0503 - Adelige Blutsauger
trat das Pedal bis zum Anschlag durch. Die profilstarken Reifen des Jeeps griffen sofort, der Wagen stand.
Auch der Hund bewegte sich nicht. Er kam Kate vor, wie zu Stein erstarrt. Nicht einmal die Härchen des Fells zitterten. Auch die Augen blieben kalt und ohne Ausdruck. Sie stierten Kate an.
Jetzt bereute sie erst recht ihre Flucht aus der Burg. Sie hätte damit rechnen müssen, daß der Hund die Verfolgung aufnahm. Zu einer Umkehr war es jetzt zu spät.
Starr blieb Kate Manderston sitzen. In ihrem Gesicht rührte sich ebenfalls kein Muskel. Wenn sie atmete, dann durch die Nase. Obwohl sie es selbst nicht sehen konnte, spürte sie doch, wie bleich sie geworden war. Ihr Herzschlag hämmerte, und das Schweigen umgab sie wie eine gewaltige unsichtbare Glocke.
Sie und dieser weiße Hund mit den rötlichen Augen schienen die einzigen Lebewesen auf der Welt zu sein.
Die Bestie tat nichts. Sie wartete anscheinend auf eine Reaktion der Frau, aber auch Kate hielt sich zurück. Nur keine Panik jetzt, das würde alles nur schlimmer machen.
Den Motor hatte sie vor Schreck abgewürgt. Sie traute sich auch nicht, ihn wieder zu starten. Das Geräusch hätte den verdammten Hund zu einem Angriff verleiten können.
So blieb sie ruhig sitzen.
Kate wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, bevor sich der Hund regte. Er senkte den Kopf, als würde er sich schämen. Er besaß eine spitze Schnauze und schnüffelte damit über den Boden.
Zwei, drei müde wirkende Schritte machte er auf das Fahrzeug zu, ohne allerdings zu springen. Auf Kate wirkte er interessenlos.
Sie mußte vorbei.
Wenn sie anschließend Gas gab und so schnell wie möglich fuhr, konnte sie dem Hund vielleicht entwischen. In den Kurven war sie zwar nicht schneller, aber weiter unten am Hang, wo die Strecke geradeaus weiterführte, konnte sie Boden gewinnen.
Vorausgesetzt, sie schaffte es bis dorthin.
Noch immer traute sich Kate nicht, den Motor anzulassen. Sie fürchtete sich vor diesem Geräusch. Behutsam nahm sie den Fuß vom Bremspedal weg.
Der Jeep rollte auf der Gefällstrecke sofort an. Kate saß angespannt und auch verkrampft hinter dem Lenkrad. Sie hielt es fest wie einen letzten Rettungsanker. Die Konzentration hatte ihr den Schweiß auf die Stirn getrieben. Sie spürte ihn kaum. Kate wollte nur diesem weißen Killerhund ausweichen.
Dabei versuchte sie, den Jeep um den Körper herumzulenken.
Kate schwitzte. Sie war so angespannt, daß bei ihr das große Zittern begann. Jetzt wäre sie nicht mehr in der Lage gewesen, den Jeep normal zu lenken.
Der Killerhund störte sich nicht an ihr.
Er hielt den Kopf nach wie vor gesenkt und schnüffelte über dem Boden.
Jetzt erreichte sie ihn.
Es wurde noch schwieriger für Kate. Einerseits mußte sie sich auf die Strecke konzentrieren, zum anderen natürlich auf den Hund.
Der befand sich schon auf gleicher Höhe mit dem Wagen und tat noch nichts. So wie er sich gab, schien ihn die Frau überhaupt nicht zu interessieren. Das änderte sich Sekunden später.
Urplötzlich erwachte er aus seiner Erstarrung. Aus dem Augenwinkel bekam Kate die Bewegung mit. Sie blieb starr sitzen, über ihre Lippen drang ein leiser Schrei, der weiße Hund drehte seinen Körper zu ihr hin – und sprang.
Der Schatten flog auf Kate zu. Er jagte hinweg über den Rand der Tür. Kate versuchte noch alles, tat genau das Falsche und verriß das Lenkrad. Der Wagen kam zu weit von der Straße weg, er geriet mit dem Vorderrad über den Rand, kippte weg und landete im Graben.
Auch Kate konnte sich nicht mehr halten. Sie wurde nach links auf den Beifahrersitz geschleudert und hörte von der rechten Seite das gefährliche Knurren des Tieres.
Der Hund war noch nicht in ihren Wagen gesprungen. Er hatte sich mit den Pfoten aufgestützt, machte seinen Körper aber lang. Es konnte sich nur mehr um Sekunden handeln, dann war er über Kate.
Die nutzte die Zeit. Sie entriegelte mit fliegenden Fingern die Beifahrertür und brach sich dabei noch einen Nagel ab.
Kate wollte nur weg.
Sie kippte aus dem Wagen, landete im Straßengraben und sah vor sich die Böschung.
Kate raffte sich auf.
Hinter ihr hatte der weiße Hund vom Jeep Besitz ergriffen. Sie hörte sein bösartig klingendes Knurren, unterlegt von einem widerlich klingenden Hecheln.
Kate wunderte sich selbst, daß diese furchtbaren Geräusche sie anspornten. Sie raffte sich auf, klammerte sich am Gras der Böschung fest und lief auf allen vieren weiter.
Den Wald sah sie als
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