0505 - Jagd der Skelette
blitzschnell ab. Der andere, der nach unten blickte und damit signalisierte, daß ihn eigentlich nur der abgstürzte und zerschmetterte Körper Ombres interessierte, kam nicht mehr dazu, die Gefahr von der Seite zu erkennen. Ombre packte mit beiden Armen zu und zerrte ihn aus dem Fenster nach draußen.
Irgendwie mußte er dabei seine eigene Kraft unterschätzt haben. Fast spielerisch leicht hob er den Fremden aus dem Fenster, und der bekam zuviel Schwung und segelte über das Eisengeländer hinweg! Ombre blieb nichts anderes übrig, als ihn loszulassen, wenn er von dem gewaltigen Schwung nicht mitgerissen werden wollte.
Er erschak. Das hatte er nicht gewollt. Er war kein Mörder! Der andere hatte zwar versucht, ihn mit Magie und diesem Trugbild in den Tod zu jagen, aber das bedeutete nicht, daß Ombre selbst ähnliche mörderische Ambitionen hegte!
Fassungslos sah er nach unten.
Er begriff die Welt nicht mehr.
Sein Gegenspieler war nicht abgestürzt!
Er schwebte frei in der Luft!
Irgendwie mußte er es geschafft haben, seinen Todessturz abzufangen. Er hat dazu zwar wesentlich länger gebraucht als Ombre, war dadurch auch viel tiefer gestürzt - fast bis ganz unten hin. Aber er hielt sich dafür auch nicht an der Feuerleiter-Konstruktion fest, sondern schwebte über dem Boden! Und jetzt stieg er langsam wieder empor, als sei das völlig normal!
Ein auf seltsame Weise zufrieden wirkender Impuls seines Amuletts schreckte Ombre auf. Er mußte herausbekommen, was mit seiner Schwester passiert war! Er schwang sich ins Zimmer und sah sie auf dem Bett liegen. In der Zimmermitte lag ein Mann, den er nicht kannte - woher sollten Angelique und er auch ahnen, daß es sich um Sid Amos handelte? Damals hatte er ganz anders ausgesehen…
Mit ein paar raumgreifenden Schritten erreichte Ombre das Bett. »Angelique?« stieß er hervor. »Du lebst?«
»Ich kann mich nicht richtig bewegen. Der Schattenmann hat mich mit einer Waffe gelähmt.«
Yves preßte die Lippen aufeinander.
Er wußte, daß nicht viel Zeit blieb. Der Mann mit den beiden Amuletten mußte jeden Moment wieder am Fenster erscheinen. Amulette? Vielleicht brachte Yves’ Amulett es fertig, die Lähmung seiner Schwester zu lösen? Er hakte die Silberscheibe blitzschnell los und legte sie Angelique auf den Leib. Dabei wünschte er sich ganz intensiv, das Mädchen möge sich wieder richtig bewegen können.
Aber die Magie funktionierte nicht. Vielleicht bedurfte es noch einer weiteren Aktion, oder es lag daran, daß Yves Magie an sich ablehnte. Er hatte keine Zeit, dem auf den Grund zu gehen. Denn im gleichen Moment erschien sein Gegner wieder am Fenster…
Er schwebte immer noch frei in der Luft, glitt jetzt über das Geländer und dann ebenso leicht ins Fenster herein. Die beiden Amulette, die vor Hemd und Weste hin und her schwangen, leuchteten. Das Leuchten verdichtete sich, und Yves ahnte, daß ein magischer Angriff auf ihn unmittelbar bevorstand. Instinktiv riß er seine Zauberscheibe hoch. Im nächsten Augenblick flammten bereits unerträglich helle Blitze auf ihn zu. Aber sein Amulett wo ebenso schnell ein flirrendes Netz aus Licht, in dem sich die Blitze verfingen. Sie rasten an den Maschen entlang, lösten sich funkensprühend in Dunkelheit auf.
Der Umheimliche schrie wütend auf.
Abermals griff er an. Und da sah Yves etwas noch Unheimlicheres. Während die Amulette gegeneinander arbeiteten, löste sich der Schatten des Unheimlichen von dessen Körper, um selbst aktiv zu werden und sich Ombre zu nähern. Der befürchtete, daß die beiden anderen Amulette seinem einzelnen auf die Dauer überlegen sein mußten und versuchte, es mit wilden Gedankenbefehlen nicht nur zur Verteidigung, sondern darüber hinaus zum Gegenangriff zu bringen. Und plötzlich hatte er damit Erfolg. Das Amulett »schoß« zurück. Das Hotelzimmer war von fauchenden Blitzen durchtost, die seltsamerweise kein einziges Mal Angelique oder den Bewußtlosen trafen. Sie flirrten nur zwischen Ombre und seinem Widerpart hin und her, rasten in Abwehrfelder und lösten sich darin auf. Ombre sah, wie der Schatten seines Gegners langsamer wurde, als seien die Blitze des Amuletts in der Lage, auch ihn zu bremsen, aber dennoch kam er in zäher Beharrlichkeit immer näher, glitt jetzt über den Bewußtlosen hinweg.
Das verstärkte Ombres Amulett seinen Gegenangriff noch einmal.
Zum zweiten Mal wurde der Unheimliche aus dem Fenster gestoßen, jagte wie von einem Raketentriebsatz beschleunigt
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