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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett aus der Hand und hoffte, daß Shirona nicht ausgerechnet in diesem Augenblick auftauchen würde. Als das Amulett das Schwert berührte, klang die lautlose Stimme in Zamorras Bewußtsein auf. Dein kleiner schwarzer Freund entwickelt bisweilen einen recht skurrilen Humor.
    »Was soll das heißen?« entfuhr es Zamorra.
    Er sah ein seltsam verwaschenes Bild: Don Cristofero, der den Degen in das Stierschädel-Skelett stieß, um Augenblicke später vom Horn durchbohrt zu werden. Zamorra wurde blaß. Cristofero tot?
    Der Vampir ist tot, Narr, teilte das Amulett ihm mit. Cristofero lebt - aber sicher nicht mehr lange, wenn niemand ihm hilft. Zamorra, kennst du mich immer noch nicht - nach all den Jahren?
    »Das hast du mich schon einmal gefragt«, brachte Zamorra hervor.
    Der Mann auf der Mauer! Ist er wirklich tot? fragte das Amulett spöttisch. Glaubst du im Ernst, ich lasse mich dazu herab, ein Wesen zu schaffen, das Menschen ermordet?
    »Was war dieses Stierwesen dann?« Zamorra wunderte sich, daß das Amulett so lange mit ihm sprach. Früher hatte es sich auf kurze, zumeist spöttische Kommentare und Warnungen beschränkt. Richtige Dialoge wie dieser gehörten zu den ganz großen Seltenheiten. Was war geschehen?
    Eine Magie gewordener Gedanken des kleinen Großen. Erforsche deine Gedanken.
    Damit glaubte das Amulett nun doch endlich alles Wichtige gesagt zu haben. Zamorra sah den Gnom an. Der kleine Große… diese eigenartige Bezeichnung war gar nicht mal so abwegig, denn wenn er auch von Gestalt her klein war, waren seine Zauberkünste doch überwältigend - wie auch immer man das deuten wollte.
    »Wie lange willst du noch Selbstgespräche führen?« erkundigte der Gnom sich, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Natürlich hatte er nur Zamorras Teil der Unterhaltung mithören können; die Stimme des künstlichen »Bewußtseins«, das im Amulett entstanden war, war für ihn natürlich nicht bestimmt gewesen.
    »Das Skelett mit dem Stierschädel war ein zu Magie gewordener Gedanke? Verrate mir endlich mehr darüber!«
    »Ich kann es nicht«, klagte der Gnom. »Ich wollte auch etwas für meinen Herrn tun, war abgelenkt… etwas mischte sich ein, übernahm die Kontrolle! So entstand der Stier. Ich kann nichts dafür, daß er die anderen Illusionen vereinnahmte und davonlief!«
    »Was mischte sich ein?«
    Der Gnom zuckte mit den Schultern. »Eine höhere Macht vielleicht…? Ich kann es nicht sagen.«
    »Der Stier durchbohrte den Vampir… wie bei einer Pfählung«, sann Zamorra über das Bild nach, das ganz kurz in ihm aufgeblitzt war. Der Degen… plötzlich begriff er, weshalb das Amulett von skurrilem Humor gesprochen hatte.
    Cristofero war spanischer Herkunft. Spanier und Stierkämpfe… ob sie schon zu Cristoferos Zeiten Tradition waren, wußte Zamorra nicht, aber zumindest mochte der Gnom etwas von den modernen Bräuchen aufgeschnappt haben, und das Unterbewußtsein zeigt manchmal seltsame Reaktionen…
    Sollte er tatsächlich auf diese Weise ungewollt seinem Herrn geholfen haben?
    Dann war auch der Mann von der Mauer nicht wirklich tot. Es paßte zum Kommentar des Amuletts! Es war Illusion gewesen, mehr nicht!
    Aber eine verflixt echt wirkende…
    Wenn das alles stimmte, waren die Themen Vampir und Stierschädel erledigt. Blieb die Blutvergiftung Cristoferos, die Sache mit dem Gold - und die Ssacah-Kobras in Cluanie, die Merlin erwähnt hatte.
    Probleme genug; kein Grund, schon aufzuatmen.
    Der Gnom griff ungeduldig nach Zamorras Hand. Er zerrte ihn die Treppe hinunter und nach draußen, wo der Wagen stand. »Vorhin konnte es dir nicht schnell genug gehen, und jetzt vertrödelst du Zeit!« quengelte der »kleine Große«. Am Rolls-Royce angelangt, erkannte Zamorra, was der Gnom inzwischen geleistet hatte; in all der Aufregung war ihm oben im »Zauberzimmer« gar nicht aufgefallen, daß die Gold-Nicole nicht mehr dort saß! Jetzt sah er auch eine Eisenplatte, die der Gnom irgendwoher beschafft und in den Fond des Wagens gelegt hatte. »Zaudere nicht länger«, verlangte der Gnom. »Bring die unsichtbaren Pferde mit deinem Zauber, den ich nicht verstehe, in Bewegung! Schnell!«
    Zamorra nahm hinter dem Lenkrad Platz und startete den Wagen. Der »kleine Große« saß auf goldenen Polstern und ließ sich chauffieren wie ein Lord…
    ***
    Allmählich beruhigte Shivery sich wieder. Nach seinem Erwachen war er fast ziellos bergab gehumpelt. Seine Glieder schmerzten, und er hatte sich den linken Fuß

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