0507 - Zwischenspiel auf Tahun
Gesine mit traurigen Augen am Rand der Lichtung stand und das Geschehen mitleidvoll verfolgte. Mira sah das Tier und meinte zu Merceile: „Eine Kuh? Hier gibt es noch Kühe?"
Merceile lachte amüsiert: „Das ist keine gewöhnliche Kuh", erklärte sie. „Sie werden es noch früh genug selbst feststellen, meine Liebe..."
3.
Rotkel räusperte sich, als die fünf Männer und Mira am anderen Tag sein Büro betraten. Er musterte sie interessiert und stellte mit sachkundigem Blick fest, daß Harm Davis derjenige war, mit dem er verhandeln konnte.
„Setzen Sie sich. Ich hörte von Ihrer Landung, noch bevor ich ins Hospital zurückkehrte. Soweit bin ich also orientiert. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter in der Stadt erteilte mir Vollmacht Sie anzuhören. Sie können offen mit mir reden, Mr. Davis. Danach werde ich entscheiden, ob Sie bleiben können. Eine Frage: Warum kamen Sie nach Tahun?"
„Auf Quinto-Center scheint die Hölle ausgebrochen zu sein, Dr. Rotkel. Wenn man den Funksprüchen Glauben schenken will, gibt es dort kaum noch normale Menschen. Ich dachte mir, hier sei es besser."
„Das kann man auch relativ betrachten. Auf Tahun landen täglich Transporter mit Geschädigten, aber auch mit Schwerverletzten und Kranken. Die Zeiten des Paradieses sind vorbei. Sicher, es gibt mehr Normale hier als anderswo, aber auch mehr Verdummte - ich nenne sie übrigens einfach Geschädigte.
Tahun ist ein Chaos, das sich vorerst noch übersehen und kontrollieren läßt. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie bleiben.
Sie können im Schiff wohnen, werden jedoch unter Beobachtung gestellt.
Merceile berichtete mir. Ich nehme an, daß jene Strahlenwelt am Nordrand der Galaxis mit der nur langsam fortschreitenden Schädigung Ihrer Männer zu tun hat. Aber auch das Mädchen Mira ist nicht mit einem Schlag dumm geworden. Ein Teil ihres Gehirns funktioniert einwandfrei."
„Ich muß sobald als möglich mit dem Hauptquartier von Terra oder Quinto-Center sprechen. Sie werden wissen, daß mein Auftrag geheim war, und es ist mir nicht gestattet, Ihnen oder einem gewöhnlichen Bevollmächtigten der USO Einzelheiten mitzuteilen."
„Es herrschen keine normalen Zeiten, Mr. Davis."
„Trotzdem bestehe ich darauf, nicht über gewisse Dinge sprechen zu müssen. Ich warte, bis sich dazu die Gelegenheit ergibt. Ich bitte lediglich um Asyl, das ist alles."
„Ist gewährt, mein Freund. Sie können bleiben, solange Sie wollen. Aber vergessen Sie nicht, daß der Park meiner Gesine gehört. Richten Sie sich danach, wenn Sie das Schiff verlassen.", Harm Davis glaubte nicht recht gehört zu haben.
„Gesine? Was ist das?"
Rotkel schien erschüttert, daß jemand Gesine nicht kannte.
Das Mädchen Mira trat vor. Gesine war etwas, das sie seit gestern nicht vergessen hatte.
„Gesine ist eine Kuh. Sie gehört dem Leiter der Klinik und darf im Park grasen. Soweit ich das verstanden habe, darf sie überhaupt alles, was sonst verboten ist."
Rotkel schaute sie vorwurfsvoll an.
„Gesine ist keine gewöhnliche Kuh. Sie ist ein sensibles, empfindliches und meiner Meinung nach durchaus intelligentes Geschöpf, das unserer ganzen Liebe bedarf, um leben zu können. Nun, Sie haben sie ja selbst gesehen. Sie steht unter meinem besonderen Schutz. Richten Sie sich danach."
„Niemand wird Ihre Kuh melken oder ihr sonst zu nahe treten", beruhigte ihn Harm Davis. „Wir werden Ihnen nicht lästig fallen, bitten Sie jedoch, uns sofort dann Mitteilung zu machen, wenn ein höherer Offizier oder Beauftragter der USO auf Tahun landen sollte. Kann ich mich darauf verlassen?"
„Sie können", erklärte Rotkel.
USO-Spezialist Derek Kandis hatte die Sprache verloren, als er von dem Kolonialplaneten Shade III vor den verdummten und angriffslustigen Siedlern floh, als diese gewalttätig zu werden drohten. Ein Stein hatte seinen Kehlkopf getroffen, und er hatte es nur seinen eigenen Leuten zu verdanken, daß er gerettet wurde. Das kleine Schiff startete automatisch, und einmal im Linearraum konnte jeder wieder klar denken.
Derek Kandis verdummte zwar leicht beim Eintauchen in den Normalraum, aber der Effekt war nicht so weitreichend wie bei seinen Leuten. Er war immerhin in der Lage, Tahun anzufliegen und eine glatte Landung vorzunehmen.
Da er im letzten Augenblick auf Shade III noch eine schwere Fußverletzung davongetragen hatte, wurde er in Rotkels Klinik transportiert und so von seinen Leuten getrennt.
Mehrmals hatte er versucht, durch die Krankenschwester
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