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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lagen etwa fünf oder sechs Kilometer. Zamorra fragte sich, ob er das Stierkopfskelett erst im Dorf einholen würde. Und dann die ganze Strecke wieder zu Fuß zurück laufen? Denn im Dorf würde jetzt längst niemand mehr wach - oder nüchtern -genug sein, um ihn mit dem Auto wieder zum Castle hinauf zu fahren.
    Zamorra murmelte eine Verwünschung. Wenn er wenigstens gewußt hätte, auf welcher Hälfte der Wegstrecke er sich befand und ob es sich lohnte, weiterzugehen und jemanden aus dem Bett zu klingeln, oder die Jagd aufzugeben und zurückzukehren! Aber…
    Vielleicht erreichte derweil der Stierschädel das Dorf und mordete dort weiter, so, wie er den graugekleideten Beobachter auf der Burgmauer ermordet hatte?
    Die Verantwortung dafür konnte Zamorra nicht übernehmen. Also lief er weiter.
    Bergab ging’s immerhin einigermaßen bequem…
    ***
    Merlin wich der über ihrem Podest frei in der Luft schwebenden Bildkugel aus. Die Informationen, die er abrufen wollte, konnte er sich einfacher aus den Kristallwänden holen. Sie funkelten und flimmerten im gedämpften Licht. Für einen Fremden wären es nur Leuchtkristalle gewesen, die sich über gigantische Wandflächen erstreckten; mehr nicht. Für denselben Fremden wären sie allerdings auch der letzte Anblick in seinem Leben gewesen. Nur jemand, dessen Lebensspanne und -potential so unabsehbar lang waren, daß es ihm absolut nichts ausmachte, hundert Jahre zu verlieren, konnte den Saal des Wissens betreten und auch lebend wieder verlassen. Menschen mit normaler Lebensspanne starben beim Betreten fast unverzüglich. Aber Merlin, Asmodis, die Silbermond-Druiden und auch Zamorra und Nicole gehörten zu jenen, die über die relative Unsterblichkeit verfügten. Die magische Kraft, die den Saal des Wissens vor dem Zutritt und Zugriff Unbefugter schützte, konnte ihnen nichts anhaben. Denn ein unendlich langes Leben wurde nicht dadurch kürzer, indem man eine »Normalspanne« davon abzog - unendlich minus eins ist immer noch unendlich.
    Sterblichen hingegen konnte selbst Merlin das Überleben nicht gewähren. Hier endete seine Macht.
    Merlin betrachtete die Kristallwände, Er brauchte sich nicht lange zu orientieren. Schon lenkte er seine Schritte zu einer bestimmten Stelle. Hier war das Wissen gespeichert, das er abrufen wollte - jüngste Informationen über Entwicklungen im Weltgeschehen, allerdings so aufbereitet, wie sie ihm nützen konnten - weit entfernt von »normalen« Presseberichten über Kriege, Katastrophen oder die spärlich gesäten positiven Entwicklungen. Ein Geschöpf wie Merlin zog ganz andere Schlüsse aus den Informationen; seine Dateien waren nach anderen Gesichtspunkten eingerichtet. Alles wurde in den kleinen funkelnden Kristallen gespeichert. Wenn Merlin in Erfahrung bringen wollte, welche Auswirkungen das Leben und die Prophezeiungen eines Michel de Notre Dame, auch »Nostradamus« genannt, oder in moderner Zeit eines Edgar Cayce, auf die Weltentwicklung hatten und was von den Prophezeiungen eingetreten war oder wahrscheinlich eintreten und bestimmte Wechselwirkungen nach sich ziehen würde, dann konnte er das anhand entsprechender historischer Fakten abrufen, vergleichen und extrapolieren, um hier und da eingreifen zu können, falls es erforderlich wurde.
    Merlin streckte die Hand aus, um mit seinen Fingerkuppen einige ausgewählte Kristalle zu berühren, als die Stimme wieder erklang.
    Unwillkürlich erstarrte der Zauberer.
    Das Dunkel holt dich ein, Merlin! Leugne es nicht länger. Erinnere dich an deine wahre Bestimmung. Fürchtest du nicht, daß die Helligkeit dich eines Tages verbrennen wird?
    »Weiche von mir«, keuchte Merlin, dem der Schweiß ausbrach. »Laß mich endlich in Ruhe. Sprich nie wieder zu mir. Ich will es nicht, hörst du? Geh und kehre niemals zu mir zurück!«
    Wie könnte ich von der Seite meines Schöpfers weichen? spottete die Stimme. Kehre zurück in das Dunkel, das deine Bestimmung ist. Siehst du nicht, daß selbst deine Tochter sich im Dunkel bewegt?
    Merlin schluckte. »CRAAHN?« stieß er hervor. »CRAAHN ist erloschen! Das Böse, das einst in ihr war und sie steuerte, beherrscht sie längst nicht mehr!«
    Nicht von CRAAHN ist die Rede, korrigierte die Stimme. Es gibt bedeutendere Einflüsse. Das Dunkel kreist dich ein, Merlin. Aber deine Tochter und du, ihr braucht auch Hilfe! Sollte das vielleicht MEINE Bestimmung sein? Großer Merlin, was hältst du von diesem Gedanken?
    Merlin schüttelte den Kopf. Mit den

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