0507 - Zwischenspiel auf Tahun
getan ...?"
Rotkel im Pyjama stolperte auf die Lichtung und blieb ruckartig stehen, als er die Situation erfaßte. Gleichzeitig dröhnte bei der BARKA der Außenlautsprecher auf.
„Jeder kehrt sofort in die Unterkunft zurück, oder wir setzen den Narkosestrahler ein. Zehn Sekunden Zeit zum Überlegen!"
Gesine setzte sich endlich in Bewegung, ignorierte die Ausbrecher und trabte zu Rotkel, der sie mit einem glücklichen Lächeln erwartete. Ihre rauhe Zunge wischte über sein rot angelaufenes Gesicht, und dann muhte sie noch einmal.
Mit Rotkel zusammen verließ sie den Park.
„Und was ist mit euch?" fragte Harm Davis über den Lautsprecher. „Zurück in die Betten, oder ich mache euch Beine!"
Die Genesenden mochten einsehen, daß ihr Ausbruchsversuch mißglückt war und daß sie gegen ein Schiff der USO nicht ankamen, mochte es auch noch so klein sein. Zögernd machten sie kehrt und schlichen zum Gebäude zurück, wo ihnen Pflegepersonal und einige Roboter entgegenkamen.
Oben am Fenster erschien Schwester Kunigunde, die sich inzwischen selbst befreit hatte, und begann schrill zu schreien.
„Alarm!" schrie sie so laut, daß die halbe Anstalt erwachte. „Die Kranken sind ausgebrochen! Alarm, zu Hilfe!"
Einer der Ausbrecher. bemerkte wütend: „Wir hätten dem hysterischen Frauenzimmer eine Beruhigungsspritze geben sollen ..."
Eine Woche später erfolgte ein weiterer Ausbruch, und der sollte sich alles andere als harmlos erweisen.
Die dazwischenliegende Woche verlief friedlich und ohne besondere Ereignisse. Es landeten noch einige vollbeladene Schiffe mit Flüchtlingen und Kranken, aber keines davon im Bezirk von Rotkels Klinik.
Harm Davis und seine Besatzung hatten sich an das Abwarten gewöhnt und erholten sich von den Aufregungen der vergangenen Monate. Rotkel hatte ihnen seine Dankbarkeit für die wunderbare Errettung Gesines deutlich gezeigt und räumte ihnen Sonderrechte ein. Sie erfreuten sich völliger Bewegungsfreiheit, obwohl die fünf Begleiter Davis täglich um ein Jota mehr verdummten.
Merceile hoffte auf ein Lebenszeichen Roi Dantons, aber keine Nachricht von ihm traf ein.
Selbst die USO gab keine Auskunft darüber, was inzwischen auf dem Handelsplaneten Olymp geschah. Wahrscheinlich wußte die Abwehrorganisation das selbst nicht so genau.
Derek Kandis lag noch immer in halber Umnachtung und wartete auf ein Wunder.
Kunigunde half ihm dabei.
In einem Seitentrakt der Riesenklinik gab es eine Abteilung, die an und für sich nur wenig mit Orthopädie zu tun hatte. Rotkel hatte hier eine ganze Schiffsladung Erkrankter untergebracht, die von einem relativ unbekannten Siedlerplaneten auf Tahun gelandet waren. Sie hatten eine Seuche mitgebracht, deren Erreger noch nicht erkannt worden war. Die Krankheit war äußerst ansteckend und nicht gerade ungefährlich.
Die entsprechende Abteilung wurde hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. In der Zwischenzeit versuchte Rotkels wissenschaftlicher Stab, ein Gegenmittel zu entwickeln.
Ausgerechnet diese verseuchten und total verdummten Kranken versuchten eine Woche nach der Landung der BARKA ihren schon lange geplanten Ausbruch aus der Isolierabteilung.
Dr. LeFink hatte seine Inspektionsrunde gerade beendet und legte den Isolieranzug ab, damit er von den Robotern desinfiziert wurde. Vergeblich hatte er gehofft, Oberschwester Merceile zu begegnen. Lediglich Schwester Kunigunde war. ihm einmal über den Weg gelaufen, um sich abermals über die seltsamen Zudringlichkeiten eines Patienten namens Derek Kandis zu beschweren. LeFink hatte sie beruhigt und ins Bett geschickt.
Im Büro studierte er Dereks Krankenbericht. Nichts Besonderes. Der USO-Agent hatte eine Halsverletzung und würde demnächst operiert werden. LeFink konnte sich nicht vorstellen, daß ein solcher Patient zudringlich sein sollte. Er beschloß, sich um den Fall zu kümmern.
Als er den Saal betrat, mußte er sich zuerst einmal an das gedämpfte Nachtlicht gewöhnen. Derek Kandis schlief, was unter den gegebenen Umständen auch kein Wunder war. Kunigunde hatte ihm vorsichtshalber die doppelte Dosis an Beruhigungsmitteln verabreicht. LeFink blieb längere Zeit am Bett des Kranken stehen und beobachtete ihn.
Kein Zweifel, Derek Kandis träumte.
LeFink ärgerte sich, nicht schon früher auf den Gedanken gekommen zu sein, den Traumleser einzusetzen. So würde er die wahrheitsgetreuen. Gedanken und Absichten des Patienten erfahren, und vielleicht auch das, was er mitzuteilen hatte. Die
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