0503 - Adelige Blutsauger
bewaffnet. Kate sah in seinem breiten Gürtel einen Revolver und ein Kampfmesser. Über die linke Schulter hatte der Mann eine Maschinenpistole gehängt.
Der mußte aus dem Camp unten im Tal gekommen sein. Aber was hatte er mit dem weißen Hund zu tun? Gehörte das Tier zu ihm?
»Wer sind Sie?« krächzte Kate.
Er schaute sie nur an.
»Wollen Sie mir Ihren Namen nicht sagen?«
»Und wollen Sie sich nicht für Ihre Lebensrettung bei mir bedanken?«
»Ich weiß nicht.« Kate schielte nach rechts, wo sich der Hund in angemessener Entfernung aufhielt und alles beobachtete.
»Was wissen Sie nicht?«
»Ob ich bei Ihnen wirklich besser dran bin.«
Der Mann lachte. »Bei mir ist jeder gut aufgehoben. Auch der Hund. Er gehorcht mir. Er tut genau, was ich will. Wenn ich ihm sage, er soll dich zerfetzen, Mädchen, dann tut er es.«
»Weshalb?« schrie sie plötzlich.
»Was habe ich Ihnen getan? Gar nichts, wir kennen uns nicht einmal.«
»Das stimmt. Nur hättest du in der Burg bleiben sollen. Ich will nicht, daß du Hilfe holst oder herbeitelefonierst. Haben wir uns verstanden?«
»Ja.«
Der Mann winkte ihr zu, aber Kate blieb stehen. »Ich will wissen, wer Sie sind, Mister!«
»Sagen Sie Kelso!«
»Und Sie gehören zum Camp?«
»Sicher.«
Der weiße Hund kam näher. Er knurrte, und Kelso begann leise zu lachen. »Er spürt, daß du nicht gehorchen willst, Mädchen. Ich würde an deiner Stelle nicht stehenbleiben.«
Kate nickte. Sie sah die ausgestreckte Hand und ließ sich von Kelso hochziehen.
Für einen Moment preßte er sie an sich. In seinen Augen lag ein wildes Funkeln. »Wenn die Sache vorbei ist, Kleine, werden wir beide uns mal näher miteinander beschäftigen. Darauf freue ich mich besonders.«
Kate versteifte sich. »Was meinen Sie damit?«
»Was machen wohl Männlein und Weiblein miteinander, Süße? Muß ich dir das noch erklären?«
»Und wenn ich nicht will?«
Kelso lachte. »Du hast zu wollen, Süße. Du bist schließlich Kate Manderston.«
»Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Ganz einfach, ich habe ihn gehört. Sie sprachen ja laut genug.«
Kate hatte verstanden. »Meinen Sie im Schloß?«
»Genau.«
Da senkte sie den Kopf. Ihre Gedanken rasten. Sie hob die Schultern. »Waren Sie in der Burg?«
»Ja.«
»Dann haben Sie uns auch belauscht?«
»Das war einfach.«
Kate schaute wieder auf den Hund. Sie dachte an ihre toten Großeltern. »Wenn der Hund Ihnen gehorcht, Kelso, werden Sie auch dafür gesorgt haben, daß meine Großeltern…«
Er lachte sie an. »Nein, ich habe sie nicht umgebracht.«
»War es der Hund?«
»Ja, auch.«
»Wieso?«
»Weißt du, Mädchen, es gibt gewisse Dinge, in die ich dich nicht einweihen möchte. Noch nicht. Du sollst sie am eigenen Leibe erleben können. Hier in der Gegend hat sich manches getan, und deine Großeltern spielten eine entscheidende Rolle.«
»Als Tote oder…«
»Auch. Aber andere Dinge sind wichtiger. Wir beide werden jetzt einen Spaziergang machen. Ich muß dich so lange versteckt halten, bis es dunkel geworden ist.«
»Weshalb denn?«
»Diese Frage werde ich dir jetzt nicht beantworten. Ich habe schon meine Gründe. Verlaß dich darauf.«
»Wo bringen Sie mich hin?«
»In die Nähe der Burg. Du wolltest doch deine Großeltern besuchen.« Er lachte häßlich. »Das kannst du jetzt!«
»Wollen Sie mich in die Gruft stecken?«
»Nein, das wäre zu riskant. Ich muß mich zuvor noch um einen anderen kümmern. Sinclair ist da. Mit ihm werde ich nicht soviel Geduld haben wie mit dir.«
Kate senkte den Blick. »Und weshalb tun Sie das alles? Weshalb? Sagen Sie es mir!«
»Es geht um mich und meine Zukunft!« Er faßte sie roh an und schob sie vor. »Und jetzt keine Müdigkeit vortäuschen, Süße. Es geht weiter. Wir haben noch viel vor.«
Kate sah keine Chance, diesem Mann zu entwischen. Zudem paßte der weiße Killerhund noch auf. Beinahe brav trottete er neben den beiden her, doch die Blicke seiner Augen zeugten vom Gegenteil…
***
Ich war allein zurückgeblieben und fühlte mich relativ gut. Kate Manderston wäre für mich nur eine Belastung gewesen. So leer die Burg aussah, ich wollte einfach nicht daran glauben, daß ich die einzige Person war. Irgend jemand mußte sich noch in der Nähe befinden, abgesehen von diesem weißen Hund.
Zudem waren noch zwei Vampire unterwegs. Soldaten, die man zu Blutsaugern gemacht hatte. Konnte es für sie ein besseres Versteck geben, als die Gewölbe der Burg?
Vampire lieben die
Weitere Kostenlose Bücher