0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
William.«
»Akzeptiert. Später vielleicht?«
»Sicher.«
Der ältere Herr verschwand nicht, ohne zuvor Sheila einen sehr interessierten Blick zugeworfen zu haben.
»Ein alter Freund der Familie«, erklärte Mrs. Brent. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, weil sie gesehen hatte, daß ihr ein junges Mädchen zuwinkte. »Ah, da kommt meine Tochter Susan.«
Susan Brent wirkte inmitten der doch ziemlich steifen Gesellschaft erfrischend anders. Sie war locker gekleidet mit ihren weißen Jeans, den weichen Schuhen mit Paillettenschmuck, der genau zur Farbe des grünen Pullovers paßte, wie auch die Spangen in dem dunkelbraunen Haar. Ihr Gesicht war sonnenbraun. Sie besaß eine frische natürliche Ausstrahlung.
Mutter und Tochter fielen sich in die Arme. »Ich dachte schon, du hättest es nicht mehr geschafft, Susan.«
»Es war auch schwer genug.«
»Und?«
Sie wischte eine Haarsträhne aus der Stirn. »Jetzt bin ich da. Wo sind die anderen? Daddy und…«
»Er ist im Haus.«
»Ach so, und die sonstige Verwandtschaft?«
»Ich habe Matthew und Ginger kurz gesehen.«
»Was ist mit Ginger?«
Mrs. Brent hob die Schultern. »Sie hat sich bisher gut gehalten, meine ich.«
»Ja, noch.«
Eleonore Brent wollte von diesem Thema ablenken. »Ich möchte dir gern einige Bekannte vorstellen, Susan.«
Mit den Conollys wußte Susan Brent etwas anzufangen, mit Suko weniger. »Das ist ein Kollege von mir«, erklärte Bill.
»Ach so. Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Susan und streifte Sukos Gestalt mit einem letzten Blick. »Ich möchte mich nur etwas frischmachen und umziehen. Dann komme ich wieder.«
»Bis gleich, Susan.«
Die Tochter des Hauses eilte davon.
»Der Mann, der sie mal heiratet, wird es schwere haben, Susan zu bändigen«, sagte Eleonore seufzend, als sie hinter ihrer davoneilenden Tochter herschaute. »Sie hat das Temperament von meinem Mann geerbt und…«
»Bitte, seien Sie mal still!« Suko hatte sie unterbrochen. Er wurde von den Conollys erstaunt angeschaut. Auch Mrs. Brent schüttelte verwundert den Kopf.
»Was ist denn?« fragte Bill.
Suko war einige Schritte zur Seite gegangen. Er blieb dann stehen und hob die Schultern. »Es kann sein, daß ich das Splittern von Glas gehört habe.«
»Eine Scheibe?«
»Ja, möglich.«
Beide schauten an der Fassade des Gebäudes hoch. Sie standen allerdings zu weit entfernt, um alles sehr deutlich erkennen zu können. »Laß uns näher herangehen!« schlug Bill vor.
Der Meinung war der Inspektor auch. Sie brauchten nicht weit zu laufen. Von den übrigen Gästen wurden sie kaum beachtet, denn Köche schleppten die ersten Speisen aus der Küche heran, um sie im Zelt aufzubauen. Dort befanden sich ebenfalls noch Kochstellen, wo die Braten und die Suppen warmgehalten wurden.
Suko und Bill suchten die unmittelbare Nähe des Hauses ab. Es würde schwer sein, Spuren zu entdecken, weil einige Büsche bis dicht an die Hauswand heranwuchsen.
Während Suko suchte, schaute Bill an der Fassade hoch. Er versteifte mitten in der unnatürlichen Haltung. Über seine Lippen drang ein pfeifender Atemzug.
»Suko – sieh nach oben!«
Auch der Chinese drückte den Kopf in den Nacken. »Was siehst du da in der Höhe der letzten Etage?«
»Ein Ball ist das bestimmt nicht.«
»Das meine ich auch – eher ein Schädel!«
Es war nicht nur einer, denn plötzlich jagten aus zwei verschiedenen Fenstern die nächsten beiden. Als hätte man sie durch die Scheiben geschossen, so wuchtig verließen sie das Haus.
An der Hauswand entlang fielen die Splitter in die Tiefe. Bill und Suko wurden nicht getroffen, die Fenster lagen in einem zu weiten Winkel von ihnen entfernt.
Die Schädel aber blieben als unheimliche Wächter in der Luft stehen…
***
Guido Brent, Rockerchef, Tiger genannt und das schwarze Schaf der Familie, hatte seine Truppe gesammelt. Er sah überhaupt nicht ein, daß er als einziger aus der Familie dem großen Fest fernbleiben sollte. Doch wenn er mit seinen Freunden kam, dann wollte er auch seinen großen Auftritt haben.
Die beiden von Suko etwas unsanft behandelten Typen hatte sich wieder erholt. Sie und die anderen waren topfit, wollten ihren Hunger und Durst stillen und hatten zudem Aktion.
Es war alles besprochen.
Nur nicht auffallen. In langer Reihe und so leise wie möglich sich dem Ziel nähern.
Dann aber zuschlagen, wenn irgendwelche Burschen sie aufhalten wollten. Guido kannte sich aus. Er war hier aufgewachsen, hatte oft im Park gespielt und auch
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