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05

05

Titel: 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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Dieses Mal jedoch brachte ich einige Worte zustande. Aber offensichtlich hörte ich mich immer noch mehr nach Feueralarm an, denn Cathie fragte: „Was?"
    Ich kaute an dem Satz und hustete ihn schließlich aus: „Geh und hol Eric!"
    Sie kam zu mir. Für die kurze Strecke schien sie eine Ewigkeit zu benötigen.
    „Betsy, das kann ich nicht!"
    „Dann hol Tina! Hol Marc! Hol Ant! Mir scheißegal! Hilfe!", schrie ich nach Leibeskräften.
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    Plötzlich schössen ihre Hände durch die Brust des Zombies. Der marschierte weiter.
    „Ich kann nicht! Niemand außer dir kann mich sehen! Was soll ich machen?"
    Ich drückte mich an die Wand und stemmte mich mit aller Kraft auf die Beine.
    Gott, dieser Gestank! Ich konnte ja einiges aushalten, aber nicht diesen Gestank, diesen ätzenden, ekelhaften, beschissenen Gestank nach Fäulnis.
    „Ich habe keine Ahnung", sagte ich und war noch nie so wütend darüber gewesen, dass ich so dumm war.
    „Dann töte ihn doch einfach! Im Film schießen ihnen die Good Guys immer in den Kopf."
    Ich sagte nichts, sondern schlug nur seinen Arm zur Seite, als er die Hand nach mir ausstreckte. Endlich dämmerte es Cathie: „Du hast ja gar keine Pistole. Aber du kannst dich trotzdem wehren. Du bist ein Vampir. Brich ihm das Genick!"
    Aber dafür hätte ich ihn berühren müssen. Das ging nicht! Ich würde verrückt werden, wenn ich ihn anfassen müsste.
    Ich packte sein Handgelenk und drückte. Mit aller Kraft. Er wich zurück, stolperte in einen kaputten Couchtisch und fiel dann mit einem dumpfen Schlag zu Boden, wo er, alle viere von sich gestreckt, liegen blieb.
    Okay, ich hatte ihn berührt. Und es war gar nicht so schlimm gewesen. Okay, es hatte furchtbar gekribbelt - als wenn man ein Hemd aus sich windenden Maden anfassen würde -, aber es gab Schlimmeres. Wie zum Beispiel. . zum Beispiel..
    Mir fiel nichts Schlimmeres ein.
    Ich sah auf meine Hand und fand Erde und Haut an meinen Fingerspitzen.
    Ich begann zu weinen und wischte mir verzweifelt die Hand an meinen Jeans ab.
    „Vielleicht will er dich gar nicht töten", versuchte Cathie mich zu trösten. Sie schwebte an meiner Seite. „Vielleicht will er nur 96

    reden. Wie ich damals. Vielleicht ist er hierhergekommen, weil du die Königin bist und ihm helfen kannst. Bitte hör auf zu weinen. Betsy, komm schon. So schlimm ist es doch nicht. Es ist nur ein Zombie. Er kann dir noch nicht einmal etwas anhaben."
    Wirklich nicht? Seine bloße Existenz war schon genug. Es war . . Mein hysterisches Gehirn suchte nach dem passenden Wort und fand es. Es war ein Gräuel. So etwas wie dieses Ding dürfte es nirgendwo geben - ganz zu schweigen von meinem Dachboden. Seine Existenz lief allem Richtigen und Guten und Gesunden und Normalen zuwider.
    Er stand auf. Er kam wieder auf mich zu. Er sagte wieder: „Naaaahhh." Er versuchte wieder, mich anzufassen. Ich weinte heftiger. Anscheinend war dies meine Art, mit einer Situation wie dieser umzugehen - indem ich wie die Heldin eines B-Movies heulte. (Die, die am Ende immer gerettet werden. Aber wer würde mich retten?) Na ja, das war schon in Ordnung. Weinen tat niemandem weh. Weinen tat niemals . .
    „Betsy, um Himmels willen, tu endlich was!"
    Wieder kam er näher. Wieder griff er nach mir. Er berührte mich. Er zeigte mir die Zähne. Er zerrte an mir. Er machte ein komisches Geräusch - ah! Er versuchte sich die Lippen zu lecken, aber die waren weggefault. So würde sich ein hungriger Typ die Lippen lecken, wenn er ein Thanksgiving-Dinner betrachtete. Oder ein großes Steak. Oder ...
    Mich.
    Seine Hände lagen auf meiner Schulter. Der Gestank wurde noch stärker, er wurde fast greifbar. Ich hob die Arme. Er zog mich an sich. Ich legte meine Hände an beide Seiten seines Kopfes. Er sabberte ohne Spucke. Ich machte eine Drehbewegung. Aber natürlich starb er nicht, sondern lehnte sich gegen mich wie eine groteske Parodie eines Vampirs und biss mich, kaute an mir, aß mich, während ich schrie und schrie und wäh
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    rend Cathie hilflos hin und her schoss und zusah, wie ich gefressen wurde, während ..
    . . er zu Boden fiel, den Kopf so verdreht, dass er seinen eigenen Hintern hätte begutachten können, wenn er noch am Leben gewesen wäre.
    „Also, das gefällt mir schon besser", sagte Cathie. „Hu, ich dachte schon, er würde dich wirklich . . Betsy?"
    Auf steifen Beinen war ich zu einem der Sofas gewankt, hatte mich gesetzt und mir dabei fast eine der Federn ins Gesäß gerammt. Jetzt weinte ich und

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