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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ich bin da anderer Meinung.« Spedwell ließ sich in einen Sessel sinken und zündete sich eine Zigarre an. »Sie spielen mit dem Feuer, und ich bin nicht sicher, ob wir nicht in den nächsten zwölf Stunden einen Riesenskandal erleben werden«, fuhr er fort. »Lynne war in Scotland Yard -«
    »Scotland Yard -«, murmelte der andere mit einem spöttischen Lächeln.
    »Da gibt es nichts zu grinsen!« schnappte Spedwell. »Diese Hunde beißen schnell, wenn sie erst einmal auf der Spur sind. Und ich bin schon seit Tagen beschattet worden.«
    Fing Su richtete sich abrupt auf.
    »Sie?«
    Spedwell nickte.
    »Ich habe mir gedacht, daß Sie das interessieren wird. Und ich will Ihnen noch etwas sagen. Miss Bray wird bewacht. Leggat hat mehr Schaden angerichtet, als wir wissen - was wollen Sie übrigens mit ihm anfangen?« fragte er plötzlich und sah Fing Su dabei scharf an.
    Fing Su zuckte seine seidenen Schultern.
    »Laufenlassen!« meinte er gleichgültig.
    Spedwell kaute an seiner Zigarre und blickte auf die weißlackierten Fensterrahmen.
    »Der Yard ist alarmiert und bereits in Aktion«, erklärte er mit Nachdruck. »Wenn wir Lynne einsperren - glauben Sie nicht, daß er nachher reden wird?«
    »Möglich!« Aus Fing Sus Stimme klangen Ungeduld und Ermüdung. »Auf jeden Fall habe ich entschieden, daß in der geplanten Weise mit ihm verfahren werden soll. Dieses Land erstickt mich!« Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »So viele Dinge würden ganz einfach sein - in China! Was würde Lynne sein? Ein kopfloser Körper in der Wüste Gobi oder eine Leiche in irgendeinem Festungsgraben! - Diese Frau interessiert mich.«
    Der Chinese blieb stehen und biß sich auf die dünne Lippe.
    »Miss Bray?« Spedwell bekam schmale Augen.
    »Ja... Sie ist hübsch, sogar sehr hübsch, nicht wahr?« Er nickte. »Ich würde sie gern einmal in der Kleidung unserer Frauen sehen. Und das wäre schrecklich für Lynne. Zu wissen, daß irgendwo im weiten China - an einem unzugänglichen Ort - und mit meinen Truppen zwischen ihr und ihm -«
    Spedwell erhob sich langsam, er hatte plötzlich einen gefährlichen Ausdruck im Gesicht.
    »Diesen kleinen Traum begraben Sie lieber ganz schnell«, sagte er eisig. »Dem Mädchen darf nichts geschehen - nichts in dieser Art!«
    Fing Su lächelte.
    »Mein lieber Spedwell, wie amüsant! Was für einen eigenartigen Wert legt ihr Engländer doch euren Frauen bei - ihr seid imstande, dafür große Vermögen aufs Spiel zu setzen! Aber ich habe ja nur gescherzt. Sie ist mir völlig gleichgültig. Ich würde eher alle Frauen der ganzen Welt aufgeben, als Ihre Hilfe und Freundschaft zu verlieren.«
    Doch Spedwells Mißtrauen war nicht so leicht beseitigt. Er wußte genau, wann und aus welchem Grunde seine Dienste überflüssig werden würden, denn der Zeitpunkt war nahe, wo Fing Su sich durch einen rücksichtslosen Schritt von allen hindernden Einflüssen befreien würde. Und da er es wußte, war er darauf vorbereitet.
    »Wie entwickeln sich die Dinge in China?« erkundigte er sich.
    »Die Stunde der Entscheidung ist nahe«, erklärte der Chinese pathetisch. »Die beiden Armeen haben eine Verständigung erzielt. Wei Pa-Fu wird von Harbin abmarschieren, und Chi SaLo hat seine Kräfte in unmittelbarer Nähe von Peking konzentriert. Jetzt ist es nur noch eine Geldfrage. Die Geschütze sind gelandet worden - aber ich hätte sie nicht zu schicken brauchen, denn Wei Pa-Fu hat nur Munition und Ausrüstungsgegenstände angefordert. Nun, wenn ich erst die Verfügungsgewalt über die Yünnanreserven habe, läßt sich alles leicht arrangieren. Die Generale wollen natürlich ihre Belohnung haben. Vier Millionen reichen, um mich zum Kaiser von China zu machen.«
    Spedwell drehte nachdenklich an seinem Schnurrbart.
    »Und wieviel kostet es, daß Sie Kaiser bleiben?«
    Aber Fing Su ließ sich durch diese Frage nicht beirren.
    »Wenn ich erst einmal zur Macht gekommen bin, wird es schwierig sein, mich wieder abzusetzen. Ich werde den europäischen Mächten Konzessionen garantieren, dann werden sie schon für meine Herrschaft eintreten.«
    Spedwell hörte mit Verwunderung, wie zuversichtlich dieser Kaufmannssohn damit rechnete, sich den Platz auf einem Thron erkaufen zu können, den die Dynastien der Ming und Mandschu sich erkämpfen mußten. Und während Fing Su redete, wurde draußen die Welt immer lichter. Der Tag brach an.

28
    Mr. Stephen Narth war die Nacht über in London geblieben, und ausnahmsweise zeigte sich seine

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