0503 - Der Stierdämon
-kämpfe in anderer Form weitergeführt? Doch wie kam ein solch unheimliches Wesen ins schottische Hochland? Noch dazu in dieser grauenerregenden Mischform?
Conn schaffte es, dieses unglaublich dünne Schwertchen seines Wirtskörpers zu zücken und dem Skelett entgegenzurecken. Er wich mit letzter Kraft zur Seite aus. Das Minotaurus-Skelett verfehlte Conn knapp, und die dünne Klinge fetzte das rote Gewand auseinander, traf klappernde Knochen und wurde vom Schwung des dämonischen Stiermenschen dem Llewellyn fast aus der Hand gerissen. Schon fuhr der Stiermensch herum, senkte den gehörnten Schädel und stürmte heran.
Conn ap Llewellyn besaß nicht mehr die Kraft, auszuweichen. Er konnte nur noch den Degen heben und hoffen, daß er den Gegner tödlich verwundete. Aber die schmale Klinge glitt zwischen den Knochen hindurch, ohne auf Widerstand zu treffen.
Das Stierhorn jedoch, das eben noch Conns erstes Opfer durchbohrt hatte, senkte sich jetzt in Conns Wirtskörper und traf dessen Herz.
Der Vampir schrie auf.
Mehr blieb ihm nicht mehr. Über ihm kicherte der Sensenmann. Conn hatte versucht, an der Erbfolge vorbei die Unsterblichkeit zu erlangen. Aber es konnte nur einen unsterblichen Llewellyn geben.
Jetzt wußte er es.
Und starb.
***
Roy Thurso fragte sich, wieso er noch lebte. Er hatte nicht einmal das Bewußtsein verloren. Er fühlte den rasenden Schmerz in der Brust, er sah das Blut, und er fühlte, wie er schwächer und schwächer wurde, wie das Leben aus ihm floh. Er tastete nach der Wunde, doch konnte er nichts fühlen. Aber er war sich sicher, daß es keinen Arzt auf der Welt gab, der ihn jetzt noch retten konnte. Nicht einmal Ssacah konnte das. Oder doch…?
Thurso sah aus schmerzverschleierten Augen, wie Don Fuego, der Vampir, ebenfalls von dem Unheimlichen durchbohrt wurde. Ein Vampir wird gepfählt, dachte er. Es war die klassische Art, solche Blutsauger unschädlich zu machen, aber eine recht ungewöhnliche Variante.
Der Skelettstiermensch richtete sich wieder auf. Er schüttelte sich, während Fuego zusammensank. Auch Roy Thurso richtete sich langsam wieder auf. Abermals tastete er nach seiner Wunde und konnte sie immer noch nicht spüren. Seine Hände waren auch nicht blutverschmiert, als er sie verwundert betrachtete.
Er sah an sich herunter. Er konnte die Verwundung sehen, aber nicht fühlen? Was stimmte hier nicht? Er sah zu dem Unheimlichen hinüber, der im gleichen Moment zu verblassen begann. Das vom Degen zerschnittene Gewand wurde durchsichtig, das Skelett ebenfalls. Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, dann hatte der Unheimliche sich in Nichts aufgelöst.
Mrs. Broighinn schrie schon längst nicht mehr. Sie hatte es angesichts des Horror-Spektakels vorgezogen, in Ohnmacht zu fallen. Mr. Broighinn lag nach wie vor am Boden; er schien bis auf die Kratzer und Schrammen unverletzt, und murmelte unablässig Gebete. Thurso wich zurück; die Gebete gefielen der Schlange in ihm gar nicht. Nun, wenn Broighinn Gottes Hilfe erbat, brauchte der Mensch Thurso sich nicht mehr um ihn zu kümmern. Ssacah befahl ihm, nach dem Vampir zu sehen. Thurso taumelte auf Fuego zu. Der Vampir in seiner eigenartigen Kleidung, die wie der Mann selbst dem 17. Jahrhundert entstammte, rührte sich nicht.
Verblüfft sah Thurso, daß Fuego auch keine Verletzung aufwies. Dabei hatte das Stierhorn doch sein Herz durchbohrt!
Der Mund des Spaniers war etwas geöffnet.
Nach Vampirzähnen suchte Roy Thurso darin vergeblich!
***
»Da bist du ja wieder, Freund Zamorra«, stellte der Gnom bei Zamorras Auftauchen trocken fest. »Wenn du jetzt die Freundlichkeit besäßest, diese seltsame Droschke an ihren Fundort zurückzubringen, und das so hurtig wie möglich, könnte ich mit der Rückverwandlung alsbald beginnen.« Nach wie vor hielt er Zamorras Amulett in der Hand.
Der dachte an Shirona und an Merlins Warnung, das Amulett nicht zu benutzen. Wo war die blonde Fremde überhaupt?
Er beschrieb sie dem Gnom. Der schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe niemanden dieses Aussehens hier bemerkt, indessen aber auch nicht darauf geachtet, weil ich Besseres zu tun hatte. Willst du nun endlich zur Tat schreiten? Jede weitere Verzögerung ist nun nicht mehr meine Schuld!«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Sein Blick fiel auf das zerbrochene Vampirschwert. Als er danach griff, bröckelten Teile in seiner Hand auseinander.
»Es löst sich auf«, murmelte er. »Was ist wohl mit Don Cristofero?« Er zog dem Gnom das
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