0502 - Die Disco-Hexe Tessy
gewußt.
»Weshalb kommst du nicht näher?«
Himmel, das war eine Einladung. Kid spürte den Schauer über seinen Rücken rieseln. »Zu… zu dir?« fragte er und erkannte seine Stimme selbst nicht mehr.
»Siehst du noch eine andere?«
»Nein.«
»Dann bitte.« Sie trat mit einer grazilen Bewegung zur Seite und gab den Weg frei. Wind strich am Wagen entlang, wühlte eine Seite des Umhangs hoch, gab ein langes, kaum enden wollendes Bein frei.
Nur langsam schwang der Mantel wieder zurück.
Kid ging vor. Er wurde wieder an seine Träume erinnert. Wie oft hatte er sich im Bett diese und ähnliche Szenen vorgestellt, jetzt waren sie Wirklichkeit geworden.
Er bekam nicht einmal mit, wie er einen Fuß auf die Stufe setzte, sich dann abstützte und das Wohnmobil betrat. Rechts befand sich ein dunkler Vorhang. Er trennte den Bereich des Fahrerhauses vom übrigen Teil des Wagens.
Ihr Parfüm lag wie ein schwerer Duft in der Luft. Es wirkte fast betäubend und umwehte ihn.
Kid stand da mit herabhängenden Armen. Er schrak nur zusammen, als Tessy die Tür schloß. Der Laut war so ungewohnt.
Eigentlich hätte er sich jetzt umdrehen müssen. Er tat es nicht, blieb steif stehen und schaute gegen die beige Kunststoffverkleidung der Decke.
Dann spürte er ihre Hände auf seinen Schultern.
Sie faßte ihn an. Seine Göttin berührte ihn. Kid schloß die Augen, konzentrierte sich auf diese Finger, die nicht an einer Stelle blieben.
Sie wanderten, erreichten seinen Nacken, berührten die Haut dort mit ihren Spitzen und streichelten ihn.
Es tat Kid Fox gut, es war einfach wunderbar. Er schloß die Augen und gab sich völlig dem Gefühl der Entspannung hin. Tessy wußte genau, wie sie es anstellen mußte, und so wurde er unter ihren massierenden und streichelnden Händen weich wie Wachs.
»Gefällt es dir?« fragte sie.
»Ja, sehr.«
»Das ist gut.« Sie machte weiter und fragte plötzlich wie nebenbei:
»Weshalb bist du erst jetzt gekommen?«
Er begriff die Frage nicht. »Wieso? Was meinst du damit?«
»Du hättest schon früher hier erscheinen können. Ich habe dich in meinen Konzerten vermißt.«
Kid schluckte. »Hast du mich denn gesehen?«
»Ja, mein Lieber, ich sehe jeden, der zu mir kommt. Viele kenne ich schon. Du bist mir besonders aufgefallen. Du hast immer vorn gestanden, in den ersten Reihen.«
»Stimmt.«
»Du heißt Kid, nicht?«
Er schrak zusammen, drückte den Kopf nach vorn, starrte den Boden an und flüsterte: »Woher weißt du das?«
»Ich weiß viel über die Menschen, die mich interessieren.«
»Aber du konntest doch nicht wissen, daß ich…«
»Ich bitte dich, Kid.« Sie sprach jetzt zu ihm wie eine Mutter zu ihrem Kind. »Hör mal genau zu. Ich kenne dich, ich habe in deinen Augen vieles gelesen. Sie gaben mir auch den Blick in deine Seele frei. Die Augen verraten viel, glaube es mir.«
»Wenn du es sagst.«
»Und jetzt bist du gekommen, um mit mir zu schlafen!« Sie stellte es einfach fest und umklammerte ihn dabei von hinten mit beiden Armen. Zusätzlich preßte sie noch ihren Körper gegen ihn, so daß er sich vorkam wie ein Gefangener, der sich aber kaum beklagen konnte. Er spürte ihren Körper, all die Rundungen, die herrlich weichen Stellen, und sie bewegte sich leicht hin und her.
»Tessy!« hauchte er und sprach zum erstenmal ihren Namen aus.
»Verdammt, Tessy, ich…«
»Willst du mit mir schlafen, oder willst du es nicht?«
»Ja, ich will mit dir schlafen.«
»Dann sind wir uns ja einig.«
Kid Fox dachte über die letzten Worte nach. Sie wollten ihm noch nicht in den Kopf. Einig hatte sie gesagt. Ja, sie waren sich einig.
Auch sie wollte.
Er konnte das Glück nicht fassen, daß ihn plötzlich festhielt. Er freute sich, seine Träume waren Wahrheit geworden, und er drehte sich um wie ein Schlafwandler.
Tessy war kleiner als er. Sie schaute zu ihm hoch. Ihr Mund war eine einzige Lockung.
Den rechten Arm legte sie um seinen Nacken. Dabei bewegten sich ihre Finger, übten einen leichten Druck aus, und er verstand die Geste genau. Kid beugte sich vor. Seine Lippen näherten sich ihrem Mund.
Sie küßten sich.
Es war ein Wahnsinn. Unbegreiflich für ihn, fast schon unfaßbar.
Er war endlich am Ziel seiner Wünsche.
Er preßte sich an sie. Er spürte sie, er war wie von Sinnen und dachte nicht daran, daß Tessy möglicherweise mit ihm spielen würde.
Ihre Lippen waren weich, nicht warm. Das merkte er nicht. Seine Hände wanderten zunächst über ihren Rücken,
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