050 - Die Blutsauger
führte. Aber anstatt Ruhe zu finden, wurde sie jetzt von bösen Träumen gequält.
Das war etwas Außergewöhnliches, denn Mabel träumte selten. Nun aber schien sie in der Nähe einer Ruine zu sein, einer alten, normannischen Burg vielmehr, denn das Gebäude war in gutem Zustand und zeigte keine Verfallserscheinungen. Wie auf Wolken trieb sie willenlos über die Wiesen und Felder bis zur Außenmauer der Burg, die einige breite Sprünge aufwies, und weiter über die Mauer bis zu dem massiven Burgtor, das tief in einen hohen Tor bogen gesetzt war. Und in ihrem Zustand der Körperlosigkeit fühlte Mabel, wie sie durch das geschlossene Eichentor glitt.
Der gespenstische Traum ging weiter. Sie schwebte in das dunkle, kühle Innere der Burg und befand sich in einer großen Halle. Furchterregende Schatten und gigantische Spinnweben bewegten sich durch die Stille. Im Schlaf jagten kalte Schauer über Mabels schmalen Rücken, aber der böse Traum ging weiter.
Irgend etwas flatterte ganz oben unter der Decke, durchquerte die große Halle. Sie konnte nicht klar erkennen, was es war, aber sie fühlte, daß es Geschöpfe des Bösen waren.
Und unten, auf dem Steinboden der Halle, standen Männer. Sie trugen Taschenlampen, und einer von ihnen hielt einen Revolver in der Hand. Zwei von ihnen waren Fremde, aber sie erkannte Foster und den vierten: Leroy Thompson. Was machte er hier in diesem unheimlichen Gebäude? Was wollte er hier?
Sie fühlte seine Verzweiflung, sie fühlte wie einen kalten Hauch die Furcht und die Verzweiflung, die in dem alten Gemäuer herrschten. Die Gegenwart des Bösen lag über der Halle wie dunkle Wolken.
Mabel weinte leise im Schlaf.
Der Traum, in dem sie wie ein Windhauch durch die alten Steingänge schwebte, nahm kein Ende. Sie sah den Männern zu, wie sie die Stufen des alten Turms hinaufstiegen, und dann sah sie eine Hand, eine schlanke Frauenhand, aus einer versteckten Tür kommen und Leroy Thompson’s Arm berühren.
Leroy! Ihr Leroy! Wie konnte diese fremde Frau die Hand nach ihrem geliebten Leroy ausstrecken? Mabel war wütend; sie murmelte erboste Worte in ihr Kissen.
Sie sah Leroy zu, wie er der fremden Frau durch die Korridore und Gänge folgte, aber selbst in ihrem Traum war es offensichtlich, daß Leroy der Frau nicht gern folgte. Sie schienen nicht einer Meinung zu sein und sprachen heftig miteinander, und Mabels Herz machte einen Sprung.
Dann erschien ein Mann – ein unbeschreiblich böse aussehender Mann. In seinen Augen glühte das Feuer der Verdammten. Das teuflische Gesicht wurde von einem eisengrauen Bart und ebensolchem Haar wie von einem Metallrahmen umgeben, und Mabels Lider begannen zu flattern, als sie diesen Satan in Menschengestalt betrachtete.
Wieder weinte sie.
Dann sah sie Leroy davonlaufen, und die Angst um ihn krampfte ihr Herz zusammen, denn sie wußte, daß dieser Teufel und die verführerisch schöne, aber unheimliche Frau Böses gegen ihren Liebsten im Schild führten. Sie wußte es ganz genau. Sie nahm es mit all ihren Sinnen wahr.
Ein Gefühl der Machtlosigkeit, der Schwäche überfiel sie, und verzweifelte Tränen rannen über ihr Gesicht.
Sie erschrak, schrie auf und erwachte beinahe, als sie Leroy plötzlich fallen sah. Sie hielt den Atem an, als sie sah, wie er an der Stelle, wo er hingefallen war, liegenblieb. Es waren nur einige kurze Sekunden, aber für Mabel war es eine Ewigkeit. Dann seufzte sie erleichtert auf, als er sich erhob und durch seltsame, unterirdische Gänge stolperte.
In ihrem Traum hörte, sie seine Freunde nach ihm rufen.
»Leroy! Leroy!«
Sie fiel in ihre Rufe ein, aber sie war unfähig, mehr als ein Krächzen aus ihrer Kehle zu holen.
Einige Augenblicke lang verblaßte der Traum und machte einer tiefen Hoffnungslosigkeit Platz. Die Dunkelheit war undurchdringlich.
Doch dann sah sie Leroy in einer kleinen, quadratischen Zelle aus Stein. Er hatte sich offensichtlich dort in Sicherheit gebracht. Von draußen riefen ihn zwei seltsam aussehende Geschöpfe. Es schien, als ob die beiden Wesen ihn dazu überreden wollten, herauszukommen.
Mit einem plötzlichen Schmerz in ihrem Inneren bemerkte sie, daß Leroy gefangen war. Er konnte nicht heraus!
Sie nahm wahr, wie die beiden unheimlichen Gestalten miteinander flüsterten und lachten. Wieder war es ihr nicht möglich zu hören was sie sprachen, aber sie wußte, daß ihre Pläne nichts Gutes für Leroy bedeuteten.
Wut und Sorge erfüllten sie.
Die beiden Wesen
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