050 - Die Blutsauger
nicht Jenkins, der ein Stück hinter ihm kam, und keineswegs war es der Doktor am Ende der kleinen Gruppe. Es war einwandfrei von der Tür her gekommen.
Konnte es Lilette sein?
Leroy Thompson faßte einen plötzlichen, verzweifelten Entschluß. Er sprang durch die Tür und schlug sie hinter sich zu.
»Was … zum Teufel …!« schrie Foster.
»Er sprang durch die Tür!« rief Jenkins aufgeregt.
»Aber warum, um Himmels willen, hat er denn das getan?« fragte Chalmers verdutzt.
Lilettes unglaublich kräftige Hände schlossen den Riegel an der Tür von innen.
»Nun sind wir in Sicherheit, mein Liebling!« flüsterte sie.
»In Sicherheit?« fragte er.
»Hier können sie nicht an uns heran«, sagte sie leise.
»Weshalb hast du mich hereingerufen?« fragte Leroy Thompson.
»Weil ich dich liebe und dich nur für mich allein haben will«, sagte sie. »Ich wünsche, daß du für immer bei mir bleibst, und ich möchte, daß du einer der Unsrigen wirst!«
»Einer von euch? Einer der lebenden Toten?« Er fröstelte bei dem Gedanken.
In der fast völligen Dunkelheit sah sie ihn seltsam an. Ihre Augen glühten unheimlich in der Finsternis.
»Aber liebst du mich denn nicht?« fragte sie mit einer Stimme, so unwiderstehlich wie Sirenengesang.
»Natürlich liebe ich dich«, sagte er heftig. »Aber …«
»Dann komm zu uns und bleib für immer hier in der Burg. Wenn du zu uns kommst, dann hast du das Recht der gleichen Gruft, der gleichen Erde!«
»Ich verstehe nicht«, sagte er.
»Wenn du einer von uns bist, dann gehorchst du unseren Gesetzen, den Gesetzen der Untoten.«
»Und was muß ich tun, um diesen Gesetzen gehorchen zu können?« fragte Thompson verständnislos.
»Zuerst mußt du dich zu einem der Unsrigen machen lassen«, flüsterte sie. »Dann begraben wir dich hier in unserer geheimen Gruft. Aber nach einer Weile wirst du nicht länger tot sein. Du wirst dich bewegen, wie wir uns bewegen, du wirst die gleiche Kraft besitzen wie wir. Du wirst fliegen können, wie wir, und – Unfälle ausgenommen – du wirst ewig leben.«
»Unfälle?« murmelte er.
Sie legte den Arm um ihn und führte ihn den engen Geheimgang entlang.
»Hab keine Angst«, sagte sie. »Mein Vater und ich leben bereits seit Jahrhunderten hier. Sie haben uns oft verfolgt, vor langer, langer Zeit, aber sie können den geheimen Platz nicht finden, wo wir bei Tageslicht schlafen, bis unsere Kräfte mit dem Einbruch der Dunkelheit zurückkehren.«
»Du willst mich töten? Du willst einen Vampir aus mir machen?« fragte Leroy, als die ganze Bedeutung ihrer Worte in sein Bewußtsein drang.
»Ja, mein Liebling. Ich werde dir nicht weh tun. Aber denk doch! Du kannst ewig mit mir leben! Wir können uns lieben für immer und alle Zeit!«
»Das will ich nicht«, widersprach Leroy. »Dieses jämmerliche Leben hatte ich für uns beide nicht geplant! Ich möchte, daß du diesen Ort verläßt und mit mir kommst. Ich werde Hilfe finden, und wir werden gemeinsam den Vampirismus besiegen, der von dir Besitz ergriffen hat! Wir können dann wie normale Menschen leben und einander lieben!«
»Es gibt keine Heilung für mich«, flüsterte Lilette, »nur den Tod …«
»Du mußt nicht sterben«, sagte er beschwörend. »Ich werde eine Heilungsmöglichkeit für dich finden.«
»Die einzige Heilung ist ein Holzpfeil, der durch mein Herz gebohrt wird«, sagte sie. »Oder das tödliche Brandzeichen mit dem verbotenen Symbol. Oder der höllische Tod des Weihwassers. Solche Behandlungen mag ich nicht.«
»Nein, nein«, rief er. »Ich werde das niemals zulassen, ich werde dich schützen!«
»Dann komm zu uns«, bat sie. »Ein langer, süßer, betäubender Kuß mit meinen Zähnen in deiner Kehle, und du wirst als einer der Unsrigen aufwachen!«
»Weshalb hast du mich nicht schon früher getötet?« fragte er. »Du hattest doch die Gelegenheit!«
»Ich möchte, daß du freiwillig kommst. Ich wollte, daß du zu uns kommst, weil ich dich liebe. Ich habe deshalb mit meinem Vater gestritten. Er wollte dich damals auf der Straße töten.«
Leroy hatte plötzlich das Gefühl, auf dem Korridor nicht mehr mit Lilette allein zu sein. In der Dunkelheit tauchte ein bösartiges Gesicht auf; das Gesicht trug einen spitzen Bart.
»Guten Abend, Mr. Thompson«, sagte Lilettes Vater. »Meine Tochter hat mir soviel von Ihnen erzählt.« Das Gesicht kam näher.
»Bleiben Sie mir vom Leib!« schrie Leroy. »Bleiben Sie mir vom Leib!« Das Monster öffnete seinen
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