0500 - Der Dunkle Gral
dem Augenblick, als Suko abdrückte, verließen ihn auch die Kräfte. Und wieder einmal stand van Akkeren unter dem Schutz der Hölle, denn Suko hatte die Beretta nicht mehr halten können. Die Mündung rutschte an der Wange ab und wies im Moment des Abschusses tatsächlich neben dem Hals ins Leere.
Vincent van Akkeren wurde nicht getroffen! Das Geschoß pfiff an ihm vorbei und kratzte am alten Dach der Templer-Kirche.
Suko sah dies nicht. Er glitt neben van Akkeren zu Boden und versuchte sich noch an der Gestalt festzuhalten.
Der schüttelte sich nur mit einer widerwillig anzusehenden Bewegung. Suko hatte keine Chance mehr. Er prallte flach auf den Bauch, dann wälzte er sich mühsam zur Seite.
Van Akkeren reagierte lässig. Er hob einen Fuß an und preßte die Sohle auf Sukos rechtes Handgelenk. Lächelnd verstärkte er den Druck bis zum Ende der Schmerzgrenze. Dem Inspektor blieb nichts anderes übrig, als die Faust zu öffnen. Er hörte sich selbst stöhnen und sah den Kick, mit dem van Akkeren ihm die Pistole von der Handfläche wegtrat. »So, das hätten wir.«
Der Grusel-Star, wie er sich gern nannte, bückte sich und nahm die Waffe an sich. Er schleuderte sie noch einmal hoch, fing sie auf und steckte sie ein. »Hast du tatsächlich geglaubt, Chinese, gegen uns ankommen zu können?«
Suko gab keine Antwort. Die Kraft des Dämons hatte ihn gelähmt. Er lag auf der weichen Erde, holte tief Luft und spürte den Druck auf seinem Brustkorb, als würde dort ein gewaltiger Felsblock liegen und den Körper allmählich zusammenpressen.
Van Akkeren ließ Suko liegen und begab sich zu Bill Conolly. Dabei winkte er seinen Helfern zu.
Die Templer hatten mitbekommen, wie die beiden Eindringlinge überwältigt worden waren. Auch sie empfanden so etwas wie Euphorie, denn jeder von ihnen sah sich auf der Straße des Sieges.
Bill war ebenfalls geschafft worden. Im Gegensatz zu Suko lag er auf dem Bauch, das Gesicht im feuchten Gras. Durch die Nase konnte er noch atmen, nicht durch den Mund.
Van Akkeren trat dem Reporter gegen die Schulter. Dann rollte der Grusel-Star Bill auf den Rücken.
Aus großen Augen starrte Bill den über ihm stehenden van Akkeren an, der die Lippen zu einem kalten Grinsen verzogen hatte und dessen Pupillen funkelten, als hätte man sie mit Lack überpinselt.
Er lächelte nur, sagte nichts, nickte dann und schaute zu Baphometh rüber, vor dem er sich sogar verbeugte. »Ich danke dir. Du hast ihnen gezeigt, daß wir stärker sind.«
Im widerlichen Gesicht des Dämons zuckte es. Der Mund bog sich hoch zu einem umgekehrt hingestellten Halbmond. Baphometh hatte seinen Spaß. Als er sprach, war seine Stimme nur mehr ein Zischen.
»Ich werde sie vertilgen. Was kann es Schlimmeres geben, als von einem Ghoul…?«
»Nein, bitte nicht!« widersprach van Akkeren. »Sie sollen begraben werden. Begrabe sie durch deine Kraft!« schrie er Baphometh zu. »Begrabe sie in den alten Templer-Gruften bei lebendigem Leibe.« Er drehte sich im Kreis und wandte sich zunächst an Suko. »Hast du gehört? Du wirst begraben. Deine letzte Ruhestätte hast du dir ja schon ausgesucht. So wird es auch bleiben.« Er ging einen Schritt zur Seite, um neben Bill zu stoppen. »Auch dich wird es erwischen. Dein Grab aber suche ich dir aus, mein Freund. Ich werde das nächste nehmen, so könnt ihr euch gegenseitig beobachten.« Van Akkeren lachte und rieb seine Hände. Dann winkte er Baphometh zu sich heran.
Der Dämon kam. Er hatte bisher im Schneidersitz auf der Mauer gehockt.
Nun streckte er die Beine aus, wobei sie wie lange Gummibänder wirkten.
Er stemmte sich auf den Boden, rollte seine Schultern nach vorn und ging auf seinen treuesten Diener zu.
Begleitet von einer blauen Lichtinsel, wanderte er über den weichen Friedhofsboden. Erst als er zum Greifen nahe neben dem Grusel-Star stand, stoppte er seinen Schritt.
»Welche Gräber?« fragte er.
»Das!« Van Akkeren meinte damit den Flecken, den sich Suko ausgesucht hatte.
Baphometh nickte. Plötzlich wurden seine Augen zu kalten, weißen Sonnen. Die Templer brauchten nicht einzugreifen. Baphometh schaffte es allein durch seine geistige Kraft, den Körper des Chinesen anzuheben und ihn auf das Grab zu transportieren.
Suko spürte, wie er schwebte, nur konnte er nichts dagegen unternehmen. Auch an seine Dämonenpeitsche kam er nicht heran. Die Arme waren so eng gegen den Körper gedrückt worden, als hätte man sie dort festgeleimt.
Baphometh verfolgte Sukos
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