050 - Die Blutsauger
wollen, daß … daß wir … daß ihr etwas zustößt?« fragte Jenkins mitfühlend.
»Ich will sie retten!« rief Thompson.
»Es gibt keine Rettung aus dem Fluch des Vampirismus«, sagte Foster dumpf.
»Dann bringen Sie mich auch um!« rief Thompson. »Ich bin auch mit diesem Fluch infiziert!«
Er schlug mit der Faust gegen die rauhe Steinwand. »Stechen Sie mir ein Stück Holz durchs Herz! Erschießen Sie mich mit Ihren verdammten Silberkugeln! Verbrennen Sie mir die Haut mit Ihrem Weihwasser und versengen Sie mich mit Ihrem Kruzifix! Ich bin genauso Vampir wie sie! Töten Sie uns doch beide, wenn Sie das für den einzigen Ausweg halten!«
»Ihr Fall ist eine Ausnahme«, entgegnete Chalmers ruhig, als Thompson verzweifelt die Stirn gegen die Steine lehnte und schwieg. »Sie sind nicht am Vampirismus gestorben. Sie haben Blut verloren, das stimmt. Aber keine tödlichen Mengen. Ihre eigene unsterbliche Seele wohnt immer noch in Ihrem Körper. Es gibt nur einen Konflikt zwischen Ihnen und dem Geist des Vampirs, der versucht, von Ihnen Besitz zu ergreifen. Aber so lange Sie am Leben sind, können Sie den Vampir bekämpfen; Gebete und die Heiligen Sakramente können ihn austreiben.«
»Dann treiben Sie ihn auch bei ihr aus!« bettelte Leroy Thompson. »Versuchen Sie es!«
»Es ist zu spät für sie«, sagte Foster kalt. »Sie ist tot.«
»Wenn wir den Vampir austreiben«, bestätigte Chalmers, »bliebe nichts von ihr zurück als eine jahrhundertealte Leiche. Es gibt keine Seele mehr, die ihren Körper beleben könnte, sobald der Vampir ihn verläßt.«
»Und wo ist ihre Seele?« fragte Thompson. »Sagen Sie mir das! Wo ist ihre Seele!«
»Vielleicht in einer Art von Vorhölle?« meinte Foster. »Aber könnte ihr Geist nicht zurückgerufen werden, um wieder in diesen lieblichen Körper zu schlüpfen?« fragte Thompson. »Das ist es, was ich möchte!«
»Ich glaube, dieser Versuch wäre hoffnungslos.«
»Es darf nicht sein«, schluchzte Leroy. »Es darf einfach nicht sein! Ich möchte mit ihr zusammen leben!«
»Ihr schöner Körper ist nicht wirklich«, sagte Jenkins starrsinnig. »Es ist nur ein Scheinkörper, der von dem Vampir gebildet wurde!«
»Erinnern Sie sich daran, wie Sie mir von dem süßlich schweren Parfüm berichtet haben? Von dem betäubenden Geruch?«
»Ja«, sagte Leroy.
»Er ist eine Maske des Todes«, sagte Foster grimmig. »Das Faksimile ist nicht perfekt, und die Fehler verbergen sich hinter dem widerlich süßen Geruch.«
»Aber was soll ich denn tun?« Leroy Thompsons Stimme klang verzweifelt. »Was soll ich nur tun? Ich will nichts anderes als dieses Mädchen!«
»Sir, vielleicht sollten wir es in einem der Türme versuchen«, unterbrach Jenkins plötzlich die Diskussion.
»Gute Idee«, stimmte Foster zu. »Schließlich können wir ja nicht die ganze Nacht hier vertrödeln!«
»Sie versprechen, nicht zu schießen!« rief Thompson.
»Ich verspreche gar nichts«, sagte Chalmers fest. »Wenn wir angegriffen werden, bin ich zu unserem eigenen Schutz gezwungen, zu schießen!«
»Geben Sie mir Ihr Wort nicht zu schießen, wenn es nicht absolut notwendig ist!«
»Ich werde nicht schießen, wenn es nicht notwendig ist«, sagte Chalmers ruhig.
»Natürlich hängt es dann von Ihrer Definition des Wortes notwendig ab«, meinte Foster trocken.
»Ich vertraue dem Doktor«, sagte Thompson knapp.
»Na gut, dann wollen wir den Nordturm versuchen«, sagte Jenkins. »Also zum Nordturm.«
Sie öffneten das Tor an der Basis des Nordturms und begannen langsam und vorsichtig mit dem Aufstieg. Foster ging voran und klopfte mit seinem Stock mit dem Silberknauf gegen Stiegen und Wände.
Thompson ging knapp hinter Foster, dann kam Jenkins. Den Abschluß bildete wieder der hinkende Arzt mit dem gezogenen, schußbereiten Revolver in der Hand.
»Es ist verdammt dunkel dort oben«, protestierte Foster. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe in alle Richtungen wandern, so als wollte er die Schatten in den Winkeln und Ecken für immer verjagen.
»Hier riecht es sehr seltsam«, stellte Jenkins fest.
»Ja, das habe ich auch schon bemerkt«, pflichtete Thompson bei.
»Es gleicht dem dumpfen Modergeruch in den Korridoren und der Halle, bloß ist es hier, in diesen engen Räumen, viel schlimmer«, sagte Chalmers.
Als sie an einer niedrigen Tür vorbeikamen, die tief in die Wand gesetzt war, spürte Leroy Thompson eine Berührung an seinem Ärmel. Es war keinesfalls Foster, der vor ihm ging, auch
Weitere Kostenlose Bücher