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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Barton
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verließen den Platz vor der Zelle. Sie sah ihnen zu, wie sie durch die labyrinthartigen Gänge huschten. Sie stiegen über Treppen und durch Passagen in den dicken Wänden, zurück in die gleiche Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Sie erkannte, mit einer Klarsicht und Logik, zu denen wir nur im Traum fähig sind, daß die beiden Wesen sich nun genau über Leroys Zelle befanden. Dann hörte sie das Geräusch einer Maschinerie, die irgend etwas Unsichtbares in Bewegung setzte.
    Sie versuchte zu erkennen, was es war, das sich drehte.
    Sie schrie auf: es war die Decke von Leroys Zelle, die sich langsam nach unten senkte. Sie erwachte schweißüberströmt.
    Einige Minuten lang saß sie zitternd in ihrem Bett und sah dann auf ihren Wecker. Es war halb sechs Uhr früh. Bald würde der Morgen grauen, und der Gedanke gab ihr eine gewisse Erleichterung und Zuversicht, obwohl sie nicht wußte, weshalb.
    Sie stieg aus dem Bett, wusch sich und kleidete sich an. Dann bereitete sie ein kleines Frühstück.
    Immer noch war es sehr früh. Aber sie fühlte sich von dem Traum derart verwirrt und beunruhigt, daß sie rastlos auf und ab ging. Sie kaute an ihren Lippen und wußte nicht, was sie tun sollte.
    Sie hatte eine kleine Bibliothek in ihrer Wohnung, denn Mabel füllte fast ihre ganze Freizeit mit Lesen aus. Sie blätterte in einem Führer durch die Umgebung nach, und plötzlich stieß sie auf das Foto einer normannischen Burg. Sie starrte das Foto entgeistert an: es stellte unzweifelhaft die Burg aus ihren Träumen dar! Fast konnte sie die Stelle an der Außenmauer erkennen, wo sie diese überquert hatte.
    Hastig blätterte sie in dem Büchlein und suchte nach einer detaillierten Landkarte. Die Burg war deutlich in der Nähe einer Landstraße eingezeichnet. Und nicht weit davon befand sich ein zweites, großes Gebäude, Pine Leigh Hall. Aus irgendeinem Grund jagte ihr dieser Name kalte Schauer über den Rücken. Sie dachte nach; sie kannte den Namen, sie hatte ihn bereits gehört. Aber wo? In welchem Zusammenhang? Pine Leigh … Es gehörte zu irgend etwas.
    Plötzlich kam die Antwort, sie blitzte erschreckend klar durch ihre Gedanken. Pine Leigh war ein Irrenhaus.
    Irgendwie war es Mabel unmöglich, einen Zusammenhang zwischen dem Irrenhaus, der Burg und Leroy zu sehen, aber ihre weibliche Intuition sagte ihr, daß es diesen Zusammenhang gab.
    Sie fühlte, daß er in schrecklicher Gefahr war, und sie wußte, daß sie ihm helfen mußte. Aber wie? fragte sie sich.
    Dr. Foster, dachte sie. Er war einer von Leroys ältesten und einflußreichsten Freunden. Foster würde ihr raten und helfen können. Es war zwar sehr zeitig am Morgen, aber sie hoffte, daß Dr. Foster bei einem Notfall nicht ungehalten sein würde.
    Sie wählte Dr. Fosters Privatnummer. Er wäre außer Haus, sagte sein Butler und gab ihr nach der Versicherung, daß es dringlich sei, die Adresse: Dr. Chalmers in Pine Leigh Halle.
    Da wußte Mabel, daß sie richtig handelte.
    Sie rief die Klinik an.
     

     

Leroy Thompson rüttelte mit seiner ganzen Kraft, aber die Tür wollte sich nicht öffnen lassen. Die alten Eichenbalken trotzten allen seinen Anstrengungen und hielten stand.
    Und während er gegen die Tür anging, senkte sich die Decke der Zelle immer tiefer. Die Schraubeinrichtung machte ein schreckliches Geräusch, wenn sie sich drehte. Und sie drehte sich immer.
    Leroy besaß eine rege Phantasie. Der Klang erinnerte ihn lebhaft an zerbrechende Knochen; der Geruch des Todes lag in der Luft, und Leroy war beinahe übel vor Angst.
    Während er schweißgebadet weiterrüttelte, überlegte er flüchtig, was wohl die Helden der Geschichte getan hätten, wären sie in seiner Lage gewesen. Wie wäre Robin Hood entkommen? Hätte Goliath die schweren Balken in seinen Riesenfäusten einfach zerquetscht? Und Herkules? Hätte er sich einfach ein wenig aufgerichtet und die verdammte Decke mit seinen breiten Schultern aufgehalten?
    Aber Leroy Thompson war ein gewöhnlicher Sterblicher, kein Held. Er war verzweifelt und hatte Angst. Er hörte dem Geräusch der herabsinkenden Decke zu, bückte sich und fühlte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.
    Aber die Angst verlieh seinen Gedanken blitzartige Schnelligkeit, und sein Hirn arbeitete in mehreren Richtungen zugleich, wog Möglichkeiten ab und versuchte andere. Seine Gedanken überlagerten sich und trennten sich wieder, mit der Geschwindigkeit und Präzision eines Computers. Normalerweise besaß er nicht diese Art von

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