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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Samtanzug herunter und strich
mit seiner kleinen Hand am Ärmel entlang, wenn er dachte, dass keiner hinsah.
Mrs. Middleton sah sehr stattlich in ihrem weiß-roten Wollkleid und den drei
Federn im Haar aus. Jenny und Alice trugen indische Musselinkleider, Jenny in Blassrosa
und Alice in Himmelblau. Rainbird sah ebenfalls sehr gepflegt in einem bordeauxroten
Rock mit grün-gold gestreifter Weste aus, und Angus MacGregor hatte sich mit
einer raffiniert gestärkten und gewickelten Halskrause und einem Rock aus feinem
Bath-Tuch in ungeahnte Höhen der Schneiderkunst begeben.
    Lizzie schaute befriedigt auf ihr
eigenes Kleid herunter. Welchem Küchenmädchen war es schon je zuvor erlaubt
gewesen, indischen Musselin zu tragen? Ihr Kleid war blattgrün mit kleinen
weißen Tupfen, und die Tupfen waren aufgestickt, nicht etwa aufgedruckt, ein
Luxus, bei dessen erstem Anblick Lizzie beinahe ohnmächtig geworden wäre.
    Sie warf einen Blick auf Joseph und
schaute schnell wieder weg. Joseph wurde ein bisschen zu überheblich; die Ehre,
am selben Tisch wie die tonangebenden Leute bedient zu werden, war ihm zu Kopf
gestiegen. In der Woche vor der Hochzeit hatte Joseph Lizzie zu einem
Spaziergang mitgenommen. Wie gewöhnlich hatte er eine Menge über sich selbst
gesprochen, aber auch darüber, dass er sie heiraten würde, sobald sie frei
seien. Diese Absichtserklärung hätte Lizzie einst in den siebten Himmel
versetzt, aber jetzt machte sie sie seltsam ängstlich und bedrückt. Sie konnte
Mr. Gendreau, den französischen Kammerdiener, der sie von der Kirche nach Hause
begleitet hatte, nicht vergessen. Aber was wusste sie schon von ihm, außer dass
er ein nettes Gesicht hatte, das sie im schwachen Licht der städtischen
Laternen nicht einmal sehr deutlich gesehen hatte? Er hatte selbst nicht viel
geredet, aber Lizzie sehr mitfühlend zugehört, und Lizzie war es nicht
gewohnt, dass ihr jemand längere Zeit zuhörte — schon gar nicht Joseph.
    Lizzie hatte seitdem kein freies
Stündchen mehr gehabt, um noch einmal in die St. -Patrick-Kirche zu gehen. Sie
schaute wieder auf ihr Kleid und fragte sich, ob es Paul Gendreau gefallen
würde. Doch es hatte wenig Sinn, ihn ausfindig zu machen. Ein Gefühl der
Anhänglichkeit und Treue kettete sie so fest an Joseph, wie sie ihr
Dienstbotenstatus an Nummer 67 kettete. Es war ihr nie zuvor klargeworden, dass
Joseph, genau wie die anderen Diener, es mit der Zeit als selbstverständlich
betrachtet hatte, dass sie ihn heiraten würde. Deshalb würde sie sich, selbst
wenn sie ihre Freiheit bekam, in einer anderen Art von Käfig wiederfinden.
    Ihre Freude an dem neuen Kleid wurde
durch diese trüben Gedanken und durch das merkwürdige Gefühl, dass sie nicht
mehr richtig zu den anderen gehörte, beeinträchtigt.
    Rainbird hatte dagegen Geldsorgen,
denn Emily hatte sich damit einverstanden erklärt, die Clarges Street noch am
selben Tag unmittelbar nach dem Hochzeitsfrühstück zu verlassen und mit Mylord
auf seinen Landsitz zu reisen. Das bedeutete, dass das Haus wahrscheinlich
während des Rests der Saison leer stehen würde. Und sie hatten von diesen
vornehmen Hochzeitsgästen auch keine Trinkgelder zu erwarten, denn die würden
Giles und das übrige Personal des Hauses in der Park Lane für sich behalten.
    Die anderen Diener waren alle in
bester Laune, und Angus, der Koch, flirtete sogar, angeregt durch den
Champagner, zart mit Mrs. Middleton, die vor Genugtuung ganz rote Wangen bekam.
    Schließlich war der Hochzeitsempfang
vorüber, und sie standen alle draußen auf der Straße, um sich vom Earl und der
Countess zu verabschieden. Mr. Goodenough sollte ebenfalls mit ihnen fahren.
Emily schüttelte ihnen allen die Hand und dankte ihnen herzlich. Sie bat
Rainbird, sie zu benachrichtigen, wenn sie ihr Gasthaus hatten, damit sie zu
den ersten Gästen gehörten. Der Earl bedankte sich ebenfalls bei Rainbird und
den anderen und überreichte Rainbird dann einen waschledernen Beutel. Fitz bat
um die Erlaubnis, die Braut küssen zu dürfen, und beauftragte Emily, ihm eine
Frau zu suchen, die so hübsch wie sie selbst sei. Mrs. Otterley streckte Emily
zwei Finger hin, bemerkte das erboste Gesicht ihres Bruders und reichte Emily
daraufhin die Hand zum Abschied.
    Zum größten Ärger der Diener machten
sich Giles und sein Personal daran, dem Earl und der Countess auf das Land zu
folgen, und überließen es den guten Geistern der Clarges Street, aufzuräumen
und zu putzen. Als sie sich in ihrem

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