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fürchteten, aber ich musste feststellen, dass sie mit wachsendem Alter zu der Überzeugung kamen, ein Recht auf Leben zu haben. Interessant, wenn man es recht bedachte.
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„Bleibt mal locker, Leute. Ich habe ihn nicht getötet. Keiner von uns." Ich sah zu Tina und Sinclair, die früher am Abend unter mysteriösen Umständen verschwunden waren, wie ich mich jetzt erinnerte.
„Keiner von uns hat ihn getötet", echote Sinclair. Richtig! Außerdem verschwanden er und Tina immer unter mysteriösen Umständen. Wenn Tina nicht homosexuell gewesen wäre, hätte ich sie stärker im Auge behalten müssen ..
„Die Monarchie hat damit nichts zu tun", bekräftigte Tina. Ich war froh, dass sie sich offensichtlich auskannte. „Wir nahmen an, dass er während einer Auseinandersetzung zwischen Ihnen getötet wurde."
„Warum sollte einer von uns Alonzo umbringen?", fragte Carolina. „Warum sollte ich ihn töten?"
„Um in unserer Gunst zu steigen", schlug Sinclair vor.
„Auch unter Verwandten gibt es manchmal Streit", fügte Tina hinzu.
„Und aus denselben Gründen, aus denen Menschen töten", sagte ich. „Geld?
Besitz? Liebe? Hass? Eifersucht? Rache?"
Carolina schüttelte den Kopf, alle schüttelten sie den Kopf. „Nein, nein.
Alonzo war .. Alle Differenzen zwischen uns haben wir schon vor Jahrzehnten ausgeräumt. Ihr wart der einzige Grund . . Wir hatten unterschiedliche Meinungen, was Euch betrifft."
„Wegen Dr. Trudeau", sagte Sinclair.
„Die Schwarzhaarige aus dem Empfangszimmer?"
Ich wandte den Blick ab und zählte bis fünf, bevor ich weitersprach. „Was ist also geschehen?", fragte ich und überlegte, ob Vampire wohl eine eigene Spurensicherung hatten, wie bei CSI, die kommen und Fingerabdrücke oder so etwas sichern könnte.
„Wir hatten uns erhoben und machten uns gerade fertig, um auf Nahrungssuche zu gehen. David . ." Carolina, die inoffiziel 104
le Vampirsprecherin der Gruppe, nickte in die Richtung eines großen, stillen (aber schließlich waren sie alle still) grauhaarigen Vampirs, der aussah wie ein verlebter Autoverkäufer in einem teuren Anzug. „David hatte sich jemanden aufs Zimmer bestellt, und wir anderen wollten ausgehen. Alonzo wollte mit dem Dinner noch warten und stattdessen sofort gehen. Er war ganz aufgeregt.
Er sagte, Ihr hättet nach ihm geschickt. Er ... er ... war aufgeregt", sagte sie noch einmal. „Er hat sich darauf gefreut, Euch wiederzusehen."
Ich wandte mich an Tina. „Nur fürs Protokoll und nicht weil ich dich wirklich für so dumm halte, aber hast du Alonzo angerufen und dich für mich ausgegeben, um ihn von seinen Kumpeln wegzulocken, ihm dann hier im Aufzug aufzulauern, ihm in den Kopf zu schießen und den Kopf abzuschlagen?"
„Nein, Majestät. Ich musste zu Best Buy, um einen DVD-Player für den Spieleraum zu kaufen."
„Ich kann ihre Geschichte bezeugen. Ich war bei ihr." Sinclair sah naserümpfend auf Tina herab. „Du bist eine echte Perle, außer bei einer Sache: Du bestehst darauf, amerikanische Produkte zu kaufen."
„Können wir bitte beim Thema bleiben? Also ist Alonzo fröhlich aus der Tür gehüpft, hat sich auf mich gefreut, und kurz darauf stolpern wir über seine -
bah, pfui - kopflose Leiche."
„Ja, so war es wohl", sagte der verlebte Autoverkäufer. David! So hieß er.
„Und keiner von uns hat ihn getötet", stellte ich klar. „Und auch keiner von Ihnen."
„Wenn jemand von uns einen Groll gegen ihn gehegt hätte", sagte Carolina bestimmt, „hätten wir wohl kaum so lange gewartet, bis wir unter Eurer aufmerksamen Beobachtung stehen, um ihn in einem fremden Land in einem fremden Hotelaufzug zu töten. Dieser Vorfall lenkt doch Eure Aufmerksamkeit auf uns,
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während wir wohl eher Interesse daran haben, unauffällig zu agieren."
„Das stimmt", gab ich zu. Und das Argument, dass sie es vorzögen, unauffällig zu bleiben, leuchtete mir ein. Wenn man die Aufmerksamkeit auf sich zog, lief man Gefahr, herausgegriffen zu werden. Und wohin das führte, konnte man ja im Aufzug begutachten.
„Wir werden uns darum kümmern", sagte Sinclair nun zu ihnen. „Ein kleines Team wird sich um die Leiche kümmern. Wünschen Sie, ihn nach Frankreich zu überführen?"
„Warum?", fragte Carolina. „Er ist tot. Warum ist es wichtig, wo seine Leiche ist?"
Was für eine hübsche Grabsteininschrift: Jetzt bist du tot, aber wen kümmert's?
Nicht einmal deine Cousine.
„Wenn Ihr ihn nicht getötet habt", fuhr sie fort. „Stehen jetzt
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