0502 - Die Disco-Hexe Tessy
ausbreitete.
Tessy richtete sich auf. Sie stand jetzt hinter der schwarzen Totenkiste, hatte das Gesicht zu einem Lächeln verzogen und breitete die Arme aus.
»Nun?« fragte sie.
Kid hatte sich gefangen. »Was… was soll das bedeuten?« fragte er leise. »Was ist los?«
»Es ist der Sarg!«
»Und?«
»Wolltest du nicht mit mir Zusammensein?«
Kid bekam große Augen. »Das stimmt, das ist sogar richtig. Willst du in den Sarg…?«
»Ja, wir werden in den Sarg steigen.«
Er gab ein komisches Geräusch von sich, knetete sein Kinn und wollte überlegen.
Was diese Person verlangte war unmöglich. Er konnte sich doch nicht mit ihr in einen Sarg legen und dann…
So etwas war pervers!
»Es… es geht doch nicht. Tessy. Wir können uns nicht zusammen in den Sarg legen …«
»Wer hat denn vom Legen gesprochen?« Sie lächelte hinter dem aufsteigenden Nebel. »Ich nicht.«
»Aber was sonst?«
»Wir werden in den Sarg steigen.« Sie streckte wieder ihren Arm aus. »Komm, mein Lieber.«
»Und dann?«
»Mußt du dich von mir überraschen lassen, Kid. Ich bin doch eine Frau mit vielen Überraschungen – oder etwa nicht?«
Er nickte ihr zu. »Ja, das stimmt. In dir stecken verdammt viele Überraschungen.«
»Das meine ich auch.«
Mit der ausgestreckten Hand ging sie um den Sarg herum bis zum Kopfende, wo sie stehenblieb. »Gib acht, Kid, ich steige als erste in den Sarg. Du kannst es mir dann nachmachen.«
»Meinetwegen.«
Sie hob den rechten Fuß an. Ihr Bein verschwand im dichten Nebel, das zweite wenig später, dann blieb sie stehen und wartete darauf, daß auch Kid Fox zu ihr kam.
»Es… es kostet eben Überwindung«, sagte er mit rauher Stimme.
»Du… du verstehst schon.«
»Sicher, mein Junge, ich verstehe.«
Kid Fox hielt noch immer sein Glas fest. Er stellte es weg. Tessy wartete. Bevor er in die prächtige Totenkiste stieg, schaute er sie noch einmal an.
Über ihr Gesicht hatte sich ein düsterer Schatten gesenkt. Er nahm eine Hälfte ein und gab dem Gesicht einen schaurigen Ausdruck, so daß über Kids Rücken ein Frösteln rann.
Etwas warnte ihn vor dem letzten Schritt. Es war eine innere Stimme. Er hatte das Gefühl, als würde seine Freundin zu ihm sprechen und ihn warnen wollen.
»Tu es nicht, Kid. Tu es nicht…«
Fox schüttelte den Kopf, als könnte er diese lästige Stimme damit vertreiben.
»Komm endlich…«
»Ja, Tessy, ich komme. Ich komme dir entgegen. Ich will dich spüren, und zwar ganz!«
»Das kannst du auch.«
Ihre Antwort hatte wie ein Versprechen geklungen. Kein Widerstand hinderte Kid Fox jetzt noch daran, in die untere Hälfte des Sargs zu klettern.
Es ging ganz einfach. Die Totenkiste bot genügend Platz, so daß sich beide gegenüberstehen konnten.
Der Nebel wallte nur mehr als dünner Schleier in die Höhe. Wie ein zartes Tuch stand er zwischen ihnen, war aber durchsichtig. Erst jetzt beschäftigte sich Kid mit diesem Phänomen.
»Woher kommt der Nebel?«
»Aus dem Sarg!«
Er grinste etwas dümmlich, bevor er den Kopf senkte und zu Boden schaute.
Der Schreck traf ihn wie ein Hieb!
Er und Tessy standen zwar im Sarg. Er spürte sogar Widerstand unter seinen Füßen, dennoch besaß diese Totenkiste keinen Boden.
Unter ihnen gähnte ein tödliches Dunkel…
***
Kid Fox war unfähig, auch nur einen Kommentar abzugeben. Er stand da, starrte und suchte verzweifelt den Widerstand unter seinen Füßen, der nicht vorhanden war.
Trotzdem sanken sie nicht in die Tiefe.
Sehr mühevoll hob er den Kopf. Er war blaß geworden, schaute in Tessys Gesicht und fragte: »Was ist hier los? Der Sarg hat keinen Boden, wie ich sehe.«
»Das stimmt.«
»Aber was ist darunter?« schrie er.
»Der Weg in die Hölle!« Sie riß die Arme hoch. »Von hier aus kannst du in die Hände des Teufels fahren!«
Nein, nein! Das darf nicht wahr sein. Das ist ein Irrtum. Das ist Wahnsinn, das konnte es nicht geben. So etwas war einfach verrückt. In Kids Hirn überschlugen sich die Gedanken.
Er kam überhaupt nicht mehr zurecht, aber er erinnerte sich auch an die Warnung, die ihm sein Unterbewußtsein gegeben hatte.
Jetzt stand er im Sarg!
Er schaute in das Gesicht der Disco-Hexe, dessen linke Hälfte noch immer von einem grauschwarzen Schatten überdeckt wurde. Ihre Augen hatten einen harten, metallischen Glanz bekommen. In ihnen loderte es. Das war kein Spaß mehr, hier hatte ein anderer die Hand im Spiel. Sollte es tatsächlich der Teufel sein?
Verschwunden war der
Weitere Kostenlose Bücher