Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05

05

Titel: 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
Vom Netzwerk:
wischte mir die Hände an meinen Jeans ab. Sie würden niemals wieder sauber werden. Meine Finger würden von nun an immer stinken. Es würde immer totes Fleisch und Friedhofserde an ihnen kleben. Immer. Immer.
    97
    25

    Ich saß auf dem Sofa und betrachtete den (toten) Zombie. Noch nie hatte ich mich sehnlicher von einem Ort fortgewünscht als von diesem Dachboden, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, aufzustehen und den langen Weg zur Tür und zur Treppe auf mich zu nehmen. Meine Kräfte reichten gerade, um hier auf diesem dreckigen, kaputten Sofa zu sitzen, das so staubig war, dass ich die Farbe des Bezugs unter all dem Dreck nicht erkennen konnte. Und um den Zombie anzustarren, den ich getötet hatte.
    Ich glaube, ein Teil von mir wartete darauf, dass er wieder aufstehen und sich auf mich stürzen würde. Wie Jessica aufstehen und sich auf mich stürzen würde, wenn ich meinen Plan durchgezogen hätte, wenn ich ihren Wunsch nicht respektiert (wenn ich ehrlich war, war ich durchaus in Versuchung gewesen) und sie gewandelt hätte. Wenn ich das getan hätte, wäre sie nicht mehr Jessica gewesen. Sie wäre zu einem wahnsinnigen, geifernden Vampir geworden. In zehn Jahren vielleicht würde sie ihren Durst ein wenig unter Kontrolle haben. Dann würde ihr neues Leben beginnen: Sie musste bei ihren Mahlzeiten vorsichtig sein. Sie würde nie altern und trotzdem älter werden. Je älter sie würde, je weniger würde sie der sterblichen Jessica, der Jessica, die meine Freundin war, ähneln. Sie würde durchtrieben werden wie Eric und Alonzo.
    Alonzo. Er hatte einen Vampir gewandelt, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, weder die Folgen für Sophie noch für ihn selbst. Er hatte sie getötet und war seines Weges
    98
    gegangen, und deshalb musste er jetzt bezahlen. Was, wenn es Jessica gewesen wäre, die damals, vor wer weiß wie vielen Jahren, tot in irgendeiner Gasse in Frankreich gelegen hätte?
    Und wie war ich nur auf die Idee gekommen, in ihr Zimmer zu gehen und sie zu bitten, mir zu erlauben, ihr das anzutun? Dafür hatte ich diesen Zombie auf meinem Dachboden verdient. Dafür hatte ich hundert Zombies verdient.
    „Warum ist er hier gewesen, was glaubst du? Wie ist er rein-und den ganzen Weg hier heraufgekommen, ohne von irgend-jemandem gesehen zu werden?"
    Cathie plapperte nervös vor sich hin und sah mich an, als sei ich gerade einer Nervenheilanstalt entsprungen. „Was wollte er hier, was glaubst du?"
    „Das ist mir scheißegal." Ich stand auf.
    Es dauerte lange, bis ich die Tür fand.
    98
    26
    „Kann ich mitkommen?" Cathie glitt neben mir her. „Ist mir egal."
    „Ich wollte nur vorher fragen. Ist alles in Ordnung? Du weinst doch nicht mehr, oder?"
    „Das kann ich nicht versprechen." Als ich die Treppe hinunterging, konnte ich das Telefon klingeln hören. Das war schade, weil es womöglich bedeutete, dass irgendwo in diesem großen Haus Tina gerade zum Telefon sprintete, um dem Anrufbeantworter zuvorzukommen.
    „Ich bin nicht da!", schrie ich. Sinclair stand am Fuß der Treppe, noch im Mantel, und sah zu mir herauf.
    „Möglicherweise ist es wichtig", zog er mich auf. Meine Telefonphobie war ihm durchaus bekannt. Dann rümpfte er die Nase. „Was ist das für ein Geruch?"
    „Das ist eine lange Geschichte, und ich erzähle dir alles auf dem Weg .. "
    „Auf dem Weg wohin?"
    „Willst du mich nicht erst in den Arm nehmen?"
    „Liebling, du bist ganz .. " Er stolperte fast, als ich die Arme um ihn schlang.
    Ich versuchte die verräterische Stimme in mir zum Schweigen zu bringen, die mir zuflüsterte: Warum hast du mich nicht gerettet?, und konzentrierte mich ganz auf Sinclairs Arme, die mich hielten, und seinen guten, sauberen Geruch, das genaue Gegenteil eines Zombies.
    Cathie hüstelte. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war. „Ich komme dann, äh .. später wieder." Sie verschwand.
    99
    Sinclair rieb meinen Rücken. „Was ist los?" „Alonzo muss bestraft werden."
    Er rückte von mir ab und starrte mich an. „Hat das etwas damit zu tun, dass Jessica dich abgewiesen hat?"
    Jetzt war es an mir, ihn anzustarren. „Woher weißt du das? Okay, anscheinend reise ich nur halb so schnell durch die Zeit wie ihr anderen, aber woher weißt du, dass sie Nein gesagt hat?"
    „Weil sie eine stinkreiche Frau ist, die arbeitet, obwohl sie es nicht muss", sagte er. „Ich habe nie daran geglaubt, dass sie sich zurücklehnt und dich die Verantwortung übernehmen lässt, vor allem nicht bei einer

Weitere Kostenlose Bücher