0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
in der Umgebung, durch die sich die Schlange der Motorräder jetzt schob.
Wald und Buschwerk dämpften die Geräusche der dahinrollenden Maschinen. Diszipliniert wie selten bewegten sich die Rocker voran.
Hinter den Sichtschirmen der Helme waren ihre Gesichter nur mehr verschwommene, blasse Flecken.
Das Licht war nicht besonders gut. Normalerweise hätten sie die Scheinwerfer einschalten müssen. So rollten sie im Dämmer wie knatternde Schatten weiter.
An der Spitze hockte Guido geduckt auf seinem Feuerstuhl. Er hatte sich weit vorgebeugt und sah als erster das Weiß des Gitterzauns zwischen dem Grün der Bäume schimmern.
Mit der Linken schob er das Sichtvisier hoch. Das große Tor war geöffnet. Eine gute Sache, da brauchten sie nicht erst über den Zaun zu klettern.
Aber da waren auch die beiden Typen in den eng sitzenden Anzügen, die sich vor das Tor stellten und die Arme ausstreckten, als wollten sie mit ihren Handflächen die heranfahrenden Maschinen stoppen.
Guido Brent ließ den Feuerstuhl ausrollen. Dicht vor den Aufpassern stoppte er, blieb im Sattel sitzen und stemmte die Füße rechts und links auf den Boden.
Die beiden Aufpasser grinsten. »Ihr habt euch wohl verfahren, wie? Abmarsch!«
»Wir haben uns nicht verfahren, du Scheißer!« erklärte der Rockerchef.
»Hat der Scheißer gesagt?« fragte einer den anderen.
»Ja, ich glaube.«
»Dann werden wir ihm mal Manieren beibringen.« Es war der kräftigere von den beiden, der sein Jackett öffnete und auf die Kanone zeigte, die aus der Halfter schaute. Die beiden waren gut aufeinander eingespielt. Während der erste die Rocker ablenkte, zog der zweite mit der kalten Routine eines Profis seine Pistole und richtete sie auf den Rockerchef.
»Das war’s dann wohl!«
Tiger blieb sitzen. Er war sehr ruhig. Die Motoren der Maschinen tuckerten im Leerlauf. Es hörte sich an wie das röchelnde Atmen von Raubtieren.
Jetzt zog auch der andere Aufpasser seine Kanone. »Sollen wir euch die Reifen der Reihe nach zerschießen?«
»Dann können wir nicht mehr fahren!« erwiderte Guido.
»Wir lassen euch wegschaffen!«
Aus dem Hintergrund machte ein anderer Rocker Dampf. »Zeig ihm endlich, wer der Boß ist, Guido!«
»Gleich, einen Moment noch!«
So etwas konnte den Typen nicht gefallen. Sie waren engagiert worden, um den Weg freizuhalten. Am Tor erschien noch ein dritter Aufpasser, der innen gesessen hatte. Auch er war bewaffnet.
»Willst du auf einen Brent schießen?« fragte Guido so laut, daß die beiden ihn gerade noch hören konnten.
»Was soll das?«
»Ich bin Guido Brent!«
»Na und?«
»Ich gehöre dazu, Mann!«
Jetzt wurde der Aufpasser unsicher. Er schaute seinen Kollegen an, der im Licht einer Torleuchte stand. »Laß dir nichts erzählen, Rick. Die Typen wollen bluffen!«
»Das ist kein Bluff. Ich bin Guido Brent. Ich gehöre zu dieser netten Familie. Und jetzt laßt mich durch, ihr Säcke!«
Ob Brent oder nicht, die Wächter hatten ihre Instruktionen bekommen, und davon wichen sie nicht ab.
Rick wollte es hart machen. Er verließ sich dabei auf seine Waffe.
Der Arm stieß vor, er wollte die Mündung gegen das Gesicht des Rockes drücken, doch Tiger Brent war schneller.
Der Motor lief noch, eine Maschine, wie Guido sie fuhr, konnte binnen einer Sekunde gestartet werden.
Das tat er auch.
Die Honda sprang Rick an wie ein Raubtier. Damit hatte er nicht gerechnet. Er schoß auch nicht, weil er einfach zu überrascht war, und Guido fuhr ihn kurzerhand um.
Rick warf die Arme hoch, als der Aufprall ihn zurückschleuderte, so daß er gegen seinen Kollegen fiel und diesen ebenfalls von den Beinen riß.
Gleichzeitig starteten auch die anderen Rocker. Sie jagten vor und stießen dabei wilde Kampfschreie aus.
Es fielen auch Schüsse, nur wurde niemand getroffen, dafür überrollten die Rocker auch die nächsten Aufpasser.
Guido lachte wie ein Teufel. »Kommt!« brüllte er, »der Weg ist für uns frei. Jetzt setzen wir der Fete ein Glanzlicht auf…«
***
Ich glaubte der Person, die hinter mir stand, jedes Wort. Wer es war, hatte ich noch nicht herausgefunden, aber kein Zombie, denn mein Nacken wurde auch von dem warmen Atem des Hintermanns getroffen.
Nach wie vor lag der kalte Stahl der Klinge auf meiner Haut. Ich spürte das Schaudern, dieses Gefühl der innerlichen Angst, das alles verkrampfen ließ, aber ich tat nichts dagegen, konnte nichts tun, blieb in der vornübergebeugten Haltung und schaute aus dem Fenster in die
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