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0505 - Jagd der Skelette

0505 - Jagd der Skelette

Titel: 0505 - Jagd der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch nicht so richtig gewöhnt, obgleich er doch nun schon einige Zeit in Yared Salems Körper steckte. Er war zu konservativ; er war mit »herkömmlicher« Magie aufgewachsen und zog sie deshalb vor. Und da er längere Zeit ein Amulett besessen hatte und zeitweise sogar damit eine geistige Verbindung eingegangen war, lag es nahe, die Magie zu verwenden, die er kannte…
    Plötzlich warnten ihn die Amulette. Er sah sie aufleuchten, erkannte den Rhythmus des Pulsierens. Sie teilten ihm mit, daß sich jemand in unmittelbarer Nähe des Zimmers befand und sich für dieses interessierte! Und es waren gleich zwei Personen auf einmal - sowohl auf dem Gang als auch draußen vor dem Fenster!
    Für wenige Augenblicke war er irritiert. Vor dem Fenster, im zwölften Stock? Dann aber entsann er sich, daß die Menschen dieser Welt und dieser Zeit ihre Hotels mit Feuerleitern abzusichern pflegten, für den Fall, daß bei einer Katastrophe Fahrstühle und Treppen nicht mehr benutzbar waren.
    »So ist das also«, murmelte Eysenbeiß. Daß sich auch am Fenster jemand herumtrieb, war kein Zufall mehr. Sie hatten ihn irgendwie aufgespürt und in die Zange genommen, um von zwei Seiten her zuzupacken!
    Seiner Geisel sagte er nichts. Die Unterhaltung war ohnehin nur sehr einseitig sporadisch; außer Angeliques Forderung, sofort freigelassen zu werden, und Eysenbeiß’ Ablehnung hatten die beiden sich nichts mehr zu sagen. Angelique lag immer noch in leichter Paralyse auf dem Bett; sie konnte nicht sehen, was Eysenbeiß tat, als er die Amulette zur Hand nahm und sich darauf konzentrierte, mit ihrer Hilfe die beiden Personen auszuforschen, die sich außerhalb des Zimmers befanden.
    Rasch stellte er fest, daß es sich um Ombre und um Asmodis handelte. Er hob erstaunt die Brauen. Sollten sich diese beiden etwa zusammengetan haben?
    Aber auch zu zweit waren sie ihm unterlegen!
    Er entwickelte eine Illusion, um Ombre abzuwehren. Wer sich auf einer Feuerleiter befand, konnte leicht abstürzen. Zwölf Stockwerke, das waren mindestens dreißig Meter. Das konnte Ombre nicht überleben. Wenn er sein Amulett bei sich trug, brauchte Eysenbeiß es anschließend nur noch von seinen sterblichen Überresten abzupflücken; wenn nicht, würde ihm niemand mehr wie in der vergangenen Nacht Widerstand leisten, wenn er es sich aus der Wohnung beschaffte.
    Also keine Probleme mehr; es war Ombres Fehler, sich so weit herangewagt zu haben. Sein letzter Fehler.
    Und um den anderen, um Asmodis, konnte sich Eysenbeiß-Salems Schatten kümmern. Eysenbeiß konnte sich nicht vorstellen, daß Asmodis sich von der letzten Auseinandersetzung schon wieder genügend erholt hatte. Er würde ein leichter Gegner sein.
    Der Schatten trennte sich vom Körper dessen, der ihn warf, und glitt unter der Tür hindurch…
    ***
    Ombre erstarrte. Das Skelett, das so überraschend hinter ihm aufgetaucht war, trug Angeliques Kleidung! Er erinnerte sich sehr genau daran, was sie getragen hatte, als er sie heute zum letzten Mal gesehen hatte. Schließlich hatte er seinen Informanten ja auch ihre Beschreibung geben müssen.
    Unwillkürlich wich er zurück. »Angelique!« stieß er hervor. »Was…«
    Abermals warnte das Amulett. Aber er deutete den Impuls falsch. Das Skelett in der Kleidung seiner Schwester bewegte sich auf ihn zu, hob die Knochenhände, formte die Finger zu Klauen, die nach Ombre greifen wollte, nach seinem Hals und seinen Augen zielten. »Nein«, stieß er hervor. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    Die Entführer hatten sie getötet, zu einem Skelett werden lassen und als solches zu neuem, unheiligem Scheinleben erweckt, in dem sie eine willenlose Sklavin war, die nur noch tat, was ihre Herren ihr befahlen! Wie ein Voodoo-Zombie, getötet, begraben und vom Houngan wieder erweckt…
    Das Grauen sprang ihn an. Ein solches Schicksal wünschte er niemandem, seiner Schwester erst recht nicht! Seine kleine Schwester, die fast wie eine Tochter für ihn gewesen war…
    Und zugleich erwachte in ihm eine unbändige Wut auf den oder die Mörder, die Angelique das angetan hatten.
    Die Wut, der Haß, die Verzweiflung ließen Yves Cascal für einen Augenblick die Beherrschung verlieren. Ein paar Sekunden nur, aber die reichten schon aus. Das Skelett näherte sich ihm noch weiter, drang auf ihn ein. Er stieß mit dem Rücken gegen etwas Hartes, griff haltsuchend um sich und stürzte.
    Mit einem gellenden Schrei raste er die Tiefe entgegen. Dreißig Meter unter ihm befand sich der

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