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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verringerte sich die Entfernung zur Burg! Hatten sie vorher vielleicht gut 500 Meter pro Minute zurückgelegt, so schafften sie jetzt glatt das zehn- bis zwanzigfache! Die öde Landschaft flog nur so an ihnen vorbei, und die Burg rückte immer näher.
    Tatsächlich erreichten sie sie noch vor dem Drachen.
    Zamorra sah nach oben. Keine Wächter auf den Zinnen - trotz der Beleuchtung und der jetzt viel lauter vernehmbaren, aber immer noch undeutbaren Geräusche schien sich niemand zeigen zu wollen. Zamorra warf sich gegen die Mauer und stellte fest, daß sie tatsächlich aus Metall war. Im gleichen Moment entstand vor ihm eine Öffnung, und er stürzte hindurch.
    Nicole und Lizette folgten ihm fast automatisch.
    Eine Lanzenspitze traf Zamorra klirrend auf das Metall der Amulette.
    »Wage es, dich ohne meine Erlaubnis zu bewegen, verfluchter Hexer, und ich spieße dich auf!« drohte der Drachenkrieger.
    ***
    »Immer mit der Ruhe«, murmelte Zamorra. »Mach du lieber mit deinem Zahnstocher keine zu hektische Bewegung. Ich hasse es nämlich, für den Rest meines Lebens tot zu sein!«
    »Still!« fuhr ihn der Drachenmann an. »Sprich nur, wenn man es dir erlaubt.« Er setzte die Speerspitze neu an - diesmal an Zamorras Hals, wo sie keinen Widerstand finden würde.
    Jetzt konnte Zamorra es nicht mehr wagen, zu sprechen, selbst wenn er sich über das Verbot hätte hinwegsetzen wollen - jede Bewegung des Kehlkopfs drückte denselben gegen die Speerspitze.
    Aus den Augenwinkeln sah Zamorra, daß es Nicole und Lizette nicht viel anders erging. Nicole lag, wie sie durch die Öffnung gestürzt war, auf dem Bauch, und ein Speer berührte ihr Genick, dort, wo die Rüstung sie nicht schützte, weil sie den Helm mit dem Nackenschutz aus Metallschuppen verloren hatte. Lizette wurde von zwei Drachenkriegern festgehalten. Ihr bodenlanges, wallendes Kleid war an zwei Stellen von den Krallenfingern der Krieger aufgerissen.
    Jetzt erst wurde auch Zamorra bewußt, daß er wieder Kleidung trug, seit er die Burg »erstürmt« hatte - Rüschenhemd, Wams, dazu einen Kilt und Fellstiefel. Eine geradezu unmögliche, verrückte Zusammenstellung. Wer auch immer sich das ausgedacht hatte, mußte eine recht seltsame Vorstellungskraft und einen noch seltsameren Geschmack haben, fand er.
    Die Drachenkrieger trugen Schnürsandalen und metallbesetzte Lendenschurze, dazu Gürtel mit Dolchen und Schwertern, und sie besaßen die langen Speere, mit denen sie ihre Gefangenen bedrohten. Ihre Körper waren mit grünlich-braunen Schuppen bedeckt, ihre Arme und Beine besaßen jeweils zwei Gelenke, was für einen ziemlich schaukelnden Gang sorgte. Langgezogene Krokodilköpfe saßen fast halslos auf den Schultern, und aus den Rücken entsprangen Flügelpaare. Hin und wieder schoß eine Flammenzunge aus dem Maul eines Drachenkriegers hervor.
    Wie war Zamorra bezeichnet worden? Als »verfluchter Hexer«? Was bedeutete das schon wieder?
    Er versuchte am türkisblauen Nebelhimmel über der Burg das riesige weiße Funken versprühende Drachenungeheuer zu erkennen. Aber der Luftraum war frei. Der Flugdrache zog seine Kreise wohl außerhalb von Zamorras Sichtbereich.
    Lizette sah nach rechts und nach links, erblickte Krokodilschädel, aus deren Nüstern Dampf quoll - und sank ohnmächtig im Griff der Unheimlichen zusammen.
    Zamorra vernahm Schritte. Weitere Drachenkrieger tauchten auf. Es mußten Dutzende sein, die sich hier versammelten. Plötzlich erschien eine Frau in seinem Blickfeld. Sie war dunkelhaarig, und in ihren Augen glühte es bedrohlich. Er erkannte sie sofort und wunderte sich, warum Merlins Stern nicht auf sie reagierte.
    Die Frau war Stygia, die Fürstin der Finsternis…
    ***
    »Stygia«, murmelte Zamorra. Also doch - sie steckte dahinter! Ihre Aura mußte es gewesen sein, die Nicole so bekannt vorgekommen war. Aber weshalb war sie ihnen zuerst in Gestalt Julians, des Träumers, entgegengetreten? Warum hatte sie nicht sofort zugeschlagen? Was sollte der Hinweis auf den Drachen?
    Vielleicht befriedigte sie damit nur ihren Spieltrieb…
    Was sie wollte, war Zamorra klar: die Amulette! Schon einmal hatte sie versucht, an die magische Silberscheiben heranzukommen. [3]
    Und jetzt war Zamorra so leichtsinnig gewesen, sie sich alle drei zugleich umzuhängen! Stygia brauchte sich nur noch zu bedienen und zuzugreifen! Nun gut, mit Merlins Stern würde sie nicht sonderlich viel anfangen können; Zamorra konnte sein Amulett jederzeit mit einem Gedankenbefehl wieder

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