0506 - Die Spur der Ratte
Zeitraum erlebt als in diesen Minuten magischer Erkundung…
Die Spur führte weiträumig von den Regenbogenblumen fort. Und dann war die von Zamorra verfolgte Ratte plötzlich ebenso schnell verschwunden wie nach dem Kampf!
Sie war einfach aus dem Nichts gekommen.
Zamorra kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er hakte das Amulett an die silberne Halskette. Er fühlte sich milde. Die neuerliche parapsychische Anstrengung hatte ihn noch mehr erschöpft.
»Es dürfte wenig Zweck haben, auch den anderen Ratten nachzuspüren«, sagte er. »Ihr Auftauchen und Verschwinden dürfte auf dieselbe Weise vonstatten gegangen sein wie bei diesem Exemplar. Möchte nur wissen, wie das funktioniert.«
Unwillkürlich tastete er nach dem jetzt vor seiner Brust hängenden Amulett. Hin und wieder machte sich das scheinbar darin entstehende künstliche Bewußtsein telepathisch bemerkbar und gab Kommentare oder Hinweise von sich. Diesmal nicht; es schwieg sich aus. Entweder wußte es nichts, oder es war nicht daran interessiert, sich bemerkbar zu machen.
»Zumindest einen Alarm können wir damit abblasen«, sagte Nicole: »Die Regenbogenblumen sind nicht der Schwachpunkt. Aber wenn diese Ratten einfach so in unserem Keller erscheinen und wieder verschwinden können - wer sagt uns, daß sie das nicht auch im oberirdischen Bereich tun? Vielleicht findet gerade in diesem Moment, wo wir uns hier unten die Köpfe zerbrechen, da oben eine hohnlachende Invasion statt…«
»Warum sind wir dann noch hier unten?« stieß Zamorra hervor und begann zu laufen.
***
Es funktioniert nicht, wie geplant. Warum kommt er nicht auf den richti gen Gedanken? Und auch sonst geht es viel zu langsam voran; nicht so, wie es nach meinem Plan eigentlich sollte. Nun bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Es muß etwas geschehen, was den Meister des Übersinnlichen zum Handeln zwingt. Aber - was kann ich noch dazu tun? Geht es nicht weit über meine Kräfte?
Muß ich mich bis zum Erschöpfungstod verausgaben? Und welchen Sinn hat alles, wenn ich nicht mehr leben darf?
***
Der böse Verdacht bestätigte sich nicht. Oberirdisch gab es noch keine Rattenplage. Und das tote Exemplar, das Raffael aus dem Keller heraufgeschleppt hatte, war noch vorhanden. Es war nicht verschwunden wie die betäubten Ratten aus dem Keller.
»Ob sich das Phänomen nur auf den unterirdischen Bereich beschränkt?« grübelte Zamorra im Kaminzimmer, in das er sich mit Nicole, gefolgt von Raffael, zurückgezogen hatte. »Oberirdisch ist kein Eindringen möglich, kommt keine Schwarze Magie durch, also kann sie nur in den Kellerräumen aktiv werden…?«
Nicole hob die Brauen. »Ich weiß rieht, ob das überhaupt funktioniert. Na gut, Leonardo deMontagne hat es als -Fürst der Finsternis einmal geschafft, sich in die Vergangenheit zu versetzen, in der es die Abschirmung noch nicht gab, um dann im Keller in die Gegenwart zurückzukehren und das halbe Château in Schutt und Asche zu legen. Trotzdem hat er sein Ziel, uns auszuschalten, nicht erreicht…«
»… weil Bill Fleming, den er auf seiner Seite glaubte, zum Schluß doch wieder zu einem Menschen wurde«, ergänzte Zamorra. [3]
»Dennoch«, griff Nicole ihren Faden wieder auf, »kann ich mir nicht vorstellen, daß es wirklich so einfach sein soll, unter der Erdoberfläche einzudringen. Dann hätten die Dämonen es sicher schon längst -zigmal durchexerziert. Der einzige Schwachpunkt in der Verteidigung sind meiner Ansicht nach die Blumen, und solange niemand außer uns und unseren Freunden davon weiß…«
»Es gibt ein treffliches Gegenargument, schönste aller Sekretärinnen«, erwiderte Zamorra. »Vielleicht ist es den Dämonen bislang bloß nicht eingefallen, den Weg des Maulwurfs zu gehen. Sie sind es gewohnt, oberirdisch anzugreifen, wenn sie sich auf der Erde befinden. Nicht umsonst gibt es ja die Geschichte vom schlauen Bäuerlein und dem dummen Teufel und der Ernte über der Erde und unter der Erde…«
»Laß die alten Volksmärchen mal beiseite. Also Nachlässigkeit, Ignoranz oder Dummheit?«
»Ja.«
»Man müßte mal Sid Amos fragen, wie er das sieht«, überlegte Nicole.
Zamorra holte tief Luft. »Ich denke, derlei Philosophien sollten wir aufschieben, bis wir die nötige Ruhe dazu haben. Momentan haben wir es aber mit Ratten zu tun-, die größer als gewöhnlich sind und die sich nach Belieben in unserem Keiler tummeln.«
Du bist so oder so auf der falschen Spur, vernahm er plötzlich die lautlose telepathische Stimme
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