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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Barton
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Gesicht des Mannes draußen zeigte aufflackernde Wut, und die Augen funkelten gefährlich, als er durch das Fenster ins Wageninnere starrte.
    Auch Lilette hatte den Mann gesehen. Ihre Augen waren weit offen vor Angst und Erkennen.
    Leroy Thompson warf den ersten Gang hinein und ließ die Kupplung los. Der riesige Vierlitermotor ließ den Wagen die Straße hinunterschießen, und der Mann wurde in den Straßengraben geschleudert. Leroy dachte nicht daran stehenzubleiben.
    »Hast du ihn gesehen?« keuchte er. »Hast du je etwas so Entsetzliches gesehen?«
    Sie ließ den Kopf hängen.
    Er sah sie an. »Du kennst ihn?«
    »Ich kenne ihn.«
    Plötzlich zählte er Zwei und Zwei zusammen.
    »Mein Gott!« sagte er. »Das war dein Vater?«
    Sie antwortete nicht.
    »Lilette! Ich muß es wissen! War es dein Vater oder nicht?«
    »Ja«, sagte sie schluchzend. Dann seufzte sie tief.
    »Das alte Gebäude dort drüben …« Er deutete mit dem Kinn in die Richtung, in der die Burg stand. »Du sagtest einmal, du lebtest dort mit deinem Vater. Letztes Mal, nachdem du gegangen warst, war ich dort. Es öffnete niemand, Lilette! Es ist eine normannische Burg und mindestens tausend Jahre alt. Niemand kann dort leben!«
    »Wir leben dort«, sagte sie.
    »Aber ich habe geklopft, und niemand hat geöffnet.«
    »Wir waren nicht daheim.«
    »Nicht daheim?«
    »Wir gehen immer nachts aus.«
    »Weshalb?«
    »Es ist …« Sie sah ihn an, während Tränen über ihr Gesicht liefen, »es ist das Gesetz.«
    »Welches Gesetz?«
    »Das Gesetz, nach dem mein Vater und ich leben müssen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Versuche nicht zu verstehen«, bat sie. »Laß alles so weitergehen wie bisher.«
    »Wollte dein Vater herein zu uns?«
    »Ich weiß nicht. Ich werde ihn fragen.«
    Sie sah aus der Windschutzscheibe nach vorn. »Bleibe stehen!« rief sie. »Bitte halt an!«
    »Warum? Was hast du plötzlich? Ich möchte einige Entfernung zwischen ihn und uns bringen. Ich habe in meinem Leben schon einige gefährlich aussehende Kerle gesehen, aber eine Fratze wie die seine habe ich noch nicht gesehen. Er sah aus wie der Leibhaftige. Wie Mephisto, frisch von der Bühne!«
    Plötzlich öffnete Lilette die Tür und sprang hinaus. Thompson stieg hart auf das Bremspedal. Dann verließ auch er den Wagen.
    »Lilette!« schrie er. »Wo bist du?«
    Er ging die Straße zurück bis zu der Stelle, wo sie aus dem Wagen gesprungen war. Als er sich niederbeugte, sah er die Spur im Gras, wo sie gelandet war. Und als er im Umkreis weitersuchte, fand er nichts. Keine Fußspuren, einfach nichts.
    »Lilette! Lilette!« Er sah zum Himmel hoch.
    Über seinem Kopf glitt ein dunkler Schatten in die Wolken.
     

     

Er warf einen Blick hinter sich, als ob eine unhörbare Stimme seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße gerufen hätte.
    Irgend etwas lief die Straße entlang in seine Richtung.
    Aber es war nicht Lilette, sondern der Mann, der durch das Fenster gestarrt hatte.
    Leroy sprang zurück in den Wagen und startete. Nichts geschah. Während kleine Schweißtröpfchen auf seine Oberlippe sprangen, startete er wieder. Diesmal sprang der Motor an, und er jagte den Wagen die Straße hinunter. Er sah in den Spiegel und erwartete, die Gestalt von Lilettes Vater darin zu finden, aber der Spiegel zeigte lediglich eine leere Straße. Schnell sah er sich um, während er fuhr. Ein Mann stand in der Mitte der Straße, und sein Umhang wehte im Wind. Er sah wieder in den Spiegel. Die Straße war leer.
    Er fuhr weiter. Er war völlig durcheinander, und wirre, gräßliche Gedanken jagten durch sein Gehirn.
    Nun wurde er sich auch der schrecklichen Schwäche bewußt, die ihn überkommen hatte. Er fühlte sich zutiefst erschöpft, und sein Hals schmerzte dort, wo Lilette ihn geküßt hatte.
    Er verstand nichts mehr.
    Er war dankbar, als die Römerstraße zu Ende war, und die beruhigende Hauptstraße vor ihm lag. Er bog ein und fuhr weiter nach London.
    Während der Fahrt versuchte er, sich darüber klar zu werden, was hier vorging, aber das Denken fiel ihm schwer. Er zählte die Tatsachen auf, und sie halfen ihm kein bißchen weiter, im Gegenteil, jede neue Tatsache trug ein wenig zu seiner wachsenden Verwirrung bei.
    Lilette. Diesen Namen hatte er irgendwann einmal in einem anderen Zusammenhang gehört. Dieses Kleid und der Umhang, den sie trug … Und weshalb war sie barfuß? Es schien unerklärlich. Und weshalb hatte sie gesagt, sie wohnte in der Burg? Das alte Gemäuer war offensichtlich

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