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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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doch schließlich nicht zum ersten Mal hier, und mit baulichen Veränderungen tut Merlin sich recht schwer. Die letzte größere Veränderung soll mindestens tausend Jahre zurückliegen.«
    Zamorra zuckte mit den Achseln. »Normalerweise pflege ich Caermardhin durch die Tür zu betreten. Von dort aus weiß ich etwa, wo welche Korridore, Treppen und Räume zu finden sind.«
    »Türen sind altmodisch«, erwiderte die Druidin. »Weißt du eigentlich, daß das Portal, das du und Nicole nach anstrengender Bergbesteigung benutzen könnt, eigentlich gar nicht existiert, sondern nur geschaffen und später wieder gelöscht wird, wenn ›normale‹ Menschen Caermardhin betreten?«
    Der Parapsychologe schüttelte den Kopf. »Das hat mir der Architekt leider nie verraten.« Aber es war durchaus logisch, denn sowohl Merlins druidischen Freunden als auch seinem dunklen Bruder und vor allem ihm selbst standen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung! Wozu brauchte er also Türen, die nach draußen führten? Welche Burgfestung konnte besser gegen unbefugte Eindringlinge und Eroberer geschützt sein als eine, die über keine Außentüren und Portale verfügte? Deshalb also hatte bisher noch niemand einen Zugang nach Caermardhin gefunden, wenn er nicht von Merlin ausdrücklich hergebeten wurde! Die meisten Uneingeweihten fanden die Burg ohnehin nicht, die nicht nur unsichtbar hoch über der walisischen Ortschaft Cwm Duad auf der Bergspitze stand, sondern sich zuweilen auch in eine andere Dimension verschob. So konnten Menschen auf dem kahlen Berggipfel herumstolpern, ohne zu ahnen, daß der alte Zauberer vielleicht unmittelbar vor ihnen an einem Pfeiler lehnte, den sie weder sehen noch fühlen konnten, und sie grinsend beobachtete, während sie vielleicht sogar gerade durch ihn hindurch gingen.
    Auch wenn Caermardhin sich einmal stabilisierte, ragte die Burg immer noch teilweise in eine andere Dimension hinein. Anders wäre es nicht möglich gewesen, daß das Bauwerk in seinem Innern weitaus größer und geräumiger war, als die äußeren Abmessungen es zuließen. Sich in diesem Monstrum von Gebäude zu verlaufen und stundenlang herumzuirren, ohne den richtigen Weg oder eine Orientierungshilfe wiederzufinden, war absolut nicht schwierig. Aber weil Zamorra daran nicht sonderlich interessiert war, bat er Teri jetzt, ihn direkt zu Merlin zu bringen. »Du wirst ja wohl besser wissen, wo du ihn zu finden hast, nicht wahr?«
    Sie lachte leise, faßte wieder nach Zamorras Hand und zog ihn mit sich in den nächsten zeitlosen Sprung . In einem anderen Korridor, in der Nähe einer offenstehenden Tür, tauchten sie wieder auf.
    »Sollte der alte Herr mal eben seine Grübelzelle verlassen haben?« wunderte sich Teri. »Er meditiert doch sonst nicht bei offener Tür.«
    »Wozu braucht er überhaupt Türen?« spöttelte Zamorra in Anlehnung an das Gespräch von vorhin.
    »Aus optischen Gründen.« Teri trat an die Tür und klopfte höflich gegen den Rahmen, ehe sie eintrat und Zamorra mit sich zog. Merlin sah überrascht auf.
    »Mein Freund«, sagte er leise. »Eben wollte ich nach dir suchen lassen, um dich um ein Gespräch zu bitten. Vielleicht kannst du mir helfen - sofern die Lady im fernen Schottland und der junge Lord deines Schutzes für ein paar Stunden entbehren können.«
    »Du weißt es also«, sagte Zamorra.
    »Natürlich weiß ich es. Und wäre ich nicht des Termins sicher, sähe ich es jetzt an Teris Kleidung.«
    Die sah an sich herunter, stellte fest, daß sie immer noch das trauerschwarze Kostüm trug und ließ es mit einem Fingerschnipsen und einem kurzen Einsatz ihrer Druiden-Magie wieder verschwinden. Diesmal verzichtete sie auch auf ihren goldenen Tanga. Viel hatte das Fetzchen sowieso nicht bedecken können. Zuweilen wünschte Zamorra sich, daß Nicoles Textilprobleme ähnlich unproblematisch zu lösen wären; vor allem, wenn nach einer der häufigen Einkaufsorgien die Rechnungen eintrudelten oder die Zahlen auf den Kontoauszügen beängstigend der Null entgegenwanderten. Die Klamotten wurden dann zwei- oder dreimal spazierengetragen und landeten anschließend im Mottenzirkus, um nach einer gewissen Karenzzeit der weiblichen Unentschlossenheit dann doch in die Altkleidersammlung zu fliegen.
    »Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen, großer Merlin«, sagte Zamorra und dachte trotz Teris Warnung an Don Cristofero. »Es gibt da ein kleines Problem, an dessen Lösung ich mich bisher selbst nicht herangetraut habe, weil ich

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