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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wiederholte Merlin seine Warnung. »Seine Kraft verträgt sich nicht mit der anderen. Schon einmal warnte ich einen der anderen Kraft, doch er ignorierte die Warnung. Höre wenigstens du auf mich.«
    »Ich verstehe nicht«, gestand Zamorra. »Wovon sprichst du?«
    Merlin öffnete die Augen wieder.
    »Shirona wird erscheinen, um dir zu helfen. Aber ihre Kraft verträgt sich nicht mit der deines Amuletts. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Sein kann klang vertrackt nach will. Aber Zamorra war sicher, daß Merlin nicht mehr darüber preisgeben würde. Er wußte etwas, das er nicht weitergeben wollte. Warum?
    »Zum Dank für die Hilfe, die du mir eher halbherzig versprochen hast, Merlin«, sagte er, »gebe ich dir auch meine Empfehlung. Solltest du mal deinen Job als Zauberer aufgeben, betätige dich als Orakel. In Delphi hat man vor Zeiten damit recht gute Erfahrungen gemacht!«
    Und er verließ Caermardhin auf dieselbe Weise, wie er Merlins Burg betreten hatte.
    Er fragte sich, wie die unter Vorbehalt versprochene Hilfe aussehen sollte.
    ***
    Merlin hoffte, daß die Stimme ihn nicht belogen hatte. Shirona hatte aus dem Nichts heraus wieder zu ihm gesprochen.
    Ich werde dir und Zamorra helfen, einen Teil des Problems zu lösen, doch überzeuge ihn davon, den 7. Stern nicht zu benutzen, den ich nicht in meiner Nähe dulden will!
    Damit war eindeutig Zamorras Amulett gemeint, das siebte in der Reihenfolge derer, die Merlin einst geschaffen hatte. Eines war stärker als das vorherige, aber erst mit dem 7. war er wirklich zufrieden gewesen, mit dem Haupt des Siebengestirns von Myrrianey-Llyrana. Merlin seufzte. Er hatte weitergegeben, was Shirona ihm mitgeteilt hatte, und er konnte jetzt nur hoffen, daß Zamorra wirklich auf ihn hörte. Er fragte sich, was geschehen würde, wenn Shirona und das siebte Amulett tatsächlich zusammentrafen. Würden sie wirklich nicht miteinander harmonieren?
    Aber war nicht dunkleres Dunkel heller als dunkles Dunkel?
    »Jetzt glaube ich fast schon selbst an diesen Irrsinn!« stöhnte Merlin auf. »Der Teufel soll dich doch holen, Shirona…!« Und dann wurde ihm klar, daß das schon längst nicht mehr möglich war.
    Shirona war inzwischen viel zu mächtig, als daß jemand noch Macht über sie haben konnte. Ja, Shirona war mächtig geworden…
    Shirona war…
    ***
    Conn ap Llewellyn wurde von dem Angriff völlig überrascht. Wohl hatte er damit rechnen müssen, daß der Lärm der Auseinandersetzung und vor allem das Gezeter des Weibes am Fenster das tumbe Clansvolk aus dem Schlummer reißen würde, aber nicht im Traum hatte er sich vorstellen können, daß einer dieser Bauern und Schafhirten es wagen würden, die Hand gegen einen Llewellyn zu erheben, auch wenn es nicht der Laird war.
    Als besonderen Frevel empfand es Conn, daß die Störung in genau dem Moment erfolgte, in dem er das Blut seines Opfers trinken und dadurch endlich wieder erstarken wollte.
    Er brauchte es doch! Er schwand doch sonst dahin! Er fühlte, wie der Sensenmann an seinem schmerzenden, vergifteten Arm sägte. Und das Schwert war zerstört! Es gab für ihn nur noch diese eine Möglichkeit, seine unsterbliche Existenz zu retten und zu sichern!
    Er wurde hochgerissen und zurückgeschleudert; seine Kiefer krachten aufeinander, ohne das Opfer zwischen den Zähnen zu spüren. Wütend knurrte er. Da sah er einen anderen Mann, der sich zwischen den Angreifer und ihn warf, und erkannte diesen Mann als sein erstes Opfer, dessen Blut ihm absolut nicht geschmeckt und nicht geholfen hatte. Welchen Grund hatte er wohl, einzugreifen?
    Der Gegner durchbohrte den Mann mit seinem Horn!
    Der Mensch schrie auf. Der Stier schleuderte ihn halb in die Luft; Horn und Körper trennten sich. Der Mensch fiel, krümmte sich am Boden. Der Mörder kümmerte sich nicht mehr um ihn.
    Conn erstarrte. Was war das für ein schreckliches Wesen?
    Magie gehörte zum Alltag der Llewellyns, aber noch nie hatte ein Llewellyn es mit einer solchen Kreatur zu tun gehabt. Ein Menschenskelett mit einem Stierschädel auf den Schultern? Und dieser Stiermensch scharrte jetzt mit den Skelettfüßen im Boden wie ein schnaubender Kampfstier in der Arena, senkte den Kopf und…
    Erinnerungen durchflammten Conn, aber es waren nicht seine eigenen Erinnerungen, sondern die seines Wirtskörpers. Stammte Cristofero Fuego, der am Hof des vierzehnten Ludwigs ein und aus ging, nicht aus Spanien? Wurde dort nicht die alte minoische wie altägyptische Tradition der Stiertänze und

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