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05

05

Titel: 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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Untoten.
    „Wie ist das so, einen Vampir zu wandeln?"
    „Oh, nun . ." Zu meiner Überraschung schien die Frage Alonzo durcheinanderzubringen. Er strich sich mit einer Hand über den glatten Schädel. „Ich bin nie geblieben, um mich um einen neu Gewandelten zu kümmern. Um nicht zu sagen . ."
    „Sie haben sich bedient und sind dann Ihrer Wege gegangen."
    „Würdet Ihr von einem Löwen verlangen, der Gazelle die Hand zu halten, während sich Hyänen und Geier bereits um den Kadaver streiten?"
    „Menschen und Gazellen - das ist nicht dasselbe." Nur mit Mühe behielt ich die Ruhe. Du hast das Thema angeschnitten, du hast das Thema angeschnitten.
    „Also könnte es da draußen noch andere Vampire geben, die Sie gewandelt haben."
    „Wahrscheinlich", sagte er zögernd. „Es geschah in meiner Jugend. Heute habe ich meinen Durst selbstverständlich besser unter Kontrolle."
    „Und diesem Problem gehe ich aus dem Weg, indem ich überhaupt nicht trinke. Sie sollten es auch versuchen!"

    „Diesem Problem, wie Ihr sagt, ,aus dem Weg zu gehen' ist physisch nicht möglich." Über sein Gesicht huschten Frustration, Neugierde, Bewunderung und Wut - zur gleichen Zeit. Er
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    kniff die Augen zusammen und rieb sich die Stirn so heftig, dass ich mich fragte, ob er dort oben ein Feuer entzünden wollte.
    „Der Zwang, sich zu nähren, führt zwangsläufig zum Töten. Es passiert immer wieder, ein Vampir nach dem anderen wird gewandelt. Ich kann mir nicht einmal vorstellen", ich sprach mehr zu mir selbst als zu jemand anders im Raum, „jemanden zu töten. Ich meine .. "
    Okay, ich hatte schon getötet. Zweimal, um genau zu sein. Moment mal, viermal, wenn man Vampire mitzählte. Hm, jetzt näherten wir uns offiziellen Graubereichen. Aber das war schließlich Selbstverteidigung gewesen, oder etwa nicht? Was man im Falle von Alonzo und Sophie wohl kaum behaupten konnte.
    „Machen wir einen Spaziergang?" Der Spanier erhob sich geschmeidig vom Sofa.
    „Klar." Sofort stand ich auch auf. „Sicher. Warum nicht?"
    Sinclair zog eine Augenbraue hoch, sagte aber kein Wort und schritt auch nicht ein.
    Also gingen wir.
    Wir zogen unsere Mäntel an. Er trug wieder die schlammbedeckten, aber sorgfältig gefertigten Lederschuhe, die er bei seiner Ankunft in der Eingangshalle ausgezogen hatte. Ich selber schlüpfte in ein Paar sehr modische knallrote Gummistiefel, denn draußen war es nass. Frühling in Minnesota bedeutete Tau, und Tau bedeutete Schlamm.
    „Wenigstens", scherzte er, nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander hergelaufen waren, „habe ich Euch vom König weglocken können."
    „Ja. Ich weiß gar nicht, warum wir miteinander reden. Als wir uns das erste Mal trafen, hatte ich gedacht, dass wir uns irgendwann zerfleischen würden.
    Nachdem Sophie mit Ihnen fertig gewesen wäre, meine ich."
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    „Habt Ihr entschieden, was Ihr mit mir machen wollt?"
    Fast wäre ich in eine abtauende Schneewehe gelaufen. „Das fragen Sie mich ernsthaft?"
    „Ich bin nur ein treuer Untertan. Euer Wille ist mir Befehl."
    „Diese Einstellung weiß ich zu schätzen." Und merkwürdigerweise tat ich das wirklich. „Stimmt das tatsächlich? Ich meine, ist das ernst gemeint? Wenn ich sagen würde: Okay, Alonzo, jetzt schlagen wir Ihnen den Kopf ab, weil Sie vor hundert Jahren ein böser Vampir waren, würden Sie das akzeptieren?"

    „Nun", sagte er und vermied es umsichtig, in einen im Tauen begriffenen Hundehaufen zu treten, der dort wahrscheinlich seit Januar lag, „ich würde mich nicht widerspruchslos vor Euch niederknien und darauf warten, dass Ihr das Schwert schwingt. Aber ich würde die Institution der Monarchie respektieren."
    „Mit anderen Worten, Sie glauben nicht, dass ich so grausam sein würde."
    „Nein", antwortete er, „ich glaube nicht, dass Ihr so grausam sein würdet.
    Tatsächlich zähle ich darauf."
    „Sie glauben wirklich nicht, dass ich Ihnen etwas antun würde?"
    Er bedachte seine Worte sorgfältig. „So weit würde ich nicht gehen. Ich glaube nicht, dass Ihr mich kaltblütig ermorden würdet."
    Mist.
    „Alles wäre einfacher", seufzte ich, „wenn Sie und Ihre Freunde die blutrünstigen Monster wären, für die ich Sie zuerst gehalten habe. Vielleicht könnten Sie alle sechs beim Verlassen der Stadt ein Blutbad anrichten. Dann wäre es einfacher, euch abzumurksen."
    „Die anderen sollten wir außen vor lassen", sagte er nachdrücklich. „Dies ist eine Sache zwischen mir und Dr. Trudeau. Und Eurer Majestät

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