0507 - Der Plan der Teufelin

lange an. »Folge mir!« befahl er ihm schließlich. Der MIB gehorchte stumm und schritt hinter Zamorra her, der vorsichtshalber nach wie vor die Waffe auf ihn gerichtet hielt, entschlossen, ihn im Zweifelsfalle sofort unschädlich zu machen und dafür notfalls auf die geplante Befragung zu verzichten. Nicole sah den beiden kopfschüttelnd nach. Dann griff sie zum Autotelefon und wählte von Fahrzeug zu Fahrzeug Butler William an.
    Den erwischte sie nur fünf Kilometer vor Lyon.
    »William, denken Sie daran, Mademoiselle Lilian freundlich, aber durchaus locker entgegenzutreten, wenn Sie unsere Flugkombination nach Baton Rouge umbuchen. Wenn die nächste Verbindung in die USA schon innerhalb der nächsten drei Stunden geht, wählen Sie die übernächste. Die Pflanzen und das Gepäck als Fracht können Sie trotzdem schon vorausschicken.«
    »Die übernächste?« staunte William.
    »Sie haben’s gehört.« Nicole unterbrach die Verbindung wieder. Sie befürchtete, daß sie mit den drei Stunden noch nicht auskamen. Und sie wollte sich keinesfalls nachträglich noch einmal unter Zeitdruck zwingen lassen.
    Sie folgte Zamorra ins Gebäude. Laut Raffael hielten sich Lady Patricia und ihr Sprößling derzeit im Gästeflügel auf. Es war also nicht zu befürchten, daß sie sich gegenseitig über den Weg liefen und dabei der kleine Lord Zwerg in Gefahr geriet. Nicole lächelte unwillkürlich, als sie an Sir Rhett dachte. Ein Kleinkind in Château Montagne, lieber Himmel, wann hatte es das zuletzt gegeben? Selbst Raffael konnte sich daran nicht erinnern, dabei gehörte er fast zum Inventar des Château und hatte schon dem alten Knaben gedient, der das Schloß vor vielen Jahren an Zamorra weitervererbt hatte.
    Inzwischen dirigierte Zamorra den MIB in sein Zauberzimmer. Das war ein großer Raum, der eigens für magische Experimente eingerichtet worden war und in dem es Sicherheitseinrichtungen gab, die ein Übergreifen magischer Phänomene auf den Rest des Châteaus verhindern sollten. Dafür hatte Zamorra gesorgt, seit der namenlose Gnom, Don Cristoferos Zeit-Zauber, mit seinen Experimenten von hier aus das ganze Château auf den Kopf gestellt hatte.
    Nicole betrat als dritte den Raum. Diesmal ging es nicht darum zu zaubern, sondern nur darum, eine Befragung durchzuführen. Zamorra sprach den »Mann in Schwarz« an. »Wer bist du?«
    »Ein Diener.«
    »Wer oder was warst du früher?«
    »Ich verstehe diese Frage nicht.«
    »Was warst du, ehe du ein Diener wurdest?«
    »Ich verstehe diese Frage nicht.«
    »Wie ist dein Name?«
    »Ich verstehe diese Frage nicht.«
    Zamorra seufzte. Nicole schüttelte den Kopf. »Zwecklos, Chef«, bemerkte sie trocken. »Du wirst deine Fragen wohl anders formulieren müssen. Wie soll er sich daran erinnern, daß er einmal ein Dämon war oder welchen Namen er hatte, wenn sein organischer Gedächtnisspeicher, genannt Gehirn, nicht mehr existiert? Seine Erinnerung wird nur bis zu dem Augenblick zurückreichen, wo sein Programmgehirn aktiviert wurde, und MIB tragen keine Namen. Höchstens Bezeichnungen.«
    Zamorra nickte. »Danke, Frau Lehrerin. Es war ja auch nur ein Versuch.« Er wandte sich wieder dem »Mann in Schwarz« zu, der reglos mitten im Raum stand wie weiland Frau Lot, nachdem sie sich gerade nach Sodom und Gomorrha umgedreht hatte, um das prächtige Feuerwerk über den beiden Sündenpfuhlen zu bewundern. Nur war die biblische Dame nach ihrer Verwandlung in ein für die damaligen Menschen überlebenswichtiges Mineral sicher nicht mehr so gesprächig gewesen wie der Roboter, der sich bei Betreten des Zauberzimmers einmal umgesehen hatte und sich seitdem nicht mehr regte.
    »Welche Bezeichnung trägst du?«
    »Diese Auskunft ist gesperrt. Berechtigungsnachweis für die Frage erforderlich.«
    »Hoppla«, machte Zamorra. Er hielt dem Cyborg seinen Dhyarra-Kristall vor die toten Augen. »Siehst du diesen Sternenstein?«
    »Ja.«
    »Er ist mein Berechtigungsnachweis. Also antworte gefälligst.«
    »Ungültig. Diese Auskunft ist gesperrt. Berechtigungsnachweis für die Frage erforderlich.«
    Zamorra schluckte. »Als Dhyarra-Träger bin ich berechtigt…«
    »Warte mal«, wandte Nicole ein und schob sich in das Sichtfeld des Cyborgs. »Du behauptest, dieser Dhyarra-Kristall sei als Berechtigungsnachweis ungültig? Begründe!«
    »Ein Kristall mindestens siebter Ordnung ist erforderlich.«
    »Unlogisch«, konterte Nicole. »Du bist ein Diener. Der Fragende ist ein Herr. Du bist verpflichtet, dich zu