Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0507 - Zwischenspiel auf Tahun

Titel: 0507 - Zwischenspiel auf Tahun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auf die hübsche Oberschwester geworfen. Wo immer es ging, half er ihr in ihrem aussichtslosen Kampf gegen die eingefleischten Angewohnheiten ihres Chefs.
    „Chef, Sie müssen einsehen, daß die Lage gerade für eine Frau besonders schwierig ist. Warum verstärken Sie nicht das Pflegepersonal? Roboter allein genügen auch nicht.
    Die Kranken wollen Menschen um sich haben, hoffnungsfrohe und nicht übermüdete Menschen, aber keine seelenlosen Roboter. Auch wenn sie verdummt sind ..."
    Rotkel sah ihn scharf an.
    „Ich hoffe sehr, Doktor Ztlow, daß Sie das sie klein geschrieben verstehen...!"
    Ztlow stutzte, dann nickte er eifrig.
    „Natürlich, was sonst.
    Bei Ihnen, Chef, wurde eine diesbezügliche Veränderung bisher noch nicht nachgewiesen." Er grinste. „War ein kleiner Scherz, Chef. Aber zurück zum Thema, es ist ernst genug. Ich selbst habe gestern eine kleine Palastrevolution in der Beinabteilung erlebt Die Burschen hatten kaum die Prothesen, da wollten sie auch schon wieder marschieren. Sie halten es nicht in den Betten aus und wollen spielen. Ja, richtig verstanden: spielen! Im Kindergarten!"
    „Ist doch ganz klar", erwiderte Rotkel und erfaßte die günstige Gelegenheit, seine Weisheiten anzubringen, „die armen Kerle sind total verklemmt. Bisher waren sie gesund und intelligent, und nun auf einmal haben sie ein oder zwei Beine verloren und sind verdummt. Sie müssen sich abreagieren. Das wirkt sich dann eben so aus!"
    „Verklemmt!" Ztlow schnaubte wie ein Walroß. „Das ist doch totaler Unsinn, Chef. Alles können Sie doch nun auch nicht mit Ihrer Psychologie erklären! Wissen Sie übrigens, daß in unserer Klinik auch Leute liegen, die nichts mit Orthopädie zu tun haben?
    Wir haben sogar einfache Verdummungsfälle ohne jede körperliche Verletzung. Warum bringt man diese Leute nicht in die Erholungszentren, wo sie den ganzen Tag im Wald Piraten und Raumpolizei spielen können, ohne daß sie jemanden stören?"
    Truc Rotkel gab keine Antwort. Eine Weile herrschte Schweigen in dem Raum, und jeder schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Es war der 2. Oberarzt LeFink, dem plötzlich etwas auffiel. Aufmerksam beobachtete er den Chefarzt, dessen große wasserblaue Augen noch größer geworden zu sein schienen. Er sah aus dem Fenster, hinaus in den Park. Das war nichts Ungewohntes, denn sie alle wußten, daß er hin und wieder seine Gesine kontrollierte, die dort draußen graste.
    LeFink folgte dem Blick des Chefs und auch er erblickte Gesine.
    Aber Gesine graste nicht, zumindest nicht auf dem Rasen.
    Sie stand mit allen vier Beinen mitten in den sonst so peinlich saubergehaltenen Beeten Dr. Rotkels, in denen er seine Rosen züchtete. Gesine war gerade dabei, die letzten noch blühenden Rosa aurea galactica genußvoll zu verzehren. Dabei ringelte sich ihr Schwanz zu einem Ornament, das unverkennbar Brüderlichkeit und Frieden symbolisierte.
    Niemand sprach, alle beobachteten Rotkel, der lange Zeit benötigte, das Unfaßbare gedanklich zu verdauen.
    Seine Gesine! Sie fraß seine Rosen auf! Und dazu noch mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit, die mehr als schockierend wirkte.
    Aber dann, nach knapp zwei Minuten, explodierte der Vulkan.
    Alle aufgespeicherten Gefühle kamen im Bruchteil einer Sekunde zum Ausbruch.
    Brüllend sprang er auf, warf seinen Sessel um und raste zur Tür. Draußen auf dem Gang wirkte er wie eine Dampfwalze, die alles niederrollt, was sich ihr entgegenstellt.
    Merceile, LeFink und Ztlow eilten zum Fenster, um sich das Schauspiel in keiner Phase entgehen zu lassen. Es dauerte auch nicht lange, dann erschien der Dicke im Vorgarten und nahm Kurs auf die geliebten Rosenbeete.
    Dabei brüllte er noch immer. Im Hauptgebäude öffneten sich mehrere Fenster. Offenbar schien man an einen Luftalarm zu glauben, und sicherlich war manche Schwester höchst erleichtert, als sie Rotkel erblickte, der den Rest seiner wertvollen Blumen zu retten versuchte.
    Gesine hörte auf zu fressen.
    Breitbeinig stand sie da und blickte ihrem Herrn und Meister mit unendlich traurigen Augen entgegen. Der Schwanz entringelte sich und hing kraftlos bis zur aufgewühlten Erde herab.
    Genüßlich kaute Gesine noch, aber ihre Ohren begannen sich bereits zu entfalten. Die Kuh wußte genau, was nun kam, und wenn sie schamvoll die Augen mit den Ohren bedeckte, erreichte sie zweierlei zugleich: sie konnte nicht mehr sehen und sie hörte Rotkels Stimme nicht mehr.
    Und drittens wirkte sie

Weitere Kostenlose Bücher