0503 - Der Stierdämon
Hecke, rutschte beim Aufsprung aus, taumelte, schlitterte auf nassem Gras und geriet dem Unheimlichen direkt vor die Hörner.
Er schrie gellend aúf, als das rechte Horn ihn durchbohrte…
***
»Das klingt nicht sonderlich begeistert, Merlin«, stellte Zamorra fest. »Ich brauche deine Hilfe.«
Merlin sah ihn prüfend an. Schweigend wies er auf eine Sitzgelegenheit. Zamorra nahm eher unwillig Platz. Er hoffte, die Sache schnell über die Bühne zu bringen. Ihm fiel auf, daß Merlin sich verändert zu haben schien. Er war nicht mehr so schwermütig wie noch vor ein paar Stunden.
»Ich höre«, forderte der alte Zauberer.
Zamorra schilderte ihm in wenigen Worten, weshalb er gekommen war. Merlin hörte zu. »Ich soll dir also bei der Rückverwandlung deiner Gefährtin und der Rettung des Zeitreisenden helfen, sowie beim Klären des Phänomens, welches das Stiermenschenskelett betrifft. Ist das nicht etwas viel verlangt?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Merlin, mir liegt nichts daran, zum Erpresser zu werden. Deshalb erwähne ich nicht, was meine Freunde und ich bislang schon für dich getan haben. Ich rede nicht mal vom Silbermond…«
Merlin schmunzelte. »Und deshalb habe ich auch nichts davon vernommen. Wenn du zu solchen subtilen Methoden greifst, um mich moralisch unter Druck zu setzen, dann ist es dir wirklich sehr ernst damit. Aber ich bin nicht sicher, ob ich dir überhaupt helfen kann, selbst wenn ich es wollte. Die Magie, die verwendet wurde, ist mir wahrscheinlich fremd, und…«
»Verdammt, bist du der große, legendäre Merlin, oder bist du ein lausiger Jahrmarktsgaukler?« fuhr Zamorra auf. »Es gibt keinen Zauber auf diesem Planeten, mit dem du nicht zurechtkommst! Willst du, weil dir einmal ein dummer Berechnungsfehler unterlaufen ist, den Rest deines langen Lebens dem hauptberuflichen Nichtstun widmen? Ich bitte dich, mir zu helfen. - Nein - nicht mir, sondern den Betroffenen! Vielleicht verstehst du das besser!«
Merlin strich sich über den langen weißen Bart. »Ich verstand dich auch vorher schon, Zamorra. Du aber willst mich nicht verstehen. Es geht um mehr, als du ahnst. Auch Ssacah stellt eine Gefahr dar. Mit keinem Wort hast du erwähnt, daß der Kobra-Kult sich bereits in Cluanie eingenistet hat, daß viele Bewohner des Ortes bereits zu Ssacah-Anhängern geworden sind…«
Zamorras Augen wurden groß. »Davon weiß ich nichts«, stieß er hervor. »Ein Ssacah-Ableger wurde in Llewellyn-Castle erschlagen, aber…«
»Und du hast die Gefahr nicht gesehen, Zamorra? Warum hast du diesen Teil des Geschehens nicht erwähnt? Ich muß annehmen, daß du einäugig geworden bist. Deine Forderungen entspringen deinen persönlichen Sorgen, nicht den Sorgen um viele. Deshalb nehme ich sie nicht ernst.«
»Und damit wandelst du im Dunklen!« entfuhr es Zamorra, der sich daran erinnerte, daß Merlin bei seinem letzten Besuch von einem recht paradoxen Satz über Dunkelheit und Helligkeit geredet hatte.
Merlin erstarrte. »Jetzt fängst auch du damit an! Reicht es nicht, daß Shirona mich in den Wahnsinn treiben will…?«
»Shirona?« echote Zamorra. Erinnerungen durchzuckten ihn. »Yves Cascal, der Schatten, war Shirona in Julian Peters’ Traum begegnet!« [4]
Auch später war sie noch einmal aufgetaucht… aber gerade ihre Präsenz in Julians Traum hatte die Macht aufgezeigt, über die sie verfügte. Sie war in eine Traumwelt eingedrungen, die sie eigentlich ohne Julians Genehmigung und schon gar nicht ohne sein Wissen hätte berühren dürfen. Dennoch war Shirona in Julians Welt eingedrungen und hatte dem Träumer fast die Fäden aus der Hand genommen…
»Was hast du mit Shirona zu tun, Merlin?« fragte Zamorra. »Wer ist Shirona?«
Der Zauberer schloß die Augen. Er antwortete nicht, auch als Zamorra ihn weiter bedrängte.
»Also gut«, resignierte der Professor, der Merlin auch früher schon als großen Geheimniskrämer kennengelernt hatte. »Trotzdem brauchen wir deine Hilfe. Willst du sie uns wirklich verweigern?«
Merlin hob mit geschlossenen Augen den Kopf. Es schien, als lausche er einer unhörbaren Stimme.
»Kehre dorthin zurück, wo du herkamst«, sagte er. »Vielleicht wird dir geholfen. Aber laß dich warnen: Benutze keinesfalls dein Amulett. Es könnte zu einer furchtbaren Katastrophe führen.«
»Weshalb?« fragte Zamorra überrascht. Mit einer solchen Warnung hatte er nicht gerechnet. »Was soll das bedeuten, Zamorra?«
»Benutze nicht das Haupt des Siebengestirns«,
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