050 - Die Blutsauger
umklammerten seine Hände die Kanten des Steinblocks und versuchten ihn herauszuziehen. Und jetzt gab es für Leroy keine Zweifel mehr: er ließ sich bewegen und herausziehen, zumindest einige Zentimeterweit.
Plötzlich kratzte er weiter, aber das Geräusch, das sein rostiger Nagel in dem brüchigen Mauerwerk machte, ging unter in dem dämonischen Lachen und dem scharrenden Drehgeräusch, das von oben kam.
Er schrie auf, als er fühlte, wie sich die Decke weiter senkte. Seine Finger umschlossen die Kanten des Steinblocks, und er zerrte mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung daran.
Mit einem plötzlichen Ruck glitt der Stein nach vorn. Er seufzte tief und erleichtert auf und ließ sein Gesicht erschöpft nach unten fallen, tief in den Staub und Sand. Aber er fühlte es nicht. Er hörte nur das Drehgeräusch von oben, das langsamer wurde.
Stimmen drangen von oben zu ihm. Ärgerliche, wütende Stimmen. Lilettes Stimme war schrill, die andere Stimme rauh und böse. Ein kleines, knirschendes Geräusch kam von oben, und dann war es still.
Leroy Thompson fand seinen ruhigen Atem wieder. Zumindest die unmittelbare Gefahr war vorbei, dachte er.
»Die Maschinerie hat uns im Stich gelassen, mein Kind«, sagte Lilettes Vater.
»Was kann daran schuld sein?« fragte Lilette.
»Der Drehmechanismus hat sich irgendwo festgefressen«, erklärte er. »Vielleicht hat der Narr da unten etwas gefunden, womit er sich schützen konnte?«
Während er zuhörte, erkannte Leroy, wie unglaublich dumm er gewesen war. Wie hatte er sich nur in einen weiblichen Vampir verlieben können? Nun nannte sie ihn einen Narren und verfluchte die Verzögerung seines Todes. Er fühlte, wie eine kalte Wut in ihm hochstieg. Die alten Bißwunden an seinem Hals begannen zu jucken und zu brennen.
Schritte kamen näher. Lilette und der alte Vampir versuchten wohl eine Möglichkeit zu finden, in die Zelle einzudringen, in der Leroy lag. Er hörte sie nun ganz nahe. Er griff nach dem Stein, der die Decke zum Klemmen gebracht hatte und hoffte, er hatte ihn nicht zu weit hereingezogen, denn wenn es den Vampiren gelang, den Steinblock ganz in die Zelle zu drücken, würden sie durch das entstehende Loch hereinkriechen können. Der Stein war zwar sehr groß und vermutlich unglaublich schwer, aber es waren Vampire, und sie besaßen übermenschliche Kräfte.
Er konnte ihre Anwesenheit beinahe riechen, sie mußten sich unmittelbar neben der Zelle befinden. Er konnte hören, wie sie atmeten.
»Vater, er hat einen Stein gelockert und in die Zelle gezogen, um damit die Decke aufzuhalten!« rief Lilette.
»Komm, wir drücken ihn ganz hinein, dann können wir durchkriechen!« flüsterte ihr Vater.
»Bleibt mir vom Leib!« schrie Leroy Thompson.
»Wie unfreundlich«, bemerkte der männliche Vampir.
»Liebst du mich denn nicht mehr?« fragte Lilette. Aber ihre Stimme hatte den verführerischen Klang verloren, Leroy hörte daraus nichts anderes als Gier nach seinem Blut.
»Geht weg! Laßt mich allein!« schrie Leroy.
»Ich will dein Blut!« rief Lilette.
»Wir wollen dein Blut!« fügte ihr Vater hinzu.
»Laßt mich in Ruhe!« brüllte Leroy. »Hilfe!« Er bemerkte, daß sie an dem Stein rüttelten, aber dieser gab nicht nach. Noch hielt er stand.
»Der Stein steckt fest«, jammerte der männliche Vampir.
»Wir können ihn nicht bewegen«, schluchzte Lilette.
Leroy Thompson stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. Wieder hatte er eine Gnadenfrist erhalten, aber noch waren es etwa elf lange Stunden bis zum Morgen. Aber vielleicht würde man ihn suchen, vielleicht … wenn er nur solange aushalten konnte!
Er war müde und kam fast um vor Hunger und Durst. Es schien ihm, als hätte er Monate nicht geschlafen.
Mardell, der Chef der Landpolizei, führte seine Männer auf eine systematische Suche quer durch die alte Burg. Die Feuerwehr unter Nolan und die Polizei unter Sergeant Bollinger durchkämmten das Gebäude sorgfältig. Chalmers, Foster und Jenkins halfen mit, die Arbeit der Uniformierten zu koordinieren und wirkten als Boten.
Die beiden Ärzte und der Pfleger standen in der großen Halle und studierten die Baupläne. Mardell kam zu ihnen und berichtete.
»Meine Männer haben die Korridore durchsucht, die von dem Tor, das wir eingebrochen haben, bis an die Spitze des Nordturms führen. An manchen Stellen ist der Boden eingesunken und darunter befindet sich ein Raum, in dem eine Menge Reisig und trockene Blätter aufgestreut
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