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selbstverständlich."
60
„Sind Sie deswegen heute Abend ganz alleine gekommen?" „Ihr habt nur nach mir verlangt."
„Sie sind der Einzige, an dessen Namen ich mich erinnern kann", gestand ich, und er lachte.
In der Ferne konnte ich Bellen und Jaulen und das Geräusch von Zehennägeln auf dem Bürgersteig hören. Ich nahm an, dass uns höchstens zwei Minuten bleiben würden, bevor alle Hunde der Nachbarschaft über uns herfallen würden. Es gab einen guten Grund, warum ich Spaziergänge hasste.
„Gehen wir zurück ins Haus."
„Wir sind doch gerade erst. ."
„Vertrauen Sie mir, mein Freund. In fünf Minuten wünschen Sie sich weit weg von hier. Wir reden im Garten hinter dem Haus weiter. Auf der anderen Seite des Zauns."
Als ich kehrtmachte, folgte er mir gehorsam, und wir eilten über den Bürgersteig zurück zum Haus. Er hatte recht, meine Sorge war ein bisschen übertrieben gewesen. Wir hatten uns ja so gut wie gar nicht vom Haus entfernt. Ich hatte kaum mit ihm über alles sprechen können. Moment . . War dieser kleine Ausflug meine Idee gewesen? Ich dachte nach. Nein. Er hatte mich darum gebeten.
„Ich möchte Euch noch etwas anderes fragen, Majestät."
„Na, toll. Jetzt bin ich wieder dran. Außer dass das hier kein Spiel ist."
„Da, Señorita, irrt Ihr Euch. Aber hier kommt meine Frage: Werdet Ihr Eure Freundin in einen Vampir wandeln? Oder werdet Ihr zusehen, wie sie stirbt, und sie dann betrauern?"
„Woher wissen Sie davon?"
„Ihr meint, bevor Ihr mich fragtet, wie es ist, einen Vampir zu wandeln? Es war nur eine Vermutung. Ich weiß, dass sie krank ist, und nachdem ich Euch und sie zusammen im selben Raum gesehen habe, habe ich meine Schlüsse gezogen."
61
Vor uns erhob sich das Herrenhaus. Die dunklen, kahlen Äste der umstehenden Bäume hatte der Frühling noch nicht erreicht. Das Bellen der Hunde kam näher.
Wieder brach er das Schweigen. „Ihr scheint mir nicht der Typ Frau zu sein, der seine Freunde so schnell aufgibt."
Das gab mir für einen Moment zu denken. Selbst wenn Alonzo etwas Nettes sagte, tat er das nicht, um mir zu schmeicheln. Vielleicht lag es daran, dass er Spanier war, aber seine gedrechselten Worte verrieten ein gewisses Interesse an meinem Wohlbefinden. Das war einmal eine nette Abwechslung zu den hiesigen amerikanischen Vampiren, die mich entweder ignorierten oder mir nach dem Leben trachteten.
„Ich habe gerade erst herausgefunden, dass meine Freundin krank ist", sagte ich schließlich. „Noch weiß ich nicht, was ich unternehmen werde."
„Ich bitte um Verzeihung, aber ich glaube, das wisst Ihr sehr wohl."
Wir hielten vor dem Eisentor an der Westseite des Hauses. Es führte zu den braunen toten Gärten hinter dem Haus. Aber keiner von uns beiden griff nach der Klinke. Stattdessen betrachteten wir uns einige Sekunden lang. Ein Spiel, in der Tat, dachte ich.
„Nun", sagte ich dann, „Sie gehen davon aus, dass meine Freundin damit einverstanden sein wird."
„Hat sie denn eine Wahl?"
„Wenn nicht, wäre sie nicht meine Freundin, oder?"
„Eure Einzigartigkeit", sagte er, „ist sowohl ein Segen wie ein Fluch. Ein Segen, weil Ihr anders als die anderen seid, was ich immer für eine gute Sache halte. Ein Fluch, weil Eure Probleme hausgemacht sind. Probleme, die ein Vampir wie ich nicht hat."
„Zum Beispiel?"
„Ich habe noch nie gehört, dass ein Vampir mit einem Menschen befreundet geblieben ist - jedenfalls nicht lange genug, als dass er nicht darüber nachgedacht hätte, ihn zu wandeln."
„Noch nie? Und wie alt sind Sie? Hundert Jahre? Zweihundert? Und in all dieser Zeit haben Sie nie einen Freund gehabt und gewünscht, die Freundschaft möge andauern?" Meine Beziehung zu Jessica konnte doch nicht so ungewöhnlich sein, und ebenso wenig die zwischen Sophie und Liam.
„Kein lebendes menschliches Wesen", antwortete er, die Arme ausgestreckt, die Handflächen nach oben. „Und wenn Ihr mein Alter schätzen wollt, rate ich Euch, die höhere Zahl zu nehmen." Er hob eine Hand höher als die andere.
Ich lachte.
„Es gibt uns", sagte er und stieß endlich das Tor auf, „und es gibt sie. Wir können nicht zusammenkommen. Daraus entsteht nichts Gutes. Vergebt mir meine Offenheit, Eure Majestät, aber diese Situation, in der Ihr Euch befindet, ist das unausweichliche, missliche Endresultat Eurer unvernünftigen Verbundenheit mit Eurer menschlichen Freundin. Irgendwann werdet Ihr vor der gleichen Entscheidung stehen, wenn es um Euren
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