0502 - Die Disco-Hexe Tessy
selbst hatte nicht einzugreifen brauchen. Daß die Wolke sich wieder zurückzog, daran trug möglicherweise jemand die Schuld, der sich ganz woanders bewegte.
Suko hoffte auf John…
Die letzten Reste glitten in den Mund, verschwanden, waren nicht mehr zu sehen.
Vorbei…
Mikes Hände lösten sich voneinander. Seine Arme pendelten zu beiden Seiten des Körpers. Er schüttelte den Kopf, hob die Schultern und dokumentierte so Nichtbegreifen.
Es wurde still. Auch Suko sah keinen Grund, etwas zu sagen. Dafür machte sich jemand anderer bemerkbar.
Susan!
Beide Männer hörten Stoffrascheln. Sie hob den Kopf, schaute sich um und wischte mit einer fahrigen Bewegung über ihre Stirn. »Wo… was ist geschehen?«
»Mein Gott!« flüsterte Mike Fox. »Sie weiß nichts. Sie kann sich an nichts erinnern.« Er blickte Suko an, als könnte ihm dieser die Lösung präsentieren.
»Vielleicht ist es gut so.«
»Und mein Sohn?«
»Bitte, Mike, lassen Sie mich das machen. Drehen Sie um Himmels willen nicht durch. Ich erledige das.«
»Ja, ja…«
Suko blieb neben Susan Holmes stehen. Sie schaute ihn an wie einen Fremden, den sie zum erstenmal in ihrem Leben sah. »Was haben Sie mit mir vor? Wie sind Sie in meine Wohnung gekommen?«
»Können Sie sich an nichts erinnern, Susan?«
Die Antwort war ein zögernd gesprochenes »Nein…«
»Sagt Ihnen der Name Kid etwas? Kid Fox. Ihn müßten Sie doch kennen, sich erinnern.«
Susan überlegte. Mike wollte noch etwas hinzufügen, aber Suko stoppte die Bemerkung mit einer heftigen Bewegung bereits im Ansatz. Er sah, wie Susan nickte. »Ja, ich habe ihn gespürt. Ich liebe ihn doch, nicht wahr?« Sie richtete ihren fragenden und hoffenden Blick auf Suko.
»Das müssen Sie wissen.«
»Ja, ich liebe ihn, und ich weiß auch, daß etwas Furchtbares mit ihm passiert ist.« Sie senkte den Kopf und sprach weiter, während sie zu Boden schaute. »Aber er ist nicht tot. Nein, er lebt. Er ist nicht tot«, wiederholte sie.
»Und wo ist er?«
Susan preßte ihre Handflächen zusammen. Die Antwort kam wie ein Hauch. »Tessy!« flüsterte sie. »Ich glaube, es war Tessy. Ja, sie hat ihn eingewickelt. Sie ist eine schlechte Frau. Tessy liebt den Teufel. Sie will junge Männer dem Teufel zuführen. Sie weiß, wo es zur Hölle geht. Aber er will nicht. Kid kämpft dagegen an!«
»Und – schafft er es?«
»Ich weiß nichts, gar nichts mehr. Alles ist leer. Sie sind woanders. Vielleicht… vielleicht …«
Damit versiegte ihre Stimme.
Auch Suko könne nichts mehr machen. Er schaute auf das Mädchen, das anfing zu weinen.
Seiner Meinung nach hing jetzt alles davon ab, was John Sinclair geschafft hatte…
***
Wir rasten in den Schacht!
Genau in dem Augenblick, als es abwärtsging, hatte Tessy Lamar den rechten Arm vorgestreckt. Ob die Geste gewollt war oder nicht, das konnte ich nicht sagen, jedenfalls umkrallte sie mit ihrer rechten Hand meine linke Schulter, als könnte ihr diese neue Haltung Mut und Trost zusprechen.
Uns verschlang das Dunkel. Es war nicht still. Wir wurden eingehüllt von heulenden und klagenden Lauten, manchmal unterbrochen von widerlichem Gelächter, das schaurig in unseren Ohren gellte.
Der Schacht war wie ein Fahrstuhl in die Hölle. Dort unten würden wir wahrscheinlich enden, falls ich nichts unternahm.
Aber ich besaß das Kreuz!
Diese Waffe, gegen die selbst der Teufel nicht ankam und vor der er Angst hatte.
Auch Tessy hatte es mir aus der Hand reißen wollen, ich war schneller gewesen, und in diesen Augenblicken dachte sie nicht daran, es zu tun. Sie hatte genug mit ihren eigenen Problemen zu tun.
Was ich in Bewegung setzte und ob ich jemand retten konnte, wenn ich mein Kreuz aktivierte, war nicht voraussehbar. Ich mußte es einfach tun, alles andere zählte nicht.
Und ich rief die Formel. »Terra pestem teneto – Salus hie maneto!«
Der Schrei war furchtbar!
***
Nicht ich hatte ihn ausgestoßen, sondern Tessy. Sie löste ihre Hand von meiner Schulter und erlebte plötzlich eine Kraft, die aus einer anderen Dimension und unheimlichen Tiefe zu kommen schien. Jedenfalls war diese Kraft so stark und gewaltig, daß Tessy von meiner Seite weggerissen wurde und keine Chance bekam, sich irgendwie zu halten. Auch ich, der ich nachfaßte, griff ins Leere.
Tessy Lamar jagte zurück!
Der Schacht besaß plötzlich keine Wände mehr, alles hatte sich aufgelöst, war unnatürlich geworden, und genau in diese Weite jagte Tessy hinein.
Sie kam mir vor, als
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