0503 - Adelige Blutsauger
zumindest in deren Nähe aufhalten. Sie müssen die Toten in die Sarkophage gelegt haben.«
»Dann wären sie möglicherweise noch hier.«
»Damit müssen wir rechnen.«
Kate schluckte. Sie hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Unwillkürlich glitt ihr Blick die Stufen hoch, dort stand niemand. »Sie reden wie ein Polizist, John«, sagte sie.
»Das ist gut möglich.«
»Sind Sie einer?«
Ich lächelte knapp. »Ja, so kann man es sehen. Ich bin Beamter bei Scotland Yard.«
»Was machen Sie hier?«
Die ganze Wahrheit wollte ich ihr nicht sagen. »Ferien. Ich bin gekommen, um Ferien zu machen. Das ist alles.«
Kate nickte. »Da habe ich aber Glück gehabt, daß ich Sie traf, John. Ohne Sie wäre ich bestimmt durchgedreht.«
Ich winkte ab. »Es hält sich in Grenzen. Das mit Ihren Großeltern tut mir leid. Jedenfalls müssen wir uns für die nahe Zukunft etwas einfallen lassen.«
»Mördersuche, nicht?«
»So ist es.«
»Ich werde Ihnen helfen.«
Mein Lächeln irritierte sie für einen Moment. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie abreisten und mir den Fall überließen. Sie können den Jeep nehmen und in die nächste Stadt fahren.«
»Dann wollen Sie allein hier oben…?«
»Natürlich. Es bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Ja und nein.« Kate stellte sich aufrecht hin. »Ich werde fahren und mit Verstärkung zurückkommen. Es wird am besten sein, wenn Sie sich solange verstecken, bis ich wieder da bin.«
Um sie loszuwerden, stimmte ich zu. »Dann sollten Sie aber bald fahren.«
»Das tue ich auch.«
Wir verließen den düsteren Todeskeller. Kate schüttelte sich noch einige Male, wahrscheinlich dachte sie wieder an den schrecklichen Fund. Ich hielt natürlich die Augen offen, den weißen Hund konnte ich leider nicht entdecken.
Auch von den Vampiren sah ich nichts. Die Burg war groß, sie konnten sich an zahlreichen Orten verborgen haben. Ich würde das alte Gemäuer durchsuchen, sobald Kate abgefahren war. Zudem ging ich davon aus, daß sie erst am nächsten Tag wiederkommen würde.
Ich gab ihr noch Sukos Telefonnummer in London. »Diesen Mann rufen Sie bitte an. Er wird alles Weitere in die Wege leiten.«
»Meinen Sie?«
»Wenn ich Ihnen das sage.« Ich holte den Zündschlüssel hervor und warf ihn ihr zu. »Gute Fahrt.«
Kate verabschiedete sich. »John, bitte, geben Sie auf sich acht.« Sie drückte mich an sich.
»Werde ich machen.«
Kate stieg ein. Ich schaute ihr nach, bis sie hinter der ersten Kurve verschwunden war.
Dann ging ich wieder zurück. Auf mich warteten andere Aufgaben -oder die Blutsauger…
***
Kate Manderston fuhr wie im Traum. Erst jetzt, wo sie allein war und niemanden mehr hatte, mit dem sie reden konnte, kam ihr so richtig zu Bewußtsein, was geschehen war.
Ihre Großeltern lebten nicht mehr!
Sie mußten auf furchtbare Art und Weise ums Leben gekommen sein. Den Anblick der beiden in den Särgen liegenden Menschen würde Kate nie und nimmer vergessen können. Er war einfach zu schrecklich gewesen. Sie fragte sich auch jetzt, ob es richtig war, was sie tat. Einfach wegzufahren und Sinclair allein zu lassen.
Aus diesem Mann wurde sie einfach nicht schlau. Gehörte er tatsächlich zur Polizei, oder hatte er ihr das auch nur einfach erzählt?
Sie hätte sich den Ausweis zeigen lassen sollen, doch wer denkt in diesen Streßlagen schon an so etwas?
Kate gehörte zu den jungen Frauen, die gern Auto fuhren und auch mit vielen Modellen zurechtkamen. Mit diesem Jeep aber hatte Kate so ihre Schwierigkeiten. Die Schaltung bereitete ihr Mühe, auch das Lenken, denn die Kurven waren doch ziemlich eng.
Die Burg war längst zurückgeblieben. Auch im Spiegel konnte sie das Gemäuer nicht mehr erkennen, der dunkle Wald verdeckte es wie ein großer Schatten.
In London anrufen, Hilfe holen war das alles so richtig? Sie wußte es nicht und mußte sich einzig und allein auf diesen ihr fremden Menschen verlassen.
Wieder verengte sich der Weg. Die Rechtskurve lag vor ihr. Sie kurbelte mit beiden Händen am Lenkrad. Der Jeep reagierte etwas schwerfällig. Gleichzeitig mußte sie mit dem Tempo herunter. Ihr Fuß drückte das Bremspedal tiefer.
Dann stand er da!
Zuerst sah Kate ihn nicht. Er kam ihr vor wie ein Fremdkörper.
Leider war er dies nicht, dieses Wesen existierte.
Es war der weiße Hund!
Der Killer, der Mörder, der keine Gnade kannte und durch seine Bisse die tödlichen Wunden hinterließ.
Vielleicht hätte Kate beschleunigen sollen, das tat sie nicht. Sie
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