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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Barton
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Körper schon bald in den Armen zu halten, ließ seinen Blutdruck steigen. Er fuhr wie ein Wahnsinniger, bis er die Abzweigung erreichte, die ins Moor führte.
    Er fuhr so schnell er es vermochte, auf der alten Straße, die von Druiden, Sachsen, Römern und Gott weiß wem noch benützt worden war.
    Lilette stand auf genau demselben Platz, wo sie immer wartete.
    Ihr schwarzes Haar wehte im leichten Wind und glänzte wie Seide im Licht der Scheinwerfer. Wieder bemerkte er verwundert und erschreckt, daß sie keinen Schatten warf. Sein Herz begann schneller zu schlagen.
    Hunderte warnende Stimmen kamen aus der Tiefe seines Unterbewußtseins. Aber er wollte nicht auf sie hören. Er beugte sich hinüber und öffnete die Tür zum Beifahrersitz.
    Ihr Umhang bauschte sich in der Brise, als sie ihre zierlichen Füße auf den Boden des Wagens setzte und sich an ihn kuschelte. Sie zog den Umhang ins Wageninnere und warf die Tür zu.
    Als sie sich an ihn lehnte, fiel der Umhang auseinander, und er konnte darunter das wunderschöne Samtkleid sehen, das aussah, als stammte es aus einem anderen Jahrhundert.
    »Lilette, Liebling! Ich konnte es kaum erwarten dich zu sehen!«
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Fragen drängten sich in sein Gehirn, aber ihre berauschende Gegenwart ließ die Fragen nicht über seine Lippen.
    »Lilette«, sagte er.
    »Ja, mein Liebling?«
    »Lilette, ich muß dich heute etwas fragen …«
    »Was denn, mein Liebling?«
    Sie legte die Arme um ihn und zog ihn enger an sich. Es fiel ihm schwer zu sprechen.
    »Als ich heute in einer Kirche war, wurde mir übel, und der Hals schmerzte an der Stelle, wo du mich gebissen hast.«
    »Das ist nichts, Liebling. Wenn dich Kirchen krank machen, dann geh nicht hinein; es sind Stätten des Übels, und du machst besser einen Bogen um sie …«
    Er fragte sich, ob er sie richtig verstanden hatte.
    Dann küßte sie ihn wieder. Und wieder erlebte er den alten Zauber, und das süßliche Parfüm betäubte ihn wie Chloroform.
    Ihre Leidenschaft ließ ihn den Schmerz des Bisses in seine Kehle vergessen. Er begann sich seltsam schwach zu fühlen. Er wollte sie abschütteln und Luft holen, aber ihre Arme hielten ihn so fest wie Stahlbänder. Er konnte sich nicht bewegen. Verzweifelt versuchte er gegen ihre Kraft anzukämpfen und sich zu befreien.
    Sie bewegte sich ein wenig, und er sah ein glühendes Leuchten in ihren Augen.
    »Du hast mich wieder gebissen!« sagte er vorwurfsvoll.
    »Das kommt davon, daß ich dich so liebe.« flüsterte sie.
    »Du bist ein seltsames Mädchen.«
    »Aber du magst mich, nicht wahr?«
    »Das weißt du doch. Wäre ich sonst gekommen?«
    »Du bist das erste mal auch stehengeblieben …«
    »Ja.«
    Es gab ein langes, gespanntes, gedankenvolles Schweigen.
    Leroy Thompson setzte sich gerade auf und sah in den Spiegel. Er runzelte die Stirn. Das Mondlicht erleuchtete das Innere des Wagens, und er konnte sein eigenes Gesicht deutlich im Spiegel sehen. Aber Lilette sah er nicht. Er legte den Arm wieder um sie und zog sie an sich. Aber alles, was er sah, war sein eigenes Spiegelbild.
    Er sah sie an.
    »Liebling«, sagte er langsam. »Ich kann dich im Spiegel nicht sehen.«
    Sie sah ihn mit ihren seltsamen, leuchtenden Augen an. »Macht das etwas?«
    Dann lagen sie einander wieder in den Armen, und nichts war wichtig, weder das betäubend süße Parfüm, noch der Spiegel, noch die seltsame Tatsache, daß sie keinen Schatten im Licht der Scheinwerfer warf. Sie war die aufregendste, verführerischste Frau, die er jemals in den Armen gehalten hatte. Und außerdem war nichts wichtig.
    Er vergaß auf alles: auf sein Gewissen, seine Neugier, sein Mißtrauen. Irgendwo in seinem Gehirn flüsterte eine leise Stimme weiterhin Vorsicht, aber sie wurde übertönt von Leidenschaft und Verlangen.
    Plötzlich drang die Tatsache in sein Bewußtsein, daß jemand vor ihnen auf der Straße ging. Er sah auf. Ein Mann kam eben am Wagen vorbei. Durch das Seitenfenster konnte er einen Blick auf das Gesicht des Passanten werfen: Das Haar war grau, und er trug einen spitzen Bart. In den Augen brannte das Böse.
    Leroy Thompson wandte den Kopf erschreckt um. Niemals in seinem Leben hatte er in einem Gesicht soviel teuflische Schlechtigkeit gesehen wie in diesem.
    Und die Warnung, die flüsternde Warnung aus seinem Unterbewußtsein wurde zu einem wilden Schrei in seinem Gehirn.
    Er zog seinen Arm von Lilettes Schulter weg und startete. Die schwere Maschine erwachte zum Leben.
    Das

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