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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Die Kaltschnäuzigkeit dieser Forderung verschlug Clifford für einen Augenblick die Sprache. In ihm erwachte ein plötzliches Gefühl von Besorgnis. Fing Su würde nicht wagen, diese unverschämte Forderung mit einer solchen Frechheit vorzubringen, wenn er nicht über das Mittel verfügte, sie auch durchzusetzen.
    »Und was haben Sie mir dafür zu bieten?« fragte er, und hörte, wie Fing Su scharf die Luft einzog.
    »Etwas, das sehr kostbar für Sie ist, Mr. Lynne! Aber Sie haben einen Freund in Ihrem Haus, und ich wünsche nicht, in Gegenwart von Zeugen meinen Vorschlag zu unterbreiten. Wollen Sie nicht ein paar Schritte mit mir die Straße heruntergehen?«
    »Gehen Sie voraus«, forderte Clifford. Fing Su wandte sich um und ging vor ihm her.
    »Es handelt sich um eine Dame -«, begann er.
    Lynnes Hand schoß vor und packte ihn am Kragen. Etwas Hartes preßte sich gegen die Rippen des Chinesen.
    »Sie haben Joan Bray entführt, nicht wahr?« stieß Clifford hervor. »Das wollten Sie mir doch wohl sagen!«
    »Kein Grund, dramatisch zu werden«, wehrte Fing Su ab.
    »Wo ist Miss Bray? Heraus mit der Sprache!«
    »Ich bedauere Ihr Verhalten«, meinte Fing Su ölig, »aber wenn Sie mich bedrohen, habe ich keine Veranlassung, die Angelegenheit weiter zu verfolgen, außer -«
    Er nahm den Hut ab, als wolle er seine heiße Stirn kühlen, und blickte nachdenklich hinein. Im gleichen Augenblick spritzte aus dem Kopf des Hutes eine dicke Sprühlösung mit heftigem Zischen mitten in Cliffords Gesicht.
    Pures Ammoniak, erstickend und ätzend.
    In rasendem Schmerz ließ Clifford die Pistole fallen, und der Chinese streckte den Geblendeten mit einem schnellen Faustschlag gegen die Schläfe zu Boden. Hastig kniete er neben ihm nieder und durchsuchte seine Kleidung. Ein Rascheln verriet ihm, daß hier ein Papier eingenäht war.
    Doch plötzlich wurde Fing Su abgelenkt. Von der Straße her kam der Klang eilig sich nähernder Schritte, und mit seinen scharfen Augen, die das schwärzeste Dunkel der Nacht durchdringen konnten, erkannte Fing Su die Gestalt einer Frau. Ein Instinkt rettete Joan Brav. Beim Einbiegen in den Fahrweg bemerkte sie die beiden Körper am Boden und blieb entsetzt stehen.
    »Wer ist da?« rief sie ängstlich.
    Beim Klang ihrer Stimme sprang Fing Su auf: »Miss Bray!«
    Joan erkannte den Chinesen und war einen Augenblick wie gelähmt vor Schreck. Als er aber Miene machte, auf sie zuzuspringen, erhob sie mit der Kraft der Verzweiflung die Hand und schleuderte ihm die schwarze Kugel entgegen. Unmittelbar vor Fing Sus Füßen fiel der Ball zu Boden.
    Es gab eine gewaltige Explosion, und sofort waren die Straße, der Wald und ganz Slaters Cottage von dem Schein der Magnesiumbombe grell erleuchtet. In panischem Schrecken wandte sich der Chinese um, sprang in den Wald und war einen Augenblick später außer Sichtweite. Obgleich er vom Magnesiumlicht vollständig geblendet war, gelang es ihm doch, bis zu der niedrigen Hecke zu kommen, die ihn von der Straße trennte. In der Nähe sprang irgendwo der Motor eines Autos an, das mit abgeblendeten Lichtern auf der Straße gehalten hatte. Ein ohnmächtiges Mädchen wurde aus dem Wagen gehoben und in den Straßengraben gerollt. Dann raste das Auto mit höchster Geschwindigkeit in Richtung Egham davon.
    Eine Viertelstunde später suchte eine Streife die ganze Umgebung nach Mabel Narth ab. Joe Bray hatte das Glück, sie zu finden und zu trösten.

27
    Fing Su saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Diwan in seinem starkparfümierten und überelegant eingerichteten Büro. Es war vier Uhr, und die Dächer und Türme von East London hoben sich schwarz gegen die Morgendämmerung ab.
    Dies war die Stunde, in der die Großen Chinas ihre Audienzen gaben, und Fing Su in seiner blumengestickten Seidenrobe, seinen seidenen Beinkleidern und weißen Filzstiefeln, trug auf dem Kopf die Insignien eines Ranges, auf den er keinen Rechtsanspruch besaß.
    Zwischen den Lippen hielt er eine lange Pfeife mit dickem Rohr und winzig kleinem Kopf, aber er rauchte kein Opium, sondern Tabak.
    Ein schwermütig blickendes, kleines Chinesenmädchen hockte auf ihren Fersen in einer Ecke des Raumes, seines leisesten Winkes gewärtig, ihn zu bedienen. Zu Füßen Fing Sus kauerte ein ungesund aussehender Chinese in europäischer Kleidung, einen steifen Hut neben sich.
    Fing Su nahm die henkellose Teetasse von dem niedrigen Tischchen an seiner

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