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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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furchtbar gefährlicher Mensch unterwegs, entweder eine Bestie in menschlicher Gestalt oder ein Verrückter, ein Irrer, und man selbst saß hinter seinem Schreibtisch, starrte fassungslos auf die Tatortfotos von seinen Opfern und wußte buchstäblich nicht, was man eigentlich tun könnte.
    Aber mit Wut fängt man keine Verbrecher. Auch nicht mit großen heroischen Sprüchen. Man fängt und überführt sie mit der tausendfach erprobten Routinearbeit. Mit dem Faktensam- j mein, das so langweilig sein kann wie nur irgendwas. Ich klatschte mit der flachen Hand auf die letzte Fotogruppe und sagte:
    »Erica Winslaw, ebenfalls vierundzwanzig Jahre alt, erst seit zwei Jahren in den Staaten als Frau des Luftwaffenmajors Stephen P. Winslaw, der Erica bei seiner Stationierung in Deutschland kennenlernte, heiratete und mit in die Staaten brachte. Mrs. Winslaw war fünf Fuß und zweidreiviertel Zoll groß, wog 115 Pfund und besaß außer einem winzigen Muttermal an der linken Schulter keine besonderen Kennzeichen. Ihren verstümmelten Leichnam fand man unmittelbar neben einer Weiche an einer Bahnlinie in Texas. Und zwar am 9. Juni dieses Jahres.«
    Ich dachte nach, ob ich etwas vergessen hätte, fand nichts und fuhr fort:
    »Allen diesen scheußlichen Morden scheinen folgende Details gemeinsam zu sein: Erstens: Alle Opfer wurden in nächster Nähe von Eisenbahnlinien aufgefunden. Zweitens: Alle Opfer wurden auf dieselbe Art ermordet und verstümmelt. Drittens: .Alle Opfer waren weiblichen Geschlechts, jüngeren Alters und weißer Hautfarbe. Viertens: Alle Opfer hatten braunes oder schwarzes Haar, graue oder grüne Augen und schlanken Körperwuchs in der Größe zwischen ungefähr fünf Fuß zwei Zoll und fünf Fuß vier Zoll. Fünftens: Kein Opfer war schwerer als 120 Pfund, was natürlich mit ihrer schlanken Gestalt zusammenhängt. Hinsichtlich der Vergangenheit, ihrer Bildung, ihrer Herkunft und ihrer Freundeskreise scheint es keinerlei Beziehungen zwischen den Opfern gegeben zu haben. Gemeinsame Bekannte konnten nicht ermittelt werden. In keinem Falle ließ sich ein ausreichend starkes Motiv für einen vorsätzlichen Mord finden. Es könnte sich demnach um die Taten eines geistesgestörten Menschen handeln, der offenbar ständig mit der Eisenbahn unterwegs ist, entweder als normaler Reisen^ der, als Tramp oder als zum Eisenbahnpersonal Gehöriger. Gegen die letzte Annahme spricht jedoch der Umstand, daß die Opfer in so weit auseinanderliegenden Gebieten ermordet wurden und an Bahnlinien, die von völlig verschiedenen Gesellschaften betrieben werden. Vom Mörder selbst fehlt uns jeder verläßliche Anhaltspunkt.«
    Ich machte eine Pause, dann sah ich Jimmy, den König der Tramps, ernst an.
    »Inzwischen hat er das vierte Mal zugeschlagen«, fuhr ich fort. »In der Nähe von Detroit, natürlich an einer Bahnlinie, hat man heute vormittag sein viertes Opfer gefunden. Die Einzelheiten werden uns noch mitgeteilt. So stehen die Dinge, Jimmy.«
    Der alte Landstreicher sah mich nachdenklich an. Dann schüttelte er plötzlich den Kopf.
    »Merkwürdig«, brummte er.
    »Was?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Da hat man ein Leben lang jeden Polizisten für einen Kerl gehalten, der nichts anderes zu tun hat, als uns zu schikanieren. Der Polizei helfen? Eher geht ein richtiger Tramp für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Sollen die doch herausfinden, was sie wissen wollen, dafür werden sie doch bezahlt. Mit dieser Überzeugung bin ich sechzig Jahre durch die Welt gegangen. Und jetzt sieht auf einmal alles ganz anders aus…«
    Mit abgewendetem Kopf schob er die Fotos zu mir herüber.
    »Was wollen Sie denn jetzt machen?« fragte er. »Das kann doch nicht so weitergehen? Irgendwie müssen Sie doch den Kerl schnappen!«
    »Deswegen haben wir Sie gesucht, Jimmy. Wir verlassen uns fest darauf, daß Sie absolut verschwiegen sind. Kein Wort von dem, was Sie hier hören und sehen, darf an die Öffentlichkeit dringen. Es könnte in die Zeitungen kommen, der Mörder könnte es lesen oder davon hören und wäre womöglich gewarnt.«
    »Ich kann den Mund halten.«
    »Gut. Ich habe meinen Vorgesetzten den Vorschlag gemacht, daß wir eigens dafür geschulte G-men als Tramps auf die Züge loslassen sollten. Kreuz und quer im Lande. Wir müssen in den Kreis der Eisenbahntramps eindringen und dort nach dem Mörder suchen. Die Zentrale hat vier G-men bestimmt, die von verschiedenen Punkten des Landes aus als Tramp umherwandern sollen, nach Gutdünken und wie

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