050 - Die Blutsauger
sich auf den Weg zurück zum Nordturm. In der Mitte eines der großen Zimmer hielten sie an.
»Hört mal!« rief Chalmers.
»Was hören Sie, Herr Kollege?« fragte Foster.
»Es hört sich an wie eine Maschine, die sich irgendwo weit entfernt dreht.« erklärte Chalmers.
»Ich habe mein Stethoskop mit«, sagte Foster.
Er kramte in den weiten Taschen seiner Jacke und zog sein Stethoskop hervor, das er auf den Steinen des Fußbodens ansetzte.
»Hören Sie etwas?« fragte Chalmers.
»Ich glaube. Aber es ist ein Geräusch, das sehr weit weg ist und von unten kommen kann.«
»Lassen Sie mich mal versuchen?« bat Chalmers.
Foster reichte Chalmers sein Stethoskop.
Chalmers beugte sich nieder, setzte das Stethoskop an und schwieg. Die anderen beiden Männer hielten den Atem an.
»Es klingt unheimlich«, sagte er, nachdem er seine ganze Konzentration aufgewendet hatte, um dem Klang zu lauschen. Er stand auf. »Irgendeine alte Maschine, eine Apparatur, deren Zweck ich mir aber nicht vorstellen kann.«
»Hörten Sie Rufen oder Schreien?« fragte Foster.
»Ich dachte zumindest«, sagte Chalmers und reichte Foster das Stethoskop zurück.
»Hoffentlich haben sie den armen Teufel nicht in irgendeine Folterkammer gelockt«, sagte Foster. »Ich glaube, gerade die mittelalterlichen Herrschaften, die sich solche Burgen erbauen ließen, hatten eine ganz besondere Vorliebe für derartige Einrichtungen.«
»Und weshalb sollten sie ihm das antun wollen?« bemerkte Jenkins.
»Vielleicht hat er wieder die Seiten gewechselt. Ich meine, er ist nur teilweise infiziert, und er könnte plötzlich die ganze Bedeutung, den ganzen Horror dessen erkannt haben, auf das er sich da einlassen will!« Chalmers schwieg einen Augenblick lang. »Vielleicht ist das die Art, wie eine Vampirdame die Hochzeit beschleunigen will!«
»Na, ich weiß nicht, ob das so spaßig ist«, sagte Foster und schluckte.
»So lustig, wie es klingt, war es auch nicht gemeint«, sagte Chalmers bissig. »Er ist mein Patient, und ich bin äußerst besorgt um ihn!«
»Und er ist mein Freund und ein Mitglied meines Klubs!« triumphierte Foster. »Verdammt, wir können nicht einfach zusehen, wie ein junges Klubmitglied auf und davon rennt, um ein Vampir zu werden!« Er holte tief Atem.
Sie eilten weiter bis zur Tür und versuchten wieder, sie aufzubrechen.
»Es hat keinen Sinn!« erklärte Chalmers entmutigt. »Ohne ein Brecheisen oder etwas Ähnliches können wir nichts ausrichten. Wir werden Werkzeug holen müssen.«
»Das meine ich auch«, pflichtete ihm Jenkins bei.
Die ersten schwachen Vorzeichen des Morgenrotes krochen über den bleichen Himmel, als sie deprimiert das alte Gemäuer verließen.
»Ich habe eben darüber nachgedacht, was diese Laute bedeutet haben könnten«, sagte Jenkins plötzlich.
»Na und?« fragte Chalmers. »Ist Ihnen eine Lösung eingefallen?«
»Gab es in diesen alten Burgen nicht manchmal besondere Zellen, deren Decke beweglich war?«
»Ja«, rief Chalmers. »Ja, natürlich!«
»Ich glaube, das hieß Quetschzelle«, meinte Foster.
»Ich sah mal einen Film, in dem so ein armer Kerl in einer dieser Zellen umkam«, fuhr Jenkins fort.
»Das muß ein entsetzlicher Tod sein«, sagte Foster.
»Eine Quetsche würde natürlich solche Geräusche hervorrufen«, meinte Chalmers.
»Wir müssen uns beeilen«, erklärte Foster. Er setzte sich in Trab, was bei seiner Körperfülle einigermaßen komisch aussah. Bei jeder anderen Gelegenheit hätten seine Begleiter wohl lauthals gelacht, aber jetzt tat es keiner, denn der Versuch des alten Mannes, seinem Freund zu Hilfe zu eilen, hatte etwas Eindrucksvolles an sich. Er sah so tragikomisch aus wie eine Figur aus einem Chaplin-Film.
Doktor Chalmers humpelte hinterher, und der stämmige Pfleger folgte.
Als die drei Männer in die Klinik zurückkamen, waren sie außer Atem. Ein Telefonanruf verständigte die Feuerwehr, ein zweiter die Landpolizei, und ein dritter die Staatspolizei.
Dann machten sie sich auf den Weg über die Felder zurück zur Burg. Sie begegneten der Feuerwehr und den Polizeiwagen, die sie mitnahmen.
Das große Feuerwehrauto schaffte es fast nicht in dem unwegsamen Gelände, aber die Erfahrung und das Geschick von Nolan, der am Lenkrad saß, ließ es gelingen.
Auch die Polizeiautos hatten ihre Schwierigkeiten, doch die Entschlossenheit der Männer siegte.
Nolan, der Kommandant der Feuerwehr, war ein großer, schlanker Mann, sonnengebräunt und sehnig. Er war um die
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