dem dieses Haus
gelitten hat, ist endlich von ihm genommen, dachte Lizzie.
Sie und die anderen Diener saßen am
Ende der langen Tafel, die sich über den vorderen und hinteren Salon
erstreckte. Man hatte sie für einen Tag gemietet, um allen Hochzeitsgästen Platz
zu bieten.
Seinem Versprechen treu, hatte der
Earl seine eigenen Diener gebeten, die Gäste und die guten Geister von Nummer
67 zu bedienen. Lizzie fand, dass sie alle ebenso gut gekleidet waren wie die
Gäste, Joseph glänzte in der schönsten Livree, die er je besessen hatte, und er
drückte sich so hochgestochen aus, dass er praktisch nicht zu verstehen war.
Dave schaute immer wieder an seinem neuen blauen
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