0502 - Die Disco-Hexe Tessy
gerutscht. Die Hand mit dem Messer schnellte auf mich zu.
Ich drückte mich blitzschnell zurück, die Klinge huschte wie eine spitze Zunge an mir vorbei, aber Tessy war noch längst nicht am Ende. Sie schnappte sich mit der freien Hand eine der brennenden Kerzen und schleuderte sie gegen mich.
Diesmal konnte ich nicht ausweichen. Die Kerze erwischte meine Brust und fiel zu Boden, wo glücklicherweise die Flamme verlöschte und den Wagen nicht in Brand steckte.
Ich hörte sie lachen.
Jetzt brannte nur noch ein Licht. Es war ziemlich dunkel geworden. Tessy wog das Messer in der rechten Hand. Sie drehte die Klinge dabei, als wollte sie irgendein Loch bohren.
»Ich kriege dich!« versprach sie. »Dich und dein verfluchtes Ding da in der Hand.«
Wieder kam sie.
Diesmal trieb sie mich bis vor die verschlossene Tür. Ich war mit dem Rücken dagegengestoßen, wartete genau ab und drehte mich zur Seite, als sie zustach.
Dicht neben meiner Hüfte glitt das Messer vorbei. Die Spitze bohrte sich in die Türfüllung. Ich hörte das Ratschen, als sie abglitt und Tessys Hand nach unten fuhr.
Mein Konterschlag traf ihre Schulter.
Tessy stöhnte auf, warf sich aber zurück, so daß der nächste Hieb fehlte.
Ich setzte trotzdem nach. Mein Tritt erwischte sie an der Hüfte. Sie drehte sich um die eigene Achse, krachte gegen die Wand, riß dort etwas ab und fuhr sofort wieder herum.
Abermals jagte die Klinge auf mich zu.
Diesmal war ich zu weit weg. Sie konnte mich nicht erwischen.
Das Messer geriet nicht einmal in meine Nähe. Im nächsten Augenblick schon hatte ich mich gebückt und eine kleine Fußbank hochgerissen, die nicht am Boden befestigt war wie die anderen Einrichtungsgegenstände.
Das Kreuz mußte ich verschwinden lassen, weil ich beide Hände benötigte. Okay, ich hätte auch die Beretta ziehen können, nur schätzte ich Tessy so von Sinnen ein, daß es ihr nichts ausgemacht hätte, mich anzugreifen, auch wenn sie in die Mündung einer Schußwaffe schaute.
Sie fintierte, stieß zu – und erwischte die Trittfläche der Fußbank, die ich rechtzeitig genug nach unten gerissen hatte. Plötzlich kam sie nicht mehr weiter, weil das Messer steckengeblieben war.
Sie wollte es noch aus dem Holz ziehen, ich aber drückte die Fußbank gegen sie und schleuderte sie somit zurück.
Dabei blieb ich am Ball, verstärkte den Druck und klemmte Tessy Lamar zwischen Fußbank und Wand ein.
Sie hielt den Messergriff noch fest. Nur war es ihr nicht gelungen, die Klinge aus der Fußbank zu ziehen. Der Gegendruck war einfach zu stark für sie.
»Du hast keine Chance!« sagte ich schweratmend. »Ich werde es schaffen, Tessy!«
Sie drückte dagegen. Ich war stärker und sprang dann gedankenschnell zurück.
Damit hatte Tessy nicht gerechnet. Sie stolperte vor. Ich hielt auch die Fußbank nicht mehr, schlug ihr aber mit einem Tritt die Beine unter dem Körper weg.
Die Disco-Hexe landete auf dem Rücken. Mein nächster Tritt erwischte die Fußbank. Er war so hart geführt worden, daß ich ihr das Ding aus der Hand schleuderte und das in der Trittfläche steckende Messer gleich mit.
Jetzt war sie waffenlos. Trotzdem gab sie nicht auf. Wie Raubtierkrallen waren ihre Finger, als sie nach meinem Fuß greifen wollte, den ich schnell zurückzog.
»Hoch mit dir!«
Sie sprang auf die Füße. Wild, furienhaft. Jetzt griff sie mich mit bloßen Händen an, die Finger gekrümmt. Sie wollte ihre langen Nägel durch mein Gesicht ziehen.
Ich kam mit der ersten Ohrfeige durch, die ihren Kopf nach rechts schleuderte. Die zweite traf sie an der rechten Seite, und der Kopf wirbelte nach links.
Sie schrie vor Wut, duckte sich und hatte die Arme hochgerissen, um sich vor den nächsten Hieben zu schützen.
Ich ließ von ihr ab. Außerdem bin ich kein Mensch, der gern andere schlägt.
»Okay, Tessy, können wir uns jetzt in aller Ruhe unterhalten?«
Aus der Ruhe wurde nichts. Ich hatte die Frage kaum gestellt, als hinter mir vehement die Tür aufgerissen wurde und eine Gestalt in den Wohnwagen stürmte, die ich eigentlich im Reich der Träume vermutete.
Es war dieser Frankenstein. Das hätte mich nicht gestört.
Schlimmer war schon die verdammte Axt, die er irgendwo aufgetrieben hatte und deren Schneide mir den Schädel spalten sollte…
***
Es war kein großes Beil, nur eine handliche Axt, die man mitführt, wenn man kleine Zweige von irgendwelchen Ästen abhacken will.
Aber das Ding war gefährlich.
Vielleicht hätte mich Frankenstein
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