0505 - Jagd der Skelette
Tag ein kleines Stück von dir.«
Sie war bleich geworden. »Du…«
Er stoppte ihren Temperamentsausbruch mit einer herrischen Handbewegung. »Darüber wird nicht diskutiert. Es wird geschehen.«
»Ombre wird dich finden. Er wird mich befreien und dich töten«, drohte Angelique.
Eysenbeiß-Salem grinste. »Es irrt der Mensch, solange er lebt«, zitierte er ein altes Sprichwort. »Ombre ist allein. Was kann er schon gegen die Macht ausrichten, über die ich verfüge?«
»Heute nacht sah das aber anders aus«, erwiderte Angelique; sie versuchte ihre dumpfe Furcht und ihr Unbehagen zu unterdrücken und so selbstbewußt aüfzutreten, wie man es von ihr gewohnt war. »Ich nehme an, daß du es warst, der uns den Schatten ins Haus geschickt hat, nicht wahr? Der hat ja wohl eine ziemlich lausige Vorstellung geliefert.«
Eysenbeiß-Salem verzog das Gesicht zu einem tückischen Grinsen.
»Es war ein Spiel, nicht mehr. Ein Testen der Kräfte. Du solltest zu der Gottheit beten, an die du glaubst, daß Ombre auf den Handel eingeht - sein Amulett gegen dich in einem, heilen Stück. Und er wird sich schnell entscheiden müssen.«
»Er wird sich entscheiden, dich pfundweise an die Alligatoren zu verfüttern«, sagte Angelique heiser. Wenn sie sich doch nur einigermaßen bewegen könnte! Aber da war nichts zu machen, die Lähmung hielt nach wie vor an. Sie brauchte über eine Minute, um nur einen Finger zu krümmen. Unter diesen Umständen war weder an eine Flucht noch an einen Angriff zu denken.
Dieser Mann im grauen Anzug ahnte ja gar nicht, daß er mit seiner Forderung bei Yves offene Türen einrannte. Er hätte sich das Kidnapping sparen können. Angelique war nahe daran, es ihm zu sagen.
Aber noch zögerte sie. Sie hatte vorhin mit Ombres Rache gedroht. Sie würde sich unglaubwürdig machen, wenn sie jetzt einen anderen Kurs einschlug. Sie war etwas zu voreilig gewesen - wie schon so oft. Aber sie würde diesen anderen Weg gehen, wenn ihr Entführer tatsächlich zum Messerchen griff, um seine unfreundlichen Ankündigungen in die Tat umzusetzen. Hoffentlich hörte er ihr dann auch zu. Angelique hatte etwas dagegen, sich in kleine Portionen zerteilen zu lassen. Und dieser Mann sah danach aus, als würde er vor der Verwirklichung seiner Drohung nicht zurückschrecken.
Wer war dieser Mann?
Und warum wollte er Ombres Amulett?
***
Sid Amos fragte nach. An der Rezeption erhielt er negativen Bescheid; es war weder ein Mister Magnus noch ein Mister Eysenbeiß noch ein Mister Salem eingetragen. Auch konnte sich niemand an einen Hotelgast erinnern, auf den die Beschreibung paßte, die Amos lieferte. Daß man ihn seiner nervtötenden Fragen wegen nicht einfach hinauskomplimentierte, verdankte er der Tatsache, daß er eine Ausweiskarte vorlegte, die ihn als FBI-Agenten legimitierte. Dazu reichte seine ganz langsam zurückkehrende magische Kraft immerhin schon wieder aus, trotzdem konnte er froh sein, daß niemand genauer hinsah und die Illusion durchschaute.
Amos hatte damit gerechnet, daß er auf diese Weise nichts erfahren würde, und ein anderer hätte das Haus jetzt vielleicht auch schulterzuckend wieder verlassen. Aber Amos grübelte immer noch darüber nach, aus welcher Eingebung heraus es das Taxi ausgerechnet hier gestoppt hatte. Dieser Impuls, diese Ahnung mußte einen tieferen Sinn haben. Sein Unterbewußtsein hatte ihn noch nie auf eine falsche Spur gelenkt. Während er die Eintragungen studierte, merkte er sich die dazugehörigen Zimmernummern. Er verglich sie mit dem Schlüsselbrett.
Einige Schlüssel hingen dort, weil die Gäste außer Haus oder die Zimmer nicht belegt waren. Aber so ganz nebenbei registrierte Amos auch, daß ein Schlüssel fehlte, obgleich es für das dazugehörige Zimmer keine Eintragung gab.
Sollte der ERHABENE sich in genau jenem Zimmer einquartiert haben, ohne einen Meldeschein ausgefüllt zu haben?
Das paßte zu ihm…
Sid Amos bedankte sich höflich für die negativen Auskünfte, schlenderte durchs Foyer, und in einem Augenblick, in dem niemand mehr auf ihn achtete, verschwand er treppauf. Er zog die Anstrengung des Treppensteigens vor; den Lift wollte er lieber nicht benutzen. Es mochte sein, daß der ERHABENE bereits von seiner Anwesenheit unterrichtet war - wenn er sich denn tatsächlich in diesem Hotel befand -, und dann konnte der Lift für den geschwächten Sid Amos zu einer Todesfälle werden. Solchen Risiken ging der alte Fuchs tunlichst aus dem Weg; nicht umsonst hatte er
Weitere Kostenlose Bücher