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0504 - Attacke der Riesenkäfer

0504 - Attacke der Riesenkäfer

Titel: 0504 - Attacke der Riesenkäfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie bekam ihn zu fassen, aber er begriff wohl nicht, daß sie ihm helfen wollte, und schlug nach ihr. Es gab nur eine Möglichkeit: Sie gab ihm einen Hieb an den Kopf, der ihn betäubte, und nahm ihn dann in den Rettungsgriff. So brachte sie ihn ans Ufer, ein paar Dutzend Meter von der Schilffläche entfernt, wo bereits die überhöhte Abbruchkante war, die ihm vorhin im Auto Angst gemacht hatte.
    Sie tastete nach seinem Puls. Der schlug noch. Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern, was man ihr damals im Erste-Hilfe-Kursus beizubringen versucht hatte, ehe sie sich zur Führerschein-Ausbildung anmelden durfte. Wiederbelebungsmaßnahmen… künstliche Beatmung… zuerst mußte das Wasser aus seinen Lungen, das er garantiert geschluckt hatte. Sie quälte sich mit ihm ab, kämpfte um sein nur noch schwach flackerndes Leben, bis er schließlich in wilden Hustenkrämpfen das Wasser ausspie, sekundenlang die Augen öffnete und wieder in Bewußtlosigkeit versank. Sie beatmete ihn, bis sie sicher sein konnte, daß er überleben würde. Seine wilden Zuckungen und Krämpfe ließen nach. Erneut erwachte er, sah sie über sich gebeugt, lächelte und kippte wieder weg. Sie rüttelte ihn. »Wachbleiben, Lauren! Du mußt wachbleiben!«
    Er krächtze etwas Unverständliches.
    »Bist du in Ordnung?«
    Er schloß die Augen. Seine Hände bewegten sich, formten sich zu Klauen. Schweißtropfen erschienen auf seiner gerade getrockneten Stirn. Er versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht.
    »Du mußt dich auf die Seite legen«, sagte sie und half ihm dabei. »Ich bringe dich zu einem Arzt, ja?«
    Kaum lag er auf der Seite, waren seine Augen wieder zu. Er war nicht mehr ansprechbar, eingeschlafen oder erneut bewußtlos; sie konnte es nicht sagen. Sie sah sich um; der Wagen stand etwas entfernt. Sie konnte den schweren Mann nicht bis dorthin schleifen. Aber es war ja kein Problem, den Citroën heranzuholen. Vorsichtshalber vergewisserte sie sich noch einmal, daß Laurens Puls ruhig ging. Im nächsten Moment entdeckte sie, was ihr eben bei den Wiederbelebungsversuchen in ihrer Aufregung gar nicht aufgefallen war; in seinem Haar klebte Blut. Es gab eine Wunde am Hinterkopf. Er mußte im Wasser irgendwo angeschlagen sein und sich verletzt haben. Die Wunde blutete nicht mehr nach, aber vielleicht hatte er seine Gehirnerschütterung erlitten oder Schlimmeres.
    Michelle sah zum blauen Sommerhimmel hinauf. »Warum?« flüsterte sie.
    Aber der Himmel schwieg. Er zeigte nicht einmal Wolken.
    Jetzt endlich wurde ihr auch wieder ihr schmerzendes Bein bewußt. Sie überwand sich und sah nach unten. Das Wasser hatte den größten Teil des Insektenbreies weggespült. Aber da waren mehrere schmale, kleine Schnittwunden, aus denen immer noch Blut sickerte, und da war unter einer übriggebliebenen Schleimschicht noch der Kopf der Käfer, der sich an ihrem Bein festgebissen hatte!
    Groß wie das erste Glied ihres Daumens…
    Jäh schnellte die Übelkeit in ihr hoch. Sie wagte nicht mehr hinzuschauen.
    Ein Alptraum, dachte sie. Ein entsetzlicher Alptraum. So etwas kann keine Wirklichkeit sein!
    Sie erhob sich, taumelte auf den Citroën zu. Sie ließ sich in den Wagen fallen. Der Zündschlüssel steckte natürlich. Der Motor sprang an, sie ließ die Kupplung kommen, gab Gas. Der 2 CV holperte, wie sie es noch nie erlebt hatte, wollte nicht richtig vorwärts kommen. Sie nahm den Gang heraus, öffnete die Tür und sah nach den Rädern.
    Wieso hatte sie das nicht gleich bemerkt? Das Gras war hoch und hatte ihr die Sicht verdeckt. Außerdem war sie viel zu aufgeregt, um alle Details ihrer Umgebung wahrzunehmen.
    Ihr Auto besaß keine Reifen mehr. Es bewegte sich nur noch auf den blanken Felgen…
    ***
    Die Käfer hatten wieder an Masse gewonnen. Das vulkanisierte Reifengummi war nicht sonderlich schmackhaft und kalorienreich gewesen, doch es sorgte für die nötige Substanzerweiterung. Die Käfer gewannen dadurch zwar nicht an Kraft, denn tote Nahrung nützte ihnen in dieser Hinsicht nicht viel. Aber es gab ihnen die nötige Energie, sich innerhalb kurzer Frist zweimal zu teilen. Jetzt gab es bereits 48 Exemplare ihrer Art.
    Eine Feldmaus geriet ihnen in den Weg. Sie war blitzschnell getötet und bis auf die Knochen abgenagt, aber sie brachte kaum Masse, kaum Kraft. Die Käfer benötigten inzwischen ganz andere Mengen…
    Und sie witterten auch, wo etwas zu finden war.
    ***
    Michelle kämpfte gegen die Tränen an. »Ich darf nicht nachgeben«, keuchte sie.

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