0500 - Der Dunkle Gral
Conolly stehen, daß sie ihn einrahmten. Aus kalten, brutalen Augen blickten sie auf ihn herab.
Bill hatte die Gespräche mitbekommen, nur bewegen konnte er sich nicht. Sein Körper war innerlich vereist.
Diesmal übernahm van Akkeren die Initiative. Er ließ die Schwertspitze dicht über Bills Brust von einer Seite zur anderen pendeln, als wäre sie der Klöppel einer Glocke.
»Schön nicht?«
Bill schwieg. In seinen Augen aber loderte die Furcht. Seine Kehle saß zu. Er war einfach nicht in der Lage, diesem Menschen eine Antwort zu geben.
Urplötzlich ließ van Akkeren das Schwert fallen. Es schnitt durch die Kleidung, erwischte Bills Haut an der Brust - und wurde abgestoppt. Van Akkeren bekam einen grausamen Blick. »Ich könnte die Klinge jetzt in deinen Körper rammen, ich werde es auch tun, wenn sich dein Freund Sinclair nicht in den nächsten Sekunden bei uns zeigt.«
»Ich… ich weiß nicht, wo er ist…«, würgte der Reporter hervor. »Ich weiß es wirklich nicht…«
»Das glaube ich dir gern. Ich kenne Sinclair. Er ist ein hinterhältiger Typ. In diesem Falle soll er es sogar sein. Ich kann mir vorstellen, daß er uns und den Kampf genau beobachtet hat.«
»Weiß nicht…«
»Wir werden es sehen.« Van Akkeren hob das Schwert und schwang es zur Seite, genau auf Bills Kinn zu, das von der Klinge berührt wurde.
Die Klinge pendelte wieder zurück, wurde abgestoppt, und van Akkeren drehte sich, damit beim Rufen seine Stimme auch den letzten Winkel des alten Friedhofs erreichte.
»He, Sinclair, wenn du da bist, dann komm aus deinem Rattenloch. Oder dein Freund wird es zu büßen haben. Ich werde ihn mit meiner Waffe behandeln, richtig schön, verstehst du? So etwas kann ziemlich lang dauern, und er wird erst zum Schluß daran glauben müssen.« Van Akkeren nahm die Klinge und schlug in der Luft einen Kreis. Er beherrschte die Waffe inzwischen mit einer spielerisch anmutenden Leichtigkeit.
Sekundenlang tat sich nichts. Baphometh, van Akkeren, aber auch Bill und Suko warteten.
Der Grusel-Star ballte die linke Hand. »Ich glaube, du willst nicht, Sinclair. Na dann…« Er hob das Schwert wie ein Henker, der seinem Delinquenten den Kopf abschlagen will. »Schöne Freunde hast du«, sagte er zu Bill. »Da wirst du einfach im Stich gelassen. Dabei sollte Sinclair mich doch kennen. Ich meine auch alles so, wie ich es sage. Na denn…«
»Halt, ich komme!«
***
Mein Ruf war ebenso laut gewesen wie die Forderung des Vincent van Akkeren. Gleichzeitig löste ich mich aus der Deckung und betrat den Schauplatz.
Wäre es nach mir gegangen, ich hätte viel früher eingegriffen, aber die Stimme der Tanith hatte mich zurückgehalten. Sie war in meinem Kopf erklungen, und ich hatte auch ihre Gesichtszüge innerhalb des Grals schimmern sehen.
Noch jetzt dachte ich über ihre Worte nach. »Greife nicht ein, John Sinclair. Du darfst das Schicksal nicht beeinflussen. Es muß seinen Gang nehmen. Die Templer sind nur erwacht, um noch einmal zu kämpfen. Erst wenn dieser Kampf hinter ihnen liegt - egal, wie er für sie auch endet -, werden sie ihre endgültige Ruhe haben.«
Und so hatte ich mich nach diesen Ratschlägen gerichtet und der schrecklichen Auseinandersetzung als Zuschauer beigewohnt. Es hatte mir sehr oft in den Fingern gejuckt, letztendlich waren Taniths warnende Worte stärker gewesen.
Die alten Templer schafften es nicht. Baphometh hatte ihnen bewiesen, wie stark und furchtbar seine Macht war und daß er keine Rücksicht seinen Feinden gegenüber kannte.
Er hatte sie getötet.
Auch den Großmeister.
Ihre Seelen konnten von nun an ruhig und unbelastet in den Reigen der Jenseitigen eingehen, ich aber mußte das absolute Finale bestreiten, denn auf mich war es angekommen. Alles andere bezeichnete ich mittlerweile als Randerscheinung oder als grausames Beiwerk.
Und so schritt ich über den Friedhof. Den Gral hielt ich nicht offen vor mir. Ich hatte ihn so unter meiner Kleidung verborgen, daß er nicht herausrutschen konnte.
Sie erwarteten mich.
Die Baphometh-Templer starrten mich an. Ihre Gesichter waren verzerrt, in den Augen las ich den Wunsch nach meiner Vernichtung. Einige der Männer hatten bei den Kämpfen etwas abbekommen.
Ihre Körper zeigten Verletzungen. Blut sprenkelte Gesichter, aber auch Arme, Beine oder Brustkörbe.
Sogar auf den Grabsteinen hockten sie, wenn sie zu schwach waren, sich auf den Füßen zu halten.
Ich schaute mir die Szene genau an.
Sie waren der Mittelpunkt, den
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