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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Barton
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Dreißig und kein Typ, mit dem man sich gern anlegen wollte. Und seine Freiwilligen standen ihm in keiner Weise nach.
    Sergeant Bollinger von der Polizei war ein schwerer, bulliger Fünfziger, mit braunem, leicht ergrauten Haar und einer Donnerstimme. Er sah so aus, als versuchte er stets mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
    Mardell, der Chef der Landpolizei, war ein unauffälliger Mann, aber scharfsinnig und intelligent. Er hatte die seltene Gabe, außergewöhnliche Situationen in ihrer ganzen Tragweite augenblicklich zu erfassen und unmittelbare Entscheidungen zu treffen, die fast immer richtig waren.
    Sein Jeep erreichte die Burg vor allen anderen Fahrzeugen. Den Männern war gesagt worden, daß es einen Mann zu finden galt, der vermutlich in den Verliesen gefangen war.
    Die Landpolizei stürmte die Burg wie eine Horde Wikinger, die zum Sturm bliesen. Und während sie an der Tür im Nordturm angelangt waren, rannten auch die Polizei und die Feuerwehr durch die steinernen Gänge.
    Den vereinten Kräften hielten die alten Eichenbalken nicht lange stand.
    Während das kalte, graue Licht des Morgens durch Fenster und Mauerrisse drang, schwärmten so viele Männer durch die alte Burg, wie seit langen Zeiten nicht mehr, ja, vielleicht mehr, als die alten Steine je gesehen hatten, seit sie zu einer Festung zusammengefügt worden waren.
     

     

Mabel Sinclair war zwanzig. Sie hatte eine niedliche Figur, ein schmales, intelligentes Gesicht und eine nette, wenn auch nicht besonders modische Frisur. Sie stand mit beiden Füßen fest auf dieser Erde. Sie gehörte keinesfalls zu jenem Typ, der auf geheimnisvolle Reisen in den Mittleren Osten oder Talentsucher für die Filmindustrie hereinfiel. Mabel hatte keine Flausen im Kopf. So dachte sie zumindest.
    Gerade, weil sie einen so tüchtigen und selbständigen Eindruck machte, war sie aus mehr als zwanzig Bewerberinnen um die Stelle einer Sekretärin für Leroy Thompson in dem großen Architekturbüro ausgesucht worden. Und ihre Tüchtigkeit und Verläßlichkeit hatten ihre Arbeitgeber kein einziges Mal in Frage stellen müssen.
    Mabel Sinclair war ein Mädchen, dem man das ganze Büro anvertrauen konnte, während man verreiste.
    Mabel war natürlich auch der letzte Mensch auf der Welt, der das Geheimnis, das er mit sich herumtrug, zeigen würde: Aber tief drinnen in ihrem Innersten war Mabel ein romantisches Mädchen, und hinter der Fassade der gewandten Sekretärin stand ein Sinn, den es viel mehr nach poetischen Liebesromanen oder Gedichten gelüstete, als nach Geschäftskorrespondenz. Und, was noch wichtiger war: Mabels romantischer Sinn ging über die alten Poeten und Schriftsteller hinaus, und obwohl sie es sich selbst kaum eingestand und es jedem gegenüber abgestritten hätte: Mabel war in ihren Chef verliebt. Hoffnungslos und bis über beide Ohren.
    Leroy Thompson war fünfzehn Jahre älter als sie, ein bekannter Frauenheld und obendrein sehr erfolgreich in seinem Beruf. Er bewegte sich in Kreisen, die sie nur vom Hörensagen kannte; und gegenwärtig hatte Leroy gerade eine seiner Affären zu einem eleganten Ende gebracht, mit einem Mädchen, das wohl jeder andere Mann mit Begeisterung geheiratet hätte.
    Und daher erschien es Mabel äußerst unwahrscheinlich, daß das, was sie hinter der ordentlichen Rechtschaffenheit einer weißen Bluse und eines grauen Rockes anzubieten hatte, einem Mann wie Leroy Thompson genügen könnte, wo solche Mädchen wie das eben verflossene keinen Erfolg hatten.
    Sie machte sich über Leroy keine Illusionen. Sie arbeitete schon zu lange mit ihm, um seine Fehler nicht zu kennen. Mabel liebte ihn mit einer realistischen Liebe, die die Fehler des anderen erkennt und akzeptiert, ohne daß sie dem Gefühl für ihn einen Abbruch täten.
    Sie lebte in einer kleinen Wohnung in einem stillen, seriösen Viertel. Über der Stadt lag eine beinahe viktorianische Ruhe, als Mabel ihr Nachtlicht auslöschte und einzuschlafen versuchte.
    Eine Turmuhr schlug elf. Mabel schlief sonst immer problemlos ein, und Schlaflosigkeit war ein Fremdwort für sie. Aber heute Nacht war es anders. Sie wälzte sich im Bett herum, schob die Decke weg und zog sie wieder zum Kinn, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Morpheus weigerte sich, sie in seine Arme zu nehmen, Hypnos wollte sie nicht streicheln, und der Sandmann dachte nicht daran, seine kostbaren Körner zu streuen.
    Aber endlich fiel sie in einen leichten Halbschlaf, der sie ein wenig aus der Wirklichkeit

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