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Alonzo berichte? Fragst du dich gar nicht, ob er mir Treue gelobt hat? Oder ob er mich an der Kreuzung zur Dale Avenue flachgelegt hat?"
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„Oh." Er blätterte um. „Was Punkt eins angeht: Alonzo erliegt mehr und mehr deinem Zauber." „Meinem Zauber?"
Er sah mich unschuldig an. „Nun, meine Liebe, deinem natürlichen Charme.
Ohne Zweifel warst du schon charmant, bevor du eine Vampirkönigin wurdest. Aber deine Ausstrahlung hat sich noch verstärkt. Niemand, der halbwegs bei Sinnen ist, kann dir lange widerstehen."
Das kam mir doch bekannt vor. Wie schon bei Alonzo war ich zu achtundneunzig Prozent sicher, dass der Mann mich verarschte. Aber ich winkte nur ab und ließ ihn weitersprechen.
„Ich muss nur ein paar Tage Geduld haben, und er wird dir zu Willen sein.
Und wer sich deinem Willen beugt, fügt sich auch meinen Wünschen. Zu Punkt zwei: Wenn du einen kleinen Spaziergang dazu hättest nutzen wollen, um ... äh ... der Fleischeslust zu frönen, dann hätte ich wohl kaum etwas dagegen tun können. Und wenn du ihn gebissen hättest oder ihm erlaubt hättest, dich zu beißen ..."
„Keine Chance!"
„Nun ja .. " Er zuckte die Achseln. „Ich habe mir keine Sorgen gemacht."
„Jetzt mal langsam. Es muss doch auch noch etwas zwischen totalem Desinteresse und Nicht-die-Finger-von-mir-lassen-Können geben! Das hier", ich machte eine wegwerfende Geste, „ist es jedenfalls nicht. Aber obwohl du dir anscheinend, äh .. keine Sorgen gemacht hast, erzähle ich dir, wie der Spaziergang gelaufen ist."
„Der Spaziergang mit dem Typen, der dabei ist, sich in dich zu verlieben?", fragte Marc.
„Er wird sich nicht in mich verlieben. Außerdem ist er .. Ich meine, wenn er sich überhaupt in jemanden verliebt - was er nicht tun wird .. Können wir bitte beim Thema bleiben?"
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Da sah ich, wie Marc Jessica etwas Kleines, Weißes zuschob -es sah aus wie eine Visitenkarte - und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Ich brach ab. „Was war das? Warum flüstert ihr? Was hast du ihr gesagt? Wir wollen es alle wissen!
Geht es dir schlechter? Dir geht es doch nicht schlechter, oder?"
Ich konnte gar keine Veränderung an ihr riechen. Natürlich verbrachte ich nicht meine Zeit damit, an meinen Freundinnen zu schnüffeln, also hatte ich nicht wirklich eine Vergleichsmöglichkeit. Aber trotzdem . . Man sollte doch annehmen, dass ich es merken würde.
„Nimm eine Tablette", sagte Marc. „Ich gebe dir eine. Das war die Visitenkarte eines Typen, zu dem ich sie schicken möchte. Er ist ein wirklich guter Arzt, und mein Vater war auch bei ihm in Behandlung."
Ich traute mich nicht zu fragen: Und er lebt auch hof entlich noch? Ich wusste, dass Marcs Vater krank war, aber ich hätte davon gehört, wenn er gestorben wäre. Jemand hätte es mir gesagt, oder etwa nicht?
„Wie geht es deinem Vater?"
„Es geht ihm wirklich gut." Merkwürdigerweise schlug Marc einen fast mürrischen Ton an. „Er lebt jetzt in einer neuen Einrichtung, die er sehr mag.
Ein richtiges Haus, kein Krankenhaus oder so. Dort wohnt er zusammen mit einigen anderen Männern, und die Krankenschwester, der das Haus gehört, hat ein Auge auf sie. Sie passt auf, dass alle ihre Medikamente nehmen und ihre Arzttermine einhalten - aber alles diskret und unauffällig. Wenn er sich in sein Zimmer zurückziehen will, um Baseball zu gucken, dann kann er das tun.
Und wenn er Gesellschaft sucht, kann er ins Esszimmer gehen. Es ist ein ganz guter Kompromiss."
„Das ist toll." Und das meinte ich auch so. Und es war gut, zur Abwechslung einmal positive Neuigkeiten zu hören. „Bring ihn doch mal mit, um . ."
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„.. alle meine neuen coolen Vampirfreunde kennenzulernen?" Jessica unterdrückte ein Kichern, als er fortfuhr: „Süße, er hatte schon Schwierigkeiten mit meinem Lebensstil, als ich nur schwul war. Jetzt bin ich nicht nur schwul, sondern wohne auch noch mit Vampiren zusammen."
„Na ja, wenigstens schläfst du nicht mit einem von uns." Ich zuckte die Achseln.
„Hm." Suchend blickte er in den Flur hinter mir. „Was hat es mit diesem Alonzo auf sich? Ist er nach Hause gegangen? Bleibt er noch ein Weilchen? Ich habe gerade gedacht. ."
„Schlag dir Alonzo aus dem Kopf, Marc."
„Na gut. Aber man weiß ja nie. Du kennst das doch. Man ist neu in der Stadt, kennt noch nicht die guten Bars, ist ganz . ."
„.. scharf darauf, eine Kellnerin nur so zum Spaß zu töten?"
„Liegt dir das immer noch auf dem Herzen?", fragte Jessica.
„Nun, ganz egal, wie
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