0507 - Zwischenspiel auf Tahun
diese Freiheit auch lag. Tahun hatte nicht die erhoffte Heilung gebracht.
Daß sie dabei eine gefährliche Seuche mitnahmen, war den beiden Männern egal.
Sie wollten frei sein, sonst nichts.
Reesh besaß genügend Kenntnisse, um die Funktion eines positronischen Roboters von Grund auf zu verstehen. Er wußte sogar, wie man diese Roboter programmierte - und umprogrammierte. Und da er nicht verdummt war wie die anderen Siedler, hatte er diese Kenntnisse auch nicht vergessen und gedachte, sie jetzt nutzbringend anzuwenden.
In dieser Nacht war es soweit.
Das menschliche Personal hatte die Isolierabteilung verlassen, und LeFink selbst war es gewesen, der die einzige Tür verschloß. Nur zwei Wachroboter blieben zurück, durch sendebereite Funkgeräte mit der Hauptwache verbunden. Es war Reeshs Aufgabe, diese beiden Roboter umzufunktionieren, damit sie den Ausbrechern halfen.
Er wartete, bis der eine Roboter seine Runde machte und in einem anderen Saal verschwand, dann stand er auf und ging zur Toilette. Dabei kam er nahe genug an dem zurückgebliebenen Roboter vorbei, um den Masterswitch in seinem Nacken zu erreichen. Mit einem zugefeilten Messer gelang es ihm, den Roboter innerhalb einer Sekunde zu desaktivieren. Mit einer Geschicklichkeit, die geradezu verblüffend war, entnahm er der Brustkassette die Programmierungsplatte - es handelte sich zum Glück um ein veraltetes Modell, wie man es nur noch in Kliniken einsetzte. Reesh sah jedoch mit einem Blick, daß es ihm unmöglich war, eine neue Programmierung einzusetzen. Das würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Er drehte sich um.
„He, Pen! Kommt! Es hat keinen Zweck, wir müssen auch ohne den Roboter hier raus! Ich lege nur noch den anderen lahm, versucht inzwischen, die Tür zu öffnen."
Während er dem zweiten Roboter bei seinem Rundgang auflauerte und außer Gefecht setzte, versuchten die Kranken, die Tür aufzubrechen. Es gelang ihnen nach einigen Schwierigkeiten.
Einmal auf dem Korridor, gab es keine nennenswerten Hindernisse mehr. Srewe und Reesh forderten ihre kranken Kameraden auf, auch die anderen Siedler zu befreien und dann in den Park und später in die Berge zu flüchten. In den Bungalow-Siedlungen sollten sie dann untertauchen.
Sie selbst kümmerten sich nicht weiter um ihre Gefährten, denn bei ihrem Plan konnten sie diese nicht mehr gebrauchen. Sie würden ihnen nur bei der Ausführung hinderlich sein.
Ihr Ziel war das im Park gelandete Schiff.
Sie liefen in den Park und verschwanden zwischen den Büschen.
Drüben im Hauptgebäude heulte die Alarmsirene auf.
Harm Davis erwachte, als Fen Dal ihn rüttelte.
„Was ist denn nun schon wieder los? Und das nennen sie einen Erholungsplaneten ...!"
„Wieder ein Ausbruch, diesmal aber Verseuchte. Wenn man die nicht faßt, gibt es eine Katastrophe!"
Harm Davis sprang aus dem Bett und setzte sich mit Rotkel in Verbindung, der natürlich keine Zeit für ihn hatte.
„Bleiben Sie im Schiff und kümmern Sie sich um nichts", brüllte der Chef. „Wenn Sie auch noch angesteckt werden, ist der Teufel los!"
„Können wir nicht helfen ...?"
„Nein! Und wenn, dann sage ich es Ihnen rechtzeitig. Ende!"
Für einen Mann, dessen Liebling sie vor einem unrühmlichen Ende bewahrt hatten, war er nicht gerade höflich und dankbar.
Harm Davis nahm ihm das nicht weiter übel. Aber er beschloß, nicht ganz so passiv zu bleiben, wie Rotkel das von ihm verlangte. Schließlich ging es auch um seine eigene Haut und die seiner Freunde.
In der Kommandozentrale der BARKA wurde abermals der Infrarotsucher in Betrieb gesetzt, und Coal Rider ließ es sich nicht nehmen, mit den Nahortern die Umgebung, peinlich genau abzusuchen. Sie entdeckten einige Ausbrecher und betäubten sie mit dem Narkosestrahler. Ein kurzer Funkspruch zur Anstalt genügte, dann kamen Roboter und holten die Patienten wieder zurück.
Von den sechzig Ausgebrochenen waren innerhalb einer halben Stunde achtundfünfzig gefaßt.
Nur zwei Patienten fehlten, und auch als der Morgen graute, gab es noch keine Spur von ihnen.
Sie waren wie vom Erdboden verschwunden.
Pen Srewe und Lark Reesh hatten ein ausgezeichnetes Versteck gefunden und beschlossen, hier erst einmal die weitere Entwicklung abzuwarten. Natürlich war es ihnen nicht entgangen, daß man die anderen Kranken wieder eingefangen hatte, aber das konnte ihnen egal sein. Sie waren draußen, und mehr hatten sie vorerst nicht gewollt.
Der Park war ungepflegt und wild. Er bot genügend
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