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Titel: 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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habgierigsten,

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    blutdurstigsten Spezies an, die je die Erde bevölkert hat. Ihr fangt Kriege wegen Geld, Religion, Land und Drogen an. Wenn es gerade mal keinen Krieg gibt, erfindet ihr eben einen Grund, um einen anzufangen. Ihr tötet, obwohl ihr nicht hungrig seid, und ihr tötet, obwohl ihr fett seid und keine Nahrung braucht. Und ihr muffelt." „Wir muffeln?"
    „Ihr stinkt. Ganz furchtbar! Ihr duscht nicht oft genug, und wenn, dann übergießt ihr euren Körper mit neun verschiedenen Sorten parfümierten Duschgels, Bodylotion, Aromashampoo und Aftershave oder Parfüm. Einmal musste ich in Boston mit der U-Bahn fahren - nie wieder! Nach einer Station musste ich aussteigen. Nachdem ich mich übergeben hatte!"
    „Ich glaube nicht, dass wir alle stinken", sagte Bev vorsichtig. „Ich glaube, dein Geruchssinn ist so ausgeprägt, dass es für dich so ist, als ob .. "
    „Nein. Ihr stinkt alle."
    „Oh. Nun ja, tut mir leid. Danke, dass du meine Fragen beantwortet hast."
    „Danke, dass du nicht gesprungen bist. Ich habe bald keine Kopfschmerztabletten mehr."
    „Nett, dich kennengelernt zu haben." Bev streckte die Hand aus. Nach einem kurzen Zögern schüttelte Antonia sie. Bev hatte Mühe, nicht zurückzuzucken, so fest war ihre Griff. „Viel Glück mit der Königin."
    „Viel Glück mit deinem Leben. Vielleicht solltest du mal deinen Chef beim Finanzamt melden. Er hat seit fünf Jahren keine Steuern mehr bezahlt. Das könnte ein bisschen Schwung in dein Leben bringen - er ist ein großer Fisch und die Steuerfahnder würden ihn liebend gerne drankriegen."
    Ihr Chef? Welcher Chef? Sie meinte doch wohl nicht . . den Oberboss? Er hatte bei so vielen Geschäften seine Finger mit im
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    Spiel, dass sie den Überblick verloren hatte. Außerdem war sie nur eine Arbeitsbiene in einem von zahlreichen Bienenstöcken.
    „Das ist Chicago", erklärte sie dem Werwolf. „Hier laufen die Dinge anders."
    „Aber du könntest etwas daran ändern", sagte Antonia und kletterte auf die Brüstung. Leichtfüßig balancierte sie ein paar Schritte, während ihr langer Mantel im Wind wehte. „Und die Polizei hat extra dafür vorgesehene Programme. Sie könnten dir einen neuen Namen, eine neue Existenz verschaffen. Auf jeden Fall etwas anderes, als auf Dächern zu grübeln."
    „Ja", sagte Bev trocken. „Oder er lässt mich umbringen."
    „Hört sich doch aufregend an", meinte Antonia und sprang. Sie landete auf den Füßen, in perfekter Hockstellung. Bev verspürte einen Stich von Eifersucht. Mehr als Eifersucht. Dieser wunderschöne Werwolf hatte gut reden, für ihn war es einfach, ihr Karrieretipps zu geben. Für normale Leute sah die Sache anders aus. Vielen Dank auch.
    Aber trotzdem ging ihr Antonias letzter Satz nicht aus dem Kopf.
    Hört sich doch aufregend an.
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    Antonia hielt inne, bevor sie an die Tür des Hauses Summit Avenue 607
    klopfte. Natürlich waren Villen nichts Neues für sie, aber eine ganze Straße voller Villen hatte sie noch nicht gesehen. Diese hier - natürlich direkt gegenüber der Villa des Gouverneurs - war fast die größte von allen.
    Bis auf die schwarzen Fensterläden war sie weiß. Von der Straße aus konnte Antonia drei Stockwerke zählen. Eine Veranda führte um das ganze Haus herum und bot Platz für mehrere Sofas und einige Schaukelstühle. Daneben stand eine Garage, so groß wie anderer Leute Reihenhaus.
    Naja, hier wohnt eine Königin, sagte sie sich. Das muss natürlich prächtig sein. Was hast du denn erwartet, ein Zelt?
    Trotzdem war es merkwürdig. Sie hatte gar nicht gewusst, dass die amerikanischen Affen inzwischen Könige wählten.
    Da sie jemanden kommen hörte, machte sie sich nicht die Mühe, noch einmal zu klopfen. Eine kleine, dünne Frau zog die Tür auf, was sie sichtlich Anstrengung kostete. Dann stand Antonia vor einer schönen Frau (wie öde . .
    die gab es in Cape Cod wie Sand am Meer) mit kaffeebrauner Haut und dunklen, mandelförmigen Augen, die ihr ein hoheitsvolles (vielleicht auch königliches?) Aussehen verliehen. An ihren Wangeknochen hätte man sich schneiden können.
    „Bist du die Königin?", fragte Antonia. Blöde Frage. Natürlich war sie die Königin, wer sollte sie sonst sein? Die Frau war dazu geboren, auf einer Dollarnote zu prangen.
    Wenigstens stank sie nicht ganz so furchtbar. Sie hatte gerade 126
    geduscht und sich freundlicherweise nicht mit neun verschiedenen Sorten von Puder, Seife, Parfüm und Deodorant traktiert.
    „Ich bin hier, um dir zu

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